Es ist soweit. Der vierte Teil der Hatchet Reihe, der diesen Titel nur bei uns trägt, liegt uns auf deutsch vor. Wir sagen Euch nicht nur, ob der Film lohnt, sondern auch ob die Synchronisation aus dem Hause TIberius gelungen ist…

Originaltitel: Victor Crowley

Regie: Adam Green

Darsteller: Parry Shen, Kane Hodder, Felissa Rose, Tiffany Shepis

Artikel von Christian Jürs

Adam Green ist ein Meister der Geheimniskrämerei.

Vor vielen Monaten versprach er zum zehnjährigen Jubiläum seiner 80´s-Slasherhommage „Hatchet“ eine neue Schnittfassung des Originalfilms zu veröffentlichen. Manche Gerüchte besagten, er wolle alle drei Teile zu einem Film zusammenfügen. Na super, knapp viereinhalb Stunden grunzender Killer zerhackt Protagonisten, während sich sein Dauer-Finalgirl optisch von Tamara Feldman zu Danielle Harris innerhalb einer Szene verwandelt und Parry Shen in drei verschiedenen Rollen auftaucht. Die unterschiedliche Optik zwischen Film („Hatchet“) und Digital („Hatchet 2 + 3“) mal außen vor gelassen. Bei einem Jubiläumsscreening verriet Regisseur Adam Green dem verdutzten Publikum dann direkt vor Beginn der Vorführung, sie würden keinen Recut zu sehen bekommen, sondern einen komplett neuen „Hatchet“-Film. Die Begeisterung soll groß gewesen sein. Ob berechtigt oder nicht, klären wir in den nächsten Zeilen.

Einleitend sehen wir ein junges Pärchen im Jahre 1964 in den Sümpfen Louisianas. Quasi direkt bei Victor Crowley (Kane Hodder) um die Ecke. Nach dem wohl ekelhaftesten Hochzeitsantrag der Filmgeschichte (hier könnt Ihr euch freuen, ich hab Tränen gelacht) ertönt auch schon das vertraute Monstermutatengestöhne. Keine drei Filmminuten später sind die Liebenden Hackepeter.

Jawoll, Start gelungen. Nach einem netten Comedyanfang gerät die Schlachtplatte beim Explizitzerhacken ordentlich deftig. Durch die bewusste Wahl comichafter Hand-Made-Effekte wirkt die Blutsoße natürlich eher komisch, was durchaus gewollt ist. So ist „Hatchet“ eben.

„Halt!“ dachte sich wohl Drehbuchautor Adam Green und zog hinterher die Bremse. Es folgen dreißig Minuten Figureneinführung in der filmischen Gegenwart, ehe die eigentliche Handlung startet. So werden zwei Parteien eingeführt, die später im Sumpf aufeinander treffen werden. Zum Einen haben wir den einzigen Überlebenden der Ur-Trilogie Andrew Yong (Parry Shen), einen Ex-Cop, der das Erlebte durch ein autobiographisches Buch namens „I, Survivor“ zu Geld machen möchte. Doch überall, sei es bei Signierstunden oder in Fernsehinterviews (merke: führe nie ein TV-Interview mit Deiner Ex-Frau), bezichtigen ihn die Menschen als Killer, der wie O.J. Simpson ungestraft davon gekommen ist. Er bricht mitsamt seiner durchgeknallten Agentin Kathleen (Felissa „Angela“ Rose) und einem Kamerateam an den Ort auf, wo vor zehn Jahren Victor Crowley sein Massaker vollzog. Zeitgleich befindet sich ein kleines Vier-Mann-Independent-Filmteam unter der Leitung der ambitionierten Regisseurin und Drehbuchautorin Chloe (Katie Booth) vor Ort um einen Promotrailer zum dokumentarischen Horrorstreifen „Hatchetface“ zu drehen. Blöd nur, dass a) das Flugzeug samt Kamerateam in Victors Jagdgebiet abstürzt und b) das Filmteam leichtsinnigerweise Voodoo-Wiederbelebungssprüche vom Youtubekanal eines gewissen Reverend Zombie (!!!) abspielt. Ja, nach dem durchaus blutigen Planecrash finden sich die übriggebliebenen Protagonisten im inneren des Flugzeugrumpfes zusammen. Ein Entkommen scheint es nicht zu geben, zumal ein Passagier zwischen den Sitzen eingeklemmt am Boden liegt (während der Wasserstand stätig steigt) und Victor Crowley draußen Patrouille geht…

Sicher stellt Ihr Euch die Frage: „Taugt der Film was?“

Ich fang mal mit den schlechten Nachrichten an:

  • Nach der Eröffnungssequenz passiert in punkto Splatter und Horror erst mal nix
  • Tiffany Shepis bleibt angezogen
  • Es gibt nur einmal Titten
  • So mancher Gag (Stichwort: Piloten) ist arg albern und geht nach hinten los
  • Die gesamte Wiedererweckungsstory ist arg konstruiert
  • Das Finale ist ein wenig zu kurz
  • Die Hintergründe zu Victor Crowley werden nicht (wie in jedem Vorgänger) erweitert

Nun die guten Nachrichten:

  • Der Handlungsteil im ersten Drittel macht Spaß dank gelungener Gags und sympathischer Chaoten
  • Felissa Rose bleibt angezogen (ich denke mit Schrecken an „Sleepaway Camp“ zurück)
  • Es gibt aber trotzdem einen hässlichen Schwanz inklusive haarigem Sack in Nahaufnahme
  • Die Figuren sind erstaunlich witzig und der Großteil der Gags sitzt (siehe Punkt eins)
  • Scheiß auf Logik (wer braucht die bei so einem Film?)
  • Die Splädderszenen sind hübsch widerlich
  • Scheiß auf Hintergründe (Ich will Crowley beim hacken zusehen)
  • Es gibt ein paar überraschende Cameos

Ich kann also vermelden: VICTOR CROWLEY IS BACK!

Dabei bereitet er dem Zuschauer eine Menge Spaß. Auch Parry Shen macht wieder einen prima Job. Sein zu Unrecht gescholtener Andrew kann einem die gesamte Laufzeit über leidtun. Aber auch Dillon, seines Zeichens Touristenführer und Schauspieler *hust*, ist wirklich komisch. Diesmal fällt es schwer zu erraten, wer bis zum Ende durchhält und wer zermatscht wird. Ich lag jedenfalls daneben. Doch egal ob Tiffany Shepis, Felissa Rose oder sonst wer im Cast, sie alle bereichern den Film mit selbstironischen Auftritten. Leider ist das Finale im Sumpf dann (wohl Budgetbedingt) recht kurz und natürlich endet der Film ebenso plötzlich wie seine Vorgänger. Doch diesmal kommt noch etwas, kurz nach den ersten Credits, auf dass Ihr Euch freuen könnt…

Tiberius wird uns den Film nach Deutschland bringen und hier erleben wir eine kleine Sensation. Wie oben bereits erwähnt, gab man sich bei Teil eins noch die Mühe, die Schnittauflagen der FSK anzufechten, um schließlich eine ungekürzte Veröffentlichung zu ermöglichen. Doch bei „Hatchet 2 und 3“ gab man klein bei und schmiss Rumpffassungen in die Kaufhäuser, die sämtliche Schauwerte für Horrorfans missen ließen. Über Österreich kamen die Filme zwar ungekürzt, dafür musste man aber auch tiefer in die Tasche greifen. Da Teil 4 nun ziemlich gorig daher kommt (und Tiberius den Gang zur SPIO scheut), ging ich von einer weiteren Stümmelfassung aus. Doch ich sollte mich irren. „Victor Crowley“ bekam ungekürzt sein FSK 18 Siegel. Eine Kurzfassung mit blauem Siegel existiert zwar auch, nur wird diese nicht seitens Tiberius auf Scheibe veröffentlicht. Jetzt wünsche ich mir, nein, ich verlange von Tiberius ein erneutes Vorlegen der gekürzten Vorgänger bei der Freiwilligen Selbstkontrolle. Diese sollten dank konstantem Härtegrad auch erfolgreich bestehen. Somit gäbe es für deutsche Fans endlich auch ein Happy End.

Als Extras wurden von Tiberius zwei Audiokommentare und Trailer angepriesen. Wer den Audiokommentar spricht, ob Adam Greene, Kane Hodder oder vielleicht doch nur Tante Berta aus dem Hochhaus ums Eck, kann ich leider nicht beantworten. Dafür aber die Frage, wie die deutsche Synchro abschneidet.

Nun, sie ist erstaunlich gut. Wobei, so erstaunlich ist das gar nicht. Denn für ihre Hauptfilme greift Tiberius tiefer in die Tasche als bei einem Titel wie „Human Meat“ oder „Killerclown“, die man sicher irgendwo im Filmpaket mit erwerben musste, egal ob man wollte oder nicht. Von daher geht die Synchronisation hier voll in Ordnung. Hier waren Profis am Werk, wenn auch keine sonderlich namhaften. Quasi wie bei allen „Hatchet“-Filmen (sieht man einmal von den schrecklich blöden Schmerzensschreien des ersten Onscreen-Opfers aus Teil 1 ab – „Es tut sooo weh“ – Ja, dass tat es). Doch hier ist alles in Butter, wenn auch nicht sensationell.

Fazit:

Victor Crowley is back und wird seine Fans erfreuen. Wer die ersten Teile mochte, wird auch den hier unterhaltsam finden. Wer sich bei den Vorgängern langweilte, wird auch diesmal nicht bekehrt werden. Ich mochte die Trilogie und mag auch die Quadrilogie. Mal sehen, wann und ob Victor erneut zurückkehrt. Das Ende deutet ja auf ein erneutes Zusammentreffen von… ach, ich Spoiler mal nix.

Trailer:

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