Am 13. September 1996 wurde Lesane Parish Crooks, besser bekannt als Tupac Shakur, vor einem Hotel in Nevada durch Schüsse aus einem vorbeifahrenden Auto gewaltsam aus dem Leben gerissen. Der Musiker, der gerade dabei war sich mit der Schauspielerei ein zweites Standbein aufzubauen, wurde gerade einmal 25 Jahre alt. Knapp ein Jahr nach seinem Tod wurde dieser Film veröffentlicht…
Originaltitel: Gridlock´d
Regie: Vondie Curtis-Hall
Darsteller: Tupac Shakur, Tim Roth, Thandie Newton, Tom Towles
Artikel von Christian Jürs
Stretch (Tim Roth) und Spoon (Tupac Shakur) sitzen mächtig in der Scheiße. Die beiden heroinsüchtigen Jazzmusiker feiern mit ihrer Leadsängerin Cookie (Thandie Newton) den Jahreswechsel. Doch während im Fernsehen die Silvesterparty im vollen Gange ist, bricht Cookie bei ihrem ersten Konsum harter Drogen zusammen. Die beiden Loser schaffen es in letzter Minute die junge Frau ins Krankenhaus zu bringen. Durch dieses einschneidende Ereignis beschließen sie, clean zu werden. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn der behördliche Wahnsinn macht es quasi unmöglich ins Entzugsprogramm zu kommen. Als sich dann noch zwei Killer und kurz darauf die gesamte Polizei von L.A. auf ihre Fersen heften, ist das Chaos komplett…
Alle paar Jahre entwickelt das Kino einen neuen Erzählstil, den man in vielen Produktionen der Folgejahre wiederfindet. So waren es Mitte bis Ende der Neunziger die Filme von Quentin Tarantino, Danny Boyle oder Guy Ritchie, die ihren ganz eigenen Erzählstil entwickelten. „Gridlock´d“ passte perfekt in diese Zeit und stand an in der heimischen Videothek an der „Filmtip“-Wand, die zu der Zeit in „Filmtipp“ umbenannt wurde. Und genau da gehört der Film auch hin. Einst ein Kultfilm, der mit einem unfassbar talentierten und überzeugenden Tupac aufwarten kann. Der ebenfalls brilliant gecastete Tim Roth, der hier mit Pumpkin-Drei-Tage-Bart als Junkie sogar noch mehr überzeugt, lebt seine Rolle. Ein ganz tolles Duo, dass in eine teils absurde-, teils urkomische-, aber auch tragische- und sozialkritische Situation gerät. In einer kleinen Nebenrolle ist übrigens Lucy Liu zu sehen, die angeblich von Tupac nach einem Rendezvous gefragt wurde, diese ihn jedoch abblitzen ließ. Regiedebutant und Schauspieler Vondie Curtis-Hall konnte hier einen Volltreffer hinlegen, vergeigte diesen Regiebonus jedoch vier Jahre später mit der unsäglichen Mariah Carey-Schmonzette „Glitter“ wieder.
Irgendwann jedoch verloren die meisten Filmfans dieses Werk wieder aus dem Gedächtnis. Ich selbst habe die Existenz dieses Streifens bis vor kurzem nach seiner Erstsichtung Ende der Neunziger wieder verdrängt. Tatsächlich konnte ich mich an die Handlung auch kein Stück weit mehr erinnern. Daher war es besonders interessant, „Gridlock´d“ nun erneut zu sichten. Dabei musste ich feststellen, dass der Film, vor allem dank seiner durchweg großartigen Darsteller (Tom Towles zum Beispiel, der leider auch nicht mehr unter uns weilt) immer noch ausgezeichnet funktioniert. Lässig inszeniert und mit coolen Sprüchen garniert, vergehen die 90 Minuten wie im Flug. Doch nachhaltig ist das Ganze nicht, was den vergessenen Kult erklärt.
Auf technischer Seite kann die Scheibe von Koch Media mal wieder überzeugen. Bild und Ton haben den Sprung in die BluRay-Ära erfolgreich gemeistert. Auch das Bonusmaterial dürfte so manchen Fan interessieren. So gibt es neben Interviews mit den Beteiligten (u.a. auch Tupac) noch Trailer und vieles mehr. Besonders schön ist die Beigabe der alten 4:3 Vollbildfassung, die ebenfalls enthalten ist und oben und unten unmaskiert sogar noch mehr Bildinformationen liefert.
Fazit:
Ein schönes Zeitdokument der Neunziger Jahre, welches auch heute noch überzeugt. Ein Jammer, dass Tupac Shakur uns auf so schreckliche Art und Weise viel zu früh verlassen musste. Ein Ausnahmetalent, welches hier zum vorletzten Mal zu sehen war (sein letzter Film war der ebenfalls unterhaltsame „Gangland“ an der Seite von James Belushi). Ich hatte erneut meinen Spaß.
Trailer: