Weihnachten kommt bei Schröder schon im Oktober. Mit dem australischen Slasher „Red Christmas“ steht uns ein ungewöhnlicher Film über das Fest der Liebe ins Haus, der erst im zweiten Anlauf seine FSK-Freigabe bekam, und nun bald ungeschnitten in den Läden steht.
Originaltitel: Red Christmas
Regie: Craig Anderson
Darsteller: Dee Wallace, Geoff Morrell, David Collins, Sarah Bishop, Janis McGavin
Artikel von Victor Grytzka
Weihnachtshorror kann eine tolle Alternative zu den immer gleichen Schnulzgeschichten sein. Klassiker, wie in etwa „Black Christmas“, aber auch neuere Beiträge wie der niederländische „Saint“ haben bewiesen, dass es nicht immer harmonisch zugehen muss, um ein besinnliches (Film)Fest zu feiern. „Red Christmas“, aus der Hand des australischen Regisseurs Craig Anderson, soll uns dieses Jahr die Feiertage versüßen. Mit Dee Wallace, bekannt u.a. aus „Cujo“, „The Howling“ und „Critters“, bringt der Streifen zumindest eine kleine Horrorikone in der Hauptrolle mit…
Diane wünscht sich an Weihnachten nichts mehr, als ein harmonisches Fest im Kreise der Familie zu feiern. Doch der perfekte Schein trügt. Nicht nur dass das Familienidyll durch die ständigen Streitereien zwischen ihren Töchtern die Stimmung drückt, auch ein mysteriöser Fremder in einem dunklen Umhang kommt zu Besuch. Als er einen Brief vorliest dreht Diane am Rad und setzt ihn an die Sonne. Und so beginnt das Grauen, denn die „perfekte“ Mutter hat ein dunkles Geheimnis. Dieses wird nun bald gelüftet werden und kommt unaufhaltsam auf die Familie zu… mit einer Axt in der Hand!
Okay, eines Vorweg. Allzu viel habe ich hier nicht erwartet. Auf den ersten Blick war sofort klar, dass dieses Werk kein AAA-Film ist. Auf Digitalmaterial gedreht, weitestgehend unbekannte Besetzung und ein Blick in die Vita des Regisseurs verriet mir, dass der auch noch nichts weltbewegendes abgeliefert hat. Ich bin also mit keinen Erwartungen in „Red Christmas“ gestartet. Was habe ich denn nun bekommen?
Die Hintergrundgeschichte, in einem kurzen Opener erzählt, erhebt ein wenig den Zeigefinger und spricht ein im Grunde seit Jahren kontrovers und hitzig diskutiertes Thema an – Abtreibung. Leider verpufft es ziemlich schnell als wir Cletus, den unheimlichen Fremden, kennenlernen. Er ist auf der Suche nach dem Haus von Diane und zeigt direkt, dass er sein Temperament nicht im Zaum hat. Der erste nette Ekeleffekt wirkt herrlich überzogen und man weiß sofort, dass der Film seiner ernsten Einleitung nicht gerecht werden kann. Der Fokus liegt hier ganz klar darauf, wie man sich durch eine belanglose Geschichte von einem Kill zum nächsten hangeln möchte. Und genau da punktet „Red Christmas“, denn reduziert man ihn darauf, dann fallen die vielen Kritikpunkte deutlich weniger ins Gewicht. Es schwächelt nämlich an allen Ecken und Enden.
Schlechte Schauspieler, amateurhafte Kameraführung (wickel-wackel-wuckel), nervige Ausleuchtung (die sollte wohl für „Stimmung“ sorgen, tut sie aber nicht), unlustige Gags… Die Liste ist ewig lang. Von einer logischen Geschichte oder gar nachvollziehbar handelnden Charakteren mal ganz abgesehen. Die gibt es hier einfach nicht.
Also zurück zu dem einzig positiven Aspekt, der mich die knapp 80 Minuten doch noch hat überstehen lassen – die Kills. Spaltung mit einer Axt? Eine Bärenfalle als Halsschmuck? Ach, ist das schön! Nein, ernsthaft! So wenig „Red Christmas“ auch bietet, gemordet wird mit ordentlich roter Soße und so übertrieben, dass es einfach Spaß macht. Allerdings sollte man kein Schlachtfest Marke „Braindead“ erwarten – bei „Red Christmas“ bleibt alles in einem dezent-blutigen Bereich, macht aber einfach Spaß. Cletus ist irgendwie schon eine tragische Figur, so dass sein Handeln, so arschig es auch sein mag, irgendwo nachvollziehbar ist. Das Finale des Films lässt sich in einem Wort beschreiben – GEIL! Da hab ich doch tatsächlich mal laut aufgelacht – im positiven Sinne!
Die Synchro ist so la la, Bild- und Tonqualität sind als durchweg gut zu bezeichnen. Ein wenig mehr Kontrast hier und da hätte es aber sein dürfen, da insbesondere Szenen die in der Nacht und Draußen spielen etwas dunkel sind.
Ja, der Film ist billig und er ist nicht spannend. „Red Christmas“ ist definitv einer der Streifen, den man für kleines Geld mal irgendwann mitnimmt. Aber nur für die Freaks. Anhänger von high-class Horror machen einen groooooooooßen Bogen um die weihnachtliche Schlachtplatte.
Trailer: