In Kürze erscheint im Hause Koch dieser Klassiker. Ein Psychothriller, den man als Genrefan definitiv in der Sammlung haben sollte. Ich würde ihn mir ja schon wegen der wunderschönen Doris Day in die Sammlung stellen. Toll restauriert, mit ein paar netten Extras und inklusive der alten deutschen Kinofassung. Hut ab!
Originaltitel: Midnight Lace
Regie: David Miller
Darsteller: Doris Day, Rex Harrison, John Gavin, Roddy McDowall
Artikel von Christian Jürs
„Hier bin ich Mrs. Preston.“
„Wer sind Sie?“
„Das werden Sie erfahren, kurz bevor ich Sie umbringe, Mrs. Preston.“
Als die adrette Amerikanerin Kit Preston (Doris Day) diese Worte während eines abendlichen Spaziergangs im nebligen Park vernimmt, ist das glückliche Leben der frischverheirateten Dame je vorüber. Erst vor drei Monaten heiratete sie den Industriellen Anthony Preston (Rex Harrison) und zog mit ihm nach London, wo sie bis dahin ein Leben wie im Märchen führen konnte. Doch die nächtliche Begegnung im Park, welche von Scotland Yard relativ ratlos aufgenommen wird, soll kein Einzelfall bleiben. Schon kurze Zeit später erhält sie erste Drohanrufe, in denen ihr Ableben zum Ende des Monats prophezeit wird…
„Mitternachtsspitzen“ ähnelt nicht von ungefähr dem ähnlich gelagerten „Bei Anruf Mord“ von Alfred Hitchcock. Hier wie dort erhält die Hauptdarstellerin Drohanrufe und muss um ihr Leben bangen. Doch während bei Hitchcock relativ klar ist wie der Hase läuft, serviert uns Regisseur David Miller einige unerwartete Wendungen bis zum schweißtreibenden Finale (in schwindelnder Höhe). Ja, zeitweise darf der Zuschauer selbst am Verstand der verängstigten Kit zweifeln, bekommen wir am Telefon doch nicht zu hören, was der Anrufer spricht und müssen uns mit Kits Reaktionen begnügen. Ist sie vielleicht einfach nur verrückt? Oder trachtet ihr tatsächlich jemand nach dem Leben? Und wenn ja, wer?
Was zunächst wie ein typischer Doris Day Film beginnt (die nächtliche Bedrohung im Park wird nach kurzer Zeit selbst von Kit als dummer Jungenstreich abgehandelt), gerät nach und nach immer mehr zum Psychodrama um eine verzweifelte Frau, der niemand glauben will. Als beispielsweise ihr Ehemann einmal ans Telefon geht um sich von der Bedrohung zu überzeugen ist natürlich von einem Psychokiller nicht die Spur am anderen Ende der Leitung. Daher stellt sich mit zunehmender Laufzeit nicht die Frage nach der Identität des Killers, sondern nach dem Gesundheitszustand des Opfers. Somit bekommen wir hier eine herrlich gegen den Strich besetzte Hauptdarstellerin serviert, die wir so vorher noch nie zu Gesicht bekommen haben. Que será será.
Doch auch der restliche Cast, angeführt von Rex Harrison, kann sich sehen lassen. Insbesondere das Auftauchen des jungen Roddy McDowall als nichtsnutziger Sohn der Haushälterin (Doris Lloyd) und natürlich höchst Verdächtiger, erfreute mich sehr, hat er doch als Schimpanse Cornelius oder Vampirjäger Peter Vincent ewig einen Platz in meinem Herzen verdient. Ich hätte ihn gerne damals als Biolehrer gehabt.
Die von Koch Media in den nächsten Tagen erscheinende Special Edition bietet neben dem Original- und US-Trailer noch eine Bildergallerie und eine Featurette über die Modeschöpfungen des Films. Vor allem aber bekommen wir den Film wahlweise im Format 1,78:1 oder 2,00:1 in restaurierter Version zu Gesicht. Auch die nicht restaurierte deutsche Kinofassung gibt’s im 4:3 – Format gratis obendrauf. Wobei hier das Bild ein wenig verwaschen daher kommt. Die restaurierte Version ist dagegen gestochen scharf, wenn auch etwas arg grobkörnig.
Fazit:
„Mitternachtsspitzen“ ist ein schön altmodischer Gruselkrimi mit einer wundervollen Hauptdarstellerin, der man unbedingt ein Happy End wünscht. Vielleicht ein wenig angestaubt, trotzdem extrem kurzweilig und definitiv eine (Wieder-)Entdeckung wert. Die Special Edition lässt hierbei, vor allem wegen der verschiedenen Bildformate, keine Wünsche offen.
Trailer: