Es ist Sonntag. Genau der richtige Tag, um mit Terence Hill in den wilden Westen zu reiten. Auch Christian hat sein Pferd gesattelt – und dieses feine Combopack aus dem Hause Koch Media im Gepäck.
Regie: Enzo Barboni (als E. B. Clucher)
Darsteller: Terence Hill, Gregory Walcott, Harry Carey Jr.
Artikel von Christian Jürs
Das Jahr 1880 im Wilden Westen: Die drei Ganoven Bull, Prediger und Monkey rauben eine Postkutsche aus, ohne zu ahnen, dass der Sohn ihres ehemaligen Gaunerkollegen einer der Fahrgäste ist. Eben jener Joe sucht die Bande in ihrer Basis, einer Blockhütte auf. Dort offenbart er ihnen, dass sein Vater bereits in den ewigen Jagdgründen verweilt. Sein letzter Wille war es, aus dem einfältigen Joe einen echten Kerl zu machen. Doch das ist leichter gesagt als getan, reist Joe doch lieber mit der Bahn oder auf diesem neumodischen Drahtesel, anstatt auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen. Auch Waffengewalt lehnt das Greenhorn vehement ab. Doch als er sich in die hübsche Candida verliebt, entdeckt er ganz andere Seiten an sich…
Da gab es tatsächlich einen Terence Hill Western, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Irgendwie ist dieser Film immer an mir vorbei gerauscht. Neben all den Nobody´s, Triniti´s und Co. wirkt dieser Film allerdings wie ein Außenseiter. Zum Einen, weil hier nicht wie meist der großartige Thomas Danneberg dem Blonden seine Stimme lieh. Stattdessen hören wir den ebenfalls großartigen Manfred Schott, der unter anderem dem jungen Dustin Hoffman in Deutschland leben einhauchte. Terence durfte er zweimal sprechen (der andere Film war „Freibeuter der Meere“). Leider kam Herr Schott 1982 bei einem Autounfall ums Leben, sonst wäre er sicher heute noch bei Hoffman oder auch Nicholson Stammsprecher. Hier passt er ebenfalls hervorragend, spielt Mr. Hill hier doch nicht den witzigen Sprücheklopfer Marke Danneberg. Nein, er trägt den Part der Vernunft, die Gags gehen von seinen drei schrägen Gaunerkumpanen aus. Hier hören wir unter anderem Arnold Marquis als Prediger. Vertraute Klänge, sprach er doch mehrfach Bud Spencer. Dieser sollte ebenfalls eine Rolle in dem Film verkörpern, nur war ihm der Nebenpart als einer der drei Gauner zu klein, weswegen er absagte, was durchaus schade ist. Sei es drum, die Synchronisation ist jedenfalls trotz ungewohnter Hill-Stimme sensationell gut, bietet sie doch unter anderem Joachim Kemmer, Edgar Ott oder Klaus Sonnenschein. Auch Slapstick- und Kalauerfans kommen auf ihre Kosten, zum Beispiel dank der beiden schwarzgekleideten Revolverhelden, die immer wieder siegessicher auftauchen und dann doch nur ´nen Satz heiße Ohren kassieren. Doch dieser Western ist mehr als nur die übliche Comedynummer. Neben den üblichen (wenigen) Schlägereien ist er vordergründig ein melancholischer Abgesang auf das Ende des Wilden Westens, der dem Fortschritt weichen muss. So versuchen unsere drei doch sehr sympathischen Gauner diesem zu entkommen, was in letzter Konsequenz jedoch misslingt. Die letzte Einstellung macht dies überdeutlich. Alles in allem ein wirklich schöner Film, dessen Laufzeit von 125 Minuten jedoch etwas ausufernd wirkt. Zehn Minuten weniger hätten es sein dürfen.
Koch Media, die diesen Streifen bereits vor einiger Zeit veröffentlichten, legen jetzt mit der Westernhelden-Reihe noch einen nach. Als Nummer drei erscheint der Film noch einmal neu remastered und wahrhaft farbenfroh, auch wenn man von einem 45 Jahre alten Film natürlich keine Wunder erwarten darf. Das Bonusmaterial ist besonders interessant. So sehen wir unter anderem den alten, deutschen Kinotrailer, der eigentlich nur aus Standbildern besteht und somit die Synchronstimme von Herrn Hill verschweigt. Viel interessanter sind die beiden Featurettes: Die Eine mit Filmhistoriker Antonio Bruschini, der den Film in seine Einzelteile zerlegt. Die Andere, und hier wird es interessant, mit Dauerbösewicht und Stuntman Riccardo Pizzuti, der unfassbar arrogant daher kommt und den Ruhm des Duos Spencer / Hill auf sein Konto anrechnet („Ohne mich wären sie nicht da, wo sie heute sind.“). Höchst unsympathisch, der gute Herr, aber vielleicht auch nur verbittert, dass er immer nur auf die Zwölf bekam („Hat bumse macht und unten isser!“).
Fazit:
Ein Film, der mir bis dato unbekannt war und mich total überrascht hat. Hill/Spencer Vielfilmer Barboni schuf einen melancholischen Spätwestern mit Slapstick und ganz viel Fernweh. Der obligatorische „Oliver Onions“-Titeltrack untermauert dies gekonnt. Nicht nur Fans sollten bei diesem gelungenen DVD/BluRay-Doppelpack zuschlagen.