Der neueste Streich des erfolgreichen Piratenfranchise um Captain Jack Sparrow kommt in Kürze in einer Fülle von Editionen in den Handel. Setzt die Segel, holt den Rum hervor und setzt die Augenklappen auf! Arrrrrr…

Originaltitel: Pirates of the Caribbean:  Dead men tell no tales

Regie: Joachim Rønning, Espen Sandberg

Darsteller: Johnny Depp, Geoffrey Rush, Javier Bardem, Kaya Scodelario 

Artikel von Christian Jürs

Meine Kinokritik zum Depp´erten Piratenspektakel begann ich mit den Textzeilen einer grausigen Jugenderinnerung:

Hey yo Captain Jack
Bring me back to the railroad track

Grausam, nicht wahr? Doch was kümmert mich mein Gewäsch von einst? Wir wollen die alten, tristen Zeiten hinter uns lassen und fröhlich nach vorne blicken mit einem viel passenderen Seemannslied-Klassiker:

What shall we do with the drunken sailor,
What shall we do with the drunken sailor,
What shall we do with the drunken sailor,
Early in the morning?

Hoo-ray, and up she rises,
Hoo-ray, and up she rises,
Hoo-ray, and up she rises,
Early in the morning.

Klingt nach Filmfigur Captain Jack Sparrow (äußerst passend: Johnny Depp). Dieser ließ ganze sechs Jahre auf sich warten, ehe er wieder auf die große Leinwand trat. Schwierigkeiten beim Dreh mit dem frisch geschiedenen Depp, der öfters verspätet am Set erschien und dann auch noch durch eine Handverletzung die Produktion zum erliegen brachte, standen an der Tagesordnung. Ansehen tut man diese dem Film allerdings nicht.

Doch zu Beginn gibt es zunächt ein Wiedersehen mit Will Turner (Orlando Bloom) , der immer noch mit dem Fluch aus Teil 3 zu kämpfen hat und aussieht, als wäre Clearasil auch keine Lösung mehr. Sein Sohnemann Henry (Lewins McGowan) sucht und findet den Zombiepapa, dem irgendwer ins Gesicht gekotzt hat, nach kurzer Suche (sprich: wenige Filmminuten) im Alter von zwölf Jahren. Doch bis zur Befreiung vergehen noch einige Jahre und so ist Henry im weiteren Verlauf der Handlung nun dank eines Zeitsprungs volljährig. Von nun an wird er von Brenton Thwaites dargestellt. Dieser wirkt wie eine etwas blassere 1:1 – Kopie des Will Turners aus dem ersten Teil des Franchise. Auch einen weiblichen Sidekick bekommt er an seine Seite. Die junge Wissenschaftlerin Carina Smyth (Kaya Scoelario) erinnert nicht von ungefähr an Keira Knightley und deren Interpretation von Elizabeth Swann. Allerdings ist Carina Smyth noch eine Spur tougher als ihre Vorgängerin. Selbstredend, dass sich die beiden späteren Turteltauben (das sollte jedem klar sein und gilt somit nicht als Spoiler) zunächst angiften. Sie lernen sich aber auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt kennen: Zu ihrer eigenen Hinrichtung. Aber keine Angst, dieser entkommen sie, zusammen mit dem ebenfalls verurteilten Jack Sparrow, auf spektakuläre Weise.

Apropos Jack Sparrow:

Dieser wird relativ spät mit einem spektakulären Bankraub eingeführt, bei dem nicht der Safe, sondern gleich das gesamte Gebäude geraubt wird. Dieser Einstieg ist temporeich, super getrickst und ziemlich witzig, so wie sämtliche Actionszenen in diesem Blockbuster.

Da greifen Zombiehaie an (jawoll, Zombiehaie!!!), es gilt Schlachten zu schlagen gegen untote Piraten, etc. Der Film bietet alles, was CGI-Effekte heutzutage hergeben.

Entgegen den bahnbrechenden Effekten wirkt die Handlung jedoch etwas antiquiert und wiederholt weitestgehend den Originalfilm. Besonders schade hierbei ist, dass die Drehbuchautoren mit der Figur des Jack Sparrow leider nicht viel anzufangen wussten. Er lenkt lediglich noch einen bösen Wicht auf die Spur unserer Truppe, nämlich Captain Salazar (Javier Bardem). Dieser hat, wie sollte es anders sein, noch eine Rechung mit dem saufenden Paradiesvogel offen. Immerhin starben er und seine Mannen vor Jahren im Kampf gegen den jungen Jack (gute CGI-Verjüngung). Und so machen sich die Zombies, die bei ihrem ersten Auftritt fatal an John Carpenters Seeleute aus „The Fog“ erinnern, auf die Jagd nach unseren Helden. Ansonsten bleibt Jack ein reiner Comic Relief, bietet einige nette Gags und ist bei der Action stehts zur Stelle. Seine Figur entwickelt sich jedoch nicht. Ganz im Gegensatz zu Captain Barbossa (Geoffrey Rush). Dieser komplettiert nicht nur die Ur-Besetzung (Achtung Spoiler……Keira Knightley taucht gegen Ende auch kurz auf), sein Charakter bekommt auch noch wesentlich mehr Tiefe geschenkt, was seine Figur wesentlich interessanter (und auch tragischer) macht. Leider wirken genau diese Szenen auch ein wenig erzwungen, was den Spaß jedoch nur mäßig trübt.

Alles in Allem bleibt einzugestehen, dass das norwegische Regie-Duo Rønning /Sandberg hinter der Kamera eigentlich alles richtig gemacht hat, um einen gelungenen Sommer-Blockbuster zu zaubern. Zwar wirkt das Drehbuch wie eine umgeschriebene Version des ersten Teils, unterhaltsam ist der Film dennoch.

Im Kino konnte ich damals den Film in 3D bestaunen und kann vermelden, dass hier ein gutes, räumliches Bild geboten wird. Zur Heimkinorezension lag mir nur die „normale“ BluRay in 2D vor, welche jedoch auch mit glasklarem Bild und sattem Sound in DTS 7.1 (Englisch) und DTS 5.1 (Deutsch) punkten kann. Außerdem bekommen wir ein typisches Making-of, ein Pannenvideo, ein Fototagebuch und zusätzliche Szenen spendiert. Wer die technischen Voraussetzungen daheim besitzt, sollte jedoch zur 3D-Variante greifen.

Fazit:

Ordentlicher Blockbuster, der jetzt den tristen Herbst ein wenig bunter macht. Wer das Franchise mag, wird hier bestens unterhalten. Neue Fans wird dieses quasi Remake des ersten Teils allerdings nicht gewinnen. Trotzdem besser als die anderen Sequels. Vor allem wegen der Zombiehaie! Zombiehaie!! Yeah!

Trailer:

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