Christian hat mal wieder in der Klassikerkiste gekramt und hat mit „Der Kuss des Vampirs“ ein richtiges Leckerchen hervorgeholt. Wicked Vision hat den sehenswerten „Hammer“ Streifen einst in einem wunderbaren Mediabook veröffentlicht. Jetzt auch als auf 666 Stück limitierte Standard Blu-ray im Handel.
Originaltitel: The Kiss of the Vampire
Regie: Don Sharp
Darsteller: Clifford Evans, Edward de Souza, Noel Willman, Jennifer Daniel
Artikel von Christian Jürs
Anfang des 20. Jahrhunderts, irgendwo in einem Kaff in Europa. Wir werden Zeuge der Beerdigung einer jungen Frau. Plötzlich greift ihr eigener Vater, Professor Zimmer (Clifford Evans), zu Pflock und Hammer und donnert das Holz (Holzi, Holzi, Holz) durch die obere Sargwand. Blubberndes, rotes Blut erscheint und die Trauergemeinde ist schockiert. Die junge Dame war ein Vampir. Im Anschluss: Die Credits.
Ein spektakulärer Anfang des dritten Hammer-Vampirfilms. Doch Regisseur Don Sharp, der später auch Doktor Fu Man Chu auf die Kinoleinwand loslassen sollte, zieht anschließend die Reißleine. Statt wilder Vampirhatz Marke Christopher Lee vs. Peter Cushing betritt er fortan ruhigere Pfade.
COVER C DES MEDIABOOKS
So werden wir Zeuge, wie das junge Ehepaar Harcourt (Edward de Souza und Jennifer Daniel) dank fehlendem Benzin mit ihrem Automobil in eben jenem Ort stranden. Im Gasthaus zu übernachten stellt kein Problem dar, sind doch alle Zimmer frei. Kein Wunder, ist die Dame des Hauses doch seltsam abweisend und auch ihr bemüht freundlicher Mann scheint etwas zu verbergen. Bei so viel Gastfreundschaft kommt die überraschende Einladung des anliegenden Schlossbewohners Dr. Ravna (Noel Willman) gerade recht. Schnell fühlt sich vor allem die junge Marianne Harcourt dort wohl. Insbesondere das Klavierspiel des jungen Carl Ravna (Barry Warren) scheint es ihr angetan zu haben, reagiert sie hierauf wie hypnotisiert (des Rätsels Lösung: sie IST hypnotisiert!).
Der erste Besuch im Schloss verläuft ansonsten ohne weitere Komplikationen. Dr. Ravna verspricht den beiden Reisenden sogar, Benzin aus dem nächsten Ort holen zu lassen, was jedoch Zeit bräuchte, da der Ochsenkarren nicht allzu schnell liefern kann (ich empfehle hier ein Prime Abo). Um die Wartezeit zu verkürzen lädt der Schlossherr das Liebespaar zum Maskenball am nächsten Wochenende ein. Der „Tanz der Vampire“ kann beginnen. Ein Fall für Professor Zimmer…
Tatsächlich gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen „Kiss of the Vampire“ und dem Polanski-Klassiker. Hier wie dort findet ein Maskenball mit Walzertanz im europäischen Schloss statt. Ebenso das gesittete Verhalten der aristokratischen Blutlutscher ähnelt einander gar sehr. Dies kommt nicht von ungefähr, denn „Der Kuss des Vampirs“, der im Kino noch als Grammatiksünde „Der Kuss des Vampir“ lief, diente als Inspiration zur Gruselkomödie, die später ein Musical werden sollte. Wer genaueres über die Hintergründe erfahren möchte, dem empfehle ich die beiden Audiokommentare (einer mit den Hauptdarstellern Edward DeSouza und Jennifer Daniel, der Andere mit den Filmwissenschaftlern Dr. Rolf Giesen und Dr. Gerd Naumann), sowie das 24-seitige Booklet von Dr. Giesen und Filmautor Uwe Sommerlad. Hier werden wohl alle Fragen, die man zum Kussvampir haben kann, beantwortet. Ja, mit Bonusmaterial wird geklotzt und nicht gekleckert, so dass die alte DVD von Koch Media gerne aussortiert werden kann. Die Featurette „Flesh and Blood: The Hammer Heritage of Horror“, der amerikanische- und deutsche Kinotrailer, sowie die obligatorischen Bildergalerien und Filmprogramme runden das Bild ab.
Apropos Bild: Hier kann die Wicked Vision BluRay mit sauberem HD-Bild glänzen (aber auch auf DVD sieht das Bild hervorragend aus). Auch der Ton erscheint glasklar, sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch. Untertitel in beiden Sprachen sind wie gewohnt bei Wicked natürlich vorhanden.
Fazit:
Wunderschöne Veröffentlichung eines Gruselklassikers, der zwar nie wirklich gruselt, aber auch zu keiner Zeit langweilt. Sympathische Charaktere geraten in eine altmodische Schauergeschichte, deren Veröffentlichung alles andere als altmodisch daher kommt. Hammer Fans kommen an dieser Veröffentlichung nicht vorbei.
Originaltrailer: