Wozu ins Kino gehen wenn die Huren Euch spannende Gratisunterhaltung in Form eines Psychothrillers bieten? Der heutige „Hurenween“-FilmAb! basiert auf wahren, nie aufgeklärten Ereignissen. Ein Kindermörder schlägt zu. Alle Jahre wieder…!
Produktion: Kai Kinnert, Patrick Schwedler (für In Via Lübeck e.V. und Jobcenter Lübeck)
Drehbuch und Schnitt: Kai Kinnert
Regie: Louise Balda
Darsteller: Lavinia Fiorani, Dennis Matschulat, Mike Blazewicz, Roy Chuka Schmei, Louise Balda, Kai Kinnert, Marc Zwinz
Artikel von Christian Jürs
Lilly (Lavinia Fiorani) gedenkt zusammen mit ihren Freunden Andreas (Dennis Matschulat) und Valentin (Mike Blazewicz) dem 10. Todestag ihrer kleinen Schwester Anna (Luisa Franck). Diese verschwand einst beim gemeinsamen Spielen in Wald und wurde auf einem alten Zoogelände in der Nähe von Lübeck bestialisch ermordet aufgefunden. Lilly plagen seither schwere Schuldgefühle. Als einzige, mögliche Zeugin kann sie aufgrund einer durch ein Trauma ausgelösten Amnesie keine Angaben über Täter oder Tathergang machen. Auf der Geburtstagsfeier eines Freundes nimmt sie an einer Showhypnose teil (sensationeller Gastauftritt als Hypnotiseur: Christian Jürs). Hierbei kommen Erinnerungen an die schreckliche Tat aus ihrem Unterbewusstsein hoch, die sie und ihre Freunde auf die Spur des Killers führen. Zusammen mit ihrem Kumpel Jamal (Roy Chuka Schmei) und dessen Videokamera begeben sie sich zum alten Zoo um diesen zu observieren. Was die Drei nicht wissen ist, dass der damals ermittelnde Kommissar Günther Brandt (Kai Kinnert) seit Jahren das Gelände des alten Zoos observiert und mit einer Rückkehr des Killers rechnet. Er soll Recht behalten…
Auf dem Cover, bzw. dem Filmplakat prangt ein roter Luftballon. Doch von albernen Killerclowns ist hier keine Spur. Stattdessen beruht die Geschichte auf einem wahren, nie geklärten Fall, der sich in der Nähe von Lübeck einst abspielte. Damals wurde, auf den Tag genau im Abstand von einem Jahr, zunächst ein Pferd und dann ein junges Mädchen an exakt derselben Stelle ermordet. Ein weiteres, gruseliges Detail: Nur 400 Meter vom Walddreh entfernt fand man kurze Zeit nach den Aufnahmen die Leiche eines jungen Mannes, der auf dem Heimweg aus der Discothek tödlich verunglückte und seitdem als vermisst galt. Düster, aber auch melancholisch ist die Stimmung dieses Thrillers um die Jagd nach einem Serienmörder. Frei vom Humor der letzten Produktionen gerät die Ermittlung jedoch nie langweilig.
Was die Leistung der Schüler vor- und auch hinter der Kamera betrifft, muss ich Lob und Tadel aussprechen. Lob ganz klar für die Leistung. Luise Balda, die auch in einer Nebenrolle als Polizeiassistentin zu sehen ist, liefert eine saubere Regiearbeit ab. Auch die Darsteller der drei Freunde spielen sehr überzeugend. Sowohl Mike Blazewicz, als auch Dennis Matschulat, der im Folgefilm als Hauptdarsteller erst so richtig aufdrehen darf, spielen mehr als ordentlich. Roy Chuka Schmei fällt dagegen leider ein klein wenig ab, allerdings musste er sich auch noch neben dem Schauspiel um die Lichtsetzung kümmern. Lavinia Fiorani erweist sich als perfekte Besetzung für die schüchterne und ängstliche Lilly Rosenberg. Neben ihrem sehr überzeugenden Spiel ist es auch ihr Styling, wie die Brille, der halb über die Augen hängende Pony, die dunkelgeschminkten, traurigen Augen, die dazu beitragen, dass man ihr die Rolle des unter Angst und Schuldgefühlen leidenden Mädchens jederzeit abkauft. Auch wenn ihr Schauspiel nicht an das der Vorgängerinnen Kathleen Wigger und Sophia Gajewski herankommt, so ist es dennoch beeindruckend für eine quasi Laiendarstellerin.
Doch leider muss ich auch ein klein wenig mit den jungen Kursteilnehmern schimpfen. Denn wie schon öfters zuvor, litt auch dieser Kurs über weite Teile an Motivationsschwäche seitens der Schüler. So mussten vom Finale des Films drei Drehbuchseiten ungefilmt entsorgt werden, da die Hauptdarstellerin schlichtweg nicht anwesend war. Doch den schwarzen Peter muss sie sich nicht alleine in die Schuhe schieben, auch der Großteil der anderen Schüler war gelegentlich nicht so ganz bei der Sache. Trotzdem sind sowohl Film, als auch das Finale stimmungsvoll und gegen Ende sogar recht hart. Wenn man die Info über die fehlenden Drehbuchseiten nicht hätte, würde man hier nichts vermissen.
Neben den Schülern ist es vor allem Kai Kinnert in der Rolle des Günther Brandt, der hier erneut überzeugend auftritt. Sein Charakter des Serienkillerjägers läutet übrigens die „Günther“-Trilogie ein. Richtig gelesen, wir haben hier erst- und leider auch letztmals einen wiederkehrenden Charakter am Start im FilmAb!-Universum.
Marc Zwinz kehrte diesmal auch wieder zurück und bekleidete die Rolle des Polizeipsychologen und zweitbesten Hypnotiseurs des Filmes. Apropos Hypnose: Diese wurde von mir sowohl eingeleitet, als auch überwacht. Ein Großteil der Szenen mit Lavinia beinhaltet tatsächlich echte Trancezustände (achtet auf ihr Augenflattern). Gibt es auch nicht in jedem Film zu sehen.
Doch genug von meiner Seite. Macht Euch ein eigenes Bild von diesem, trotz kleiner Schwächen, gelungenen Serienkiller-Thriller…