Horrorfans haben es nicht leicht. Die „Genreväter“, die in den vergangenen Jahrzehnten der Szene den Weg geebnet haben, verlassen uns. Just ging mit Tobe Hooper jemand, der zwar nie so in den Fokus rückte wie ein Romero oder ein Craven, aber dennoch viel für das Genre getan hat. Wir zelebrieren seine Karriere mit einem kleinen Abschied. Danke für Alles, Tobe!

Artikel von Victor Grytzka

Tobe Hooper – ein kleiner Großer des Horrorgenre. Zählt man die Meister gruseliger Filmkunst auf, so fallen Namen wie Romero, Craven, Carpenter, Argento… Fällt der Name Hooper, so denken die meisten Filmverrückten an „The Texas Chainsaw Massacre“, der Film, der das Terrorgenre revolutioniert hat. Nun ist dieser Mann von uns gegangen und folgt damit dem „Zombievater“, George A. Romero, der uns vor einigen Wochen verlassen hat, in die ewigen Jagdgründe der Genrefilmer.

Ich habe die Karriere des Herrn Hooper verfolgt, seit ich im Alter von 13/14 Jahren das „Kettensägenmassker“, wie er bei uns in den Videotheken hieß, gesehen habe. Und bis Heute ist dieser Film das Paradebeispiel dafür wo die Stärken des Filmemachers lagen. Außergewöhnlich schräge Charaktere, eine dicke Portion Humor und Zynismus, unbeschreiblicher Terror.

Schaut man sich seine Filmographie an so fällt auf, dass er den Sprung in den „Olymp“ zwar versucht hat, jedoch nie so richtig dort ankam. Dies meine ich keineswegs abwertend. Deshalb möchte ich die Gelegenheit nutzen um kurz auf ein paar Highlights aus Hoopers Karriere hinzuweisen, die vielleicht an manchen von euch vorübergegangen sind. Der Ideale Zeitpunkt um dies nachzuholen ist jetzt!

The Texas Chainsaw Massacre (1974)

Der große Wurf seiner Karriere, der nicht nur viele Regisseure auf eine gewisse Art beeinflusst hat, sondern gleich eine ganze neue Definition des Wortes „Terror“ geschaffen hat. Eine Gruppe fröhlicher Jugendlicher, ein vermeintlich verlassendes Farmhaus, eine kannibalistisch veranlagte Famile ´, eine knatternde Kettensäge… Diese Zutaten waren genug um den Zuschauern das Fürchten zu lehren. Genug, um ein bis Heute andauerndes Franchise ins Leben zu rufen, dessen jüngste Fortsetzung uns bald ins Haus steht. Ein Low-Budget Film hat es geschafft einen Charakter zu kreieren, der in einer Liga mit Freddy Krueger, Jason Voorhees und Michael Myers spielt. „Leatherface“, so sein Name, gehört zur Triple-A-Liga der „Movie Maniacs“ – zurecht! Im Jahre 1986 drehte Hooper mit „Texas Chainsaw Massacre 2“ eine Fortsetzung, die noch ironischer, zynischer und irgendwie überdreht daher kam. Danach gab er das Franchise, das es auf mittlerweile 8 Filme bringt, aus der Hand.

Eaten Alive (1977)

Diese bitterböse Satire, die einen jungen Robert Englund in einer grandios-witzigen Rolle zeigt, kam bei vielen Kritikern nicht so gut weg. Ich sehe das jedoch anders. Ein tolles Beispiel dafür, dass Hooper das Genre gerne mit einem kleinen Augenzwinkern gesehen hat. Ein Motelbesitzer der Marke „Redneck“ bekommt es mit Gästen zu tun, die nicht minder einen an der Waffel haben wie er selbst. Als wäre das nicht schräg genug, schwimmt auch noch ein hungriges Krokodil im moteleigenen Tümpel herum, das keine Gelegenheit auslässt seinen Hunger zu stillen. Ein kleiner Geheimtipp, den ich nur jedem ans Herz legen kann. Einer der Filme aus Hoopers Karriere, den man irgendwie nie „auf dem Zettel“ hat. Da man den Film für kleines Geld in jedem gut sortierten Fachmarkt findet sollte man sich die DVD einfach mal gönnen.

Brennen muss Salem (1979)

Die erste große TV Produktion in Hoopers Karriere. Er nahm sich der Umsetzung des Stoffes aus der Feder Stephen Kings an, und schuf eine – unter Fans – meist als gelungen angesehene Verfilmung. Hrausgekommen ist eine tolle Vampirgeschichte, in der der Ort „Salem’s Lot“ den Ursprung einer Vampirinvasion bildet. Atmosphärisch, düster und kühl. Ein beklemmendes Erlebnis, das allerdings auch nicht ohne eine augenzwinkernde Nuance hier und dort auskommt. Ein starker Streifen – nicht nur für King-Fans.

Poltergeist (1982)

Wer kennt ihn nicht, den Streifen über eine Familie die es mit einem ungemütlichen Geist zu tun bekommt. Kein geringerer als Steven Spielberg engagierte Hooper, um diesem Klassiker leben einzuhauchen. Herausgekommen ist ein atmosphärischer Horrorfilm, der bis Heute unter Kennern des Genre ein „must-see“ ist und, durch rätselhafte Todesfälle einiger Darsteller, einige Mythen um sich rankt. Hoopers erster Auftritt auf der ganz großen Bühne – und definitv sein berühmtester. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand diesen Meilenstein noch nicht gesehen hat. Sollte es doch jemanden geben – hier eine klare Ansage: ANSCHAUEN! Das Alter merkt man „Poltergeist“ nicht an. Gepflegtes Gruseln, das noch zwei Fortsetzungen und ein Remake nach sich zog. Leider bedeutete der Erfolg des Films für Hooper nicht den Aufstieg ins Big Business, auch wenn ich es ihm durchaus gewünscht und zugetraut hätte.

Auch wenn Hooper danach noch einiges im Film- und TV Bereich gedreht hat, ein wirklich großes Ereignis kam nicht mehr dabei heraus. Dennoch muss man sagen, dass er immer seinen eigenen Stil hatte und diesem treu blieb. Mit „Lifeforce“ (1985) und dem Remake „Invaders from Mars“ (1986) gelangen ihm unter der Kultschmiede „Cannon Films“ zwar noch 2 solide – aber keineswegs großartige – Filme, danach wurde es jedoch relativ still. Es folgten einige Episoden für diverse TV-Serien, u.a. „Amazing Stories“, „Tales from the Crypt“, „Masters of Horror“, sowie einige kleine „Filmchen“, die jedoch (leider) kaum der Rede wert sind. Wenn ich noch einen Tipp abgeben müsste, der in die „späte“ Schaffensphase Hoopers fällt – schaut euch sein Remake zu dem Drive-in Klassiker „The Toolbox Murders“, aus dem Jahre 2004, an. Eine Liebeserklärung ans Original, das unverkennbar den „Hooper-Stempel“ trägt.

Danke, Tobe! Ich mag deine Filme, ich bin ein Fan deiner Arbeiten. Es tut ein bisschen weh, es macht mich ein wenig traurig. Grüß mir die Truppe „da oben“. Du bleibst mein „kleiner Großer“, und hast dir deinen Platz in der „Hall of Fame“ der Genrelieblinge redlich verdient. So long – dein Fan

Victor

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