Nachdem sich das „Fast & Furious“ Franchise vom Autorenn-Buddymovie zum „Mission: Impossible“ ähnlichen Krawallaction-Spektakel entwickelt hat, dürsten die PS-Fans nach Ersatz-Autopornos. Abhilfe soll dieser kleine „Nur noch 60 Sekunden“-Klon mit Clints Sohn Scott Eastwood schaffen.  

Regie: Antonio Negret

Darsteller: Scott Eastwood, Freddie Thorp, Ana De Armas

Artikel von: Christian Jürs

Ich gebe es zu. Ja, ich habe „The Fast and the Furious“ ungesehen immer als die Prollscheiße verurteilt, die man dem Franchise allgemein nachsagt. Doch kürzlich habe ich angefangen meine Heimkinoanlage mit den Filmen zu quälen und finde tatsächlich gefallen an den Filmen (genügend sinnesvernebelnder Gerstensaft vorausgesetzt). Trotzdem bleibt es natürlich Prollscheiße. Jetzt versuchen die Franzosen mit dem kleinen Bruder „Overdrive“ ein Stück vom Küchlein abzubekommen.

Die Story ist ähnlich simpel wie beim Vorbild. Die Brüder Garrett (Andrew Thorpe) und Andrew Foster (Scott Eastwood) sind Profi-Autodiebe. Vorrangig haben sie es auf Sammlerstücke abgesehen, die sie teuer verkaufen können. Doch als sie einen seltenen, schwarzen Bugatti entwenden, legen sie sich mit dem Falschen an. Denn dieser gehört dem Mafiosi Jacomo Morier (Simon Abkarian), der aussieht wie ein knollennasiger Sylvester Stallone und nun den beiden Langfingern ein Ultimatum stellt. Entweder sie klauen für ihn von seinem Erzfeind Max Klemp (Clemens Schick) das Schmuckstück seiner Sammlung oder sie springen über die Klinge. Doch die Jungs sind pfiffig und stellen in Windeseile ein Team aus heißen Mädels, einem dilettantischem Bombenbauer und dem wenig vertrauenswürdigen Sohn ihres Auftraggebers zusammen. Ach ja, das FBI ist ihnen auch noch auf den Fersen. Was kann da schon schiefgehen?

Im Kino kam „Overdrive“ aus den niedrigen Gängen nicht hinaus. Zu klein wirkt dieser eigentlich recht ordentlich gedrehte No-Brainer gegen den großen Bruder mit dem Affenmann als Aushängeschild und seinem prominenten Gefolge. Dabei gibt es eine Parallele: Scott Eastwood, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ausschaut, war bereits beim achten Teil der „Fast and Furious“-Saga als neuer Paul Walker Ersatz am Start. Doch während er dort eher als schmückendes Beiwerk durchging, muss der charismatische Jungschauspieler diesen Film quasi alleine stemmen, da alle anderen Darsteller eher als profillos zu bezeichnen sind. Dank Clint Junior, der die Augen ebenso wie sein Herr Papa cool zusammenkneifen kann und einiger gelungener Actionszenen weiß „Overdrive“ auf der heimischen Couch tatsächlich über die 90 Minuten Laufzeit zu unterhalten.

Im Bonusbereich wird trotz des mäßigen Kinoerfolges einiges geboten. Interviews, ein Making Of, Featurettes, eine B-Roll und die obligatorischen Trailer lassen keine Wünsche offen. Auch die deutsche Synchronisation ist gelungen. So hat Scott Eastwood beispielsweise mit Sven Hasper seine Stimme aus dem achten „Fast and Furious“ verpasst bekommen. Aber auch andere prominente Namen wie Oliver Stritzel sind in der Liste der Sprecher vertreten.

Fazit:

Fürs Kino zu wenig, bietet „Overdrive“ trotzdem gelungene Feierabendunterhaltung für die heimische Couch. Vor allem die fast als pornographisch zu bezeichnende Darstellung der Klassikermodelle im Vorspann, bei denen man nur noch darauf wartet, dass die Kisten gleich an der Stange tanzen, dürfte bei Autofans für feuchte Hände sorgen. Eine Fingerübung für Hauptdarsteller Scott Eastwood, der demnächst in „Pacific Rim: Uprising“ seine Blockbustertauglichkeit unter Beweis stellen darf. Hier jedenfalls macht er bereits eine gute Figur.

Trailer:

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