Gruselig geht es weiter in unserem Hurenween-Monat. Koch Media versüßt uns den Horrormonat mit einer Mediabookveröffentlichung des Bava Klassikers „Die drei Gesichter der Furcht“. Was das schicke Teil außer dem Film sonst noch zu bieten hat – Christian weiß es…
Originaltitel: Il tre volti della paura
Regie: Mario Bava
Darsteller: Michèle Mercier, Boris Karloff, Jacqueline Pierreux, Lidia Alfonsi, Mark Damon
Artikel von Christian Jürs
Fans des klassischen Gruselfilms können aufatmen. Halloween ist gerettet. Denn rechtzeitig zu Samhain serviert uns Koch Media mit der fünften Veröffentlichung in der „Mario Bava Collectors Edition“-Reihe die Mutter aller Episoden-Horrorfilme.
Lange bevor der Cryptkeeper uns mit schwarzhumorigen Horrorepisoden beglückte oder tote Väter unter der Regie George A. Romeros zum Geburtstag nach ihrem Kuchen verlangten, war es der gute alte Mario, der uns drei schauerliche Geschichten in einem Film präsentierte. Als Aushängeschild holte er good old Frankenstein(s Monster) Boris Karloff mit an Bord, der uns gleich zu Beginn in (typisch für Bava) surreale Farben getaucht, vor Vampiren und anderen Monstern warnt. Ursprünglich sollte er alle Episoden auf diese Art einleiten, doch verblieben die weiteren Zwischensequenzen auf dem Boden des Schneideraums. Erst zum Ende hin durfte er noch einmal in die Rolle des Moderators eintauchen. Aber keine Angst, die Horrorikone hat auch in Episode 2 einen großen Auftritt.
„Il telefono“ bildet den Anfang der Gruselgeschichten und gibt sich hier gleich wieder visionär. Lange bevor das Grauen um 10 anrief und nach dem Baby fragte oder Casey Becker nach ihrem Lieblingshorrorfilm ausgehorcht wurde, musste sich die schöne Rosy (Michèle Mercier) den telefonischen Morddrohungen eines Unbekannten stellen. Dieser ruft des Nachts bei der jungen Dame an und droht sie zu erwürgen. Vor lauter Angst kontaktiert sie ihre Freundin Mary (Lidia Alfonsi) und bittet diese, schnell vorbei zu schauen…
Viele Jahre bevor Dario Argento den Giallo salonfähig machte, bekommen wir hier einen kleinen Vorgeschmack auf dieses einst populäre Genre aus Italien. Hierbei bekommen wir einen kleinen, gemeinen und atmosphärischen Grusler, dem nicht viel vorzuwerfen ist. Einzig die Tatsache, dass Rosy niemals auf die Idee kommt, die Polizei zu kontaktieren, wirkt etwas befremdlich. Trotzdem ein gelungener Einstieg in Bavas Gruseluniversum.
„I Wurdalak“ betritt dann echte Horrorgefilde im Gothicstil, wie wir es einst von den britischen Hammer Studios gewohnt waren. Handlungsort ist Russland im 19. Jahrhundert. Graf Vladimir Durfe (Mark Damon) findet auf seiner Reise mit einer Pferdestärke einen Mann ohne Kopf, dafür mit Dolch im Rücken am Ufer eines Flusses. Von einer Bauernfamilie erfährt er, dass der Tote ein Vampir war, den der Herr des Hauses namens Gorca (Boris Karloff), erlegt hat. Doch dieser verhält sich bei seiner Heimkehr äußerst bedrohlich…
Wer die alten Christopher Lee Vampirschinken mochte, wird sich hier heimisch fühlen. Bodennebel, Gothicatmosphäre und eine durchgehende Bedrohung lassen den Puls des Zuschauers auf Hochtouren schlagen. Eine deutliche qualitative Steigerung trotz der bereits gelungenen ersten Episode.
„La goccia d´acqua“ verlagert die Geschichte ins London des frühen 20.Jahrhunderts. Eine ehemalige Krankenschwester namens Nancy (Jacqueline Pierreux) wird spätabends gebeten, die Leiche einer reichen, alten Dame für die Totenfeier herzurichten. Doch der teure Ring an der Hand der Toten ist zu verlockend und wird kurzerhand von ihr entwendet. Durch eine Unachtsamkeit vergießt sie dabei ein Glas Wasser, während eine nervige Fliege sich auf der Hand der Toten breit macht. Spät in der Nacht beginnt bei Nancy der Wasserhahn zu tropfen und auch die Fliege taucht wieder auf…
Auch die dritte Geschichte besticht durch gekonnten Grusel und Atmosphäre, wenngleich man mit der diebischen Elster weniger mitleidet, als mit den Protagonisten der vorherigen Geschichten.
Zu guter Letzt darf Herr Karloff noch ein paar komische (!) Worte an das Publikum richten, ehe der Film mit ungewöhnlich fröhlicher Musik ausklingt.
„Black Sabbath“, wie der Film in den USA betitelt wurde, inspirierte nicht nur Filmemacher zu späteren Horroranthologien. Nein, auch Ozzy Osbourne und seine Jungs entliehen sich den Namen für ihre Band. Eine gute Wahl, funktioniert der mittlerweile 54 Jahre alte Film dank seiner düsteren Atmosphäre und kunstvollen, surrealen Ausleuchtung auch heute noch sehr gut.
Koch Media präsentiert den Film erstmals in HD, nachdem die alte e-m-s-DVD längst vergriffen ist. Über die Qualität der Bava-Filme bei Koch brauche ich wohl nicht mehr viel erwähnen. Sensationell wie immer kommen Bild und Ton daher. Auch gibt es wie üblich Trailer, Bildergalerien und einen Audiokommentar obendrauf. Außerdem liegt neben der europäischen- noch die US-Fassung der Veröffentlichung bei, zu der ich allerdings nicht viel schreiben kann, da mir nur die „normale“ Version zur Rezension vorlag.
Fazit:
Fans von altmodischem Grusel dürfen erfreut aufjauchzen. „Die drei Gesichter der Furcht“ erstrahlt in neuem Glanz und gehört in jede Sammlung eines wahren Horrorfans. Ich bin gespannt auf die weiteren Veröffentlichungen dieser Reihe und hoffe hierbei auf eine Rehabilitierung des Klassikers „Bay of Blood“ – wir werden sehen.
Trailer: