In den späten Siebzigern, als Sylvester Stallone gerade der Durchbruch mit seiner Kultfigur Rocky gelang und der Mime noch weit vom heutigen Image des Actionhelden entfernt war, versuchte er sich als ernstzunehmender Schauspieler. Leider war dieses Bemühen damals außerhalb seines Boxfilmcharakters mit wenig Glück gesegnet. So war auch dieses, an den Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa angelehntes Biopic an der Kinokasse eine Enttäuschung. Zu unrecht, wie ich finde, weswegen wir Euch die Veröffentlichung von KOCH FILMS hiermit erneut ans Herz legen möchten.
Originaltitel: F.I.S.T
Regie: Norman Jewison
Darsteller: Sylvester Stallone, Rod Steiger, Peter Boyle, Melinda Dillon
Artikel von Christian Jürs
Nach seinem Durchbruch mit der Kultfigur Rocky war Stallone, wie eingangs erwähnt, zunächst auf der Suche nach neuen, schauspielerischen Herausforderungen, ehe er in den 80ern ins Testosteronfach wechselte. Seine wohl beste schauspielerische Leistung (neben dem hinlänglich bekannten Copland) gab er im hier vorliegenden Fall als Gewerkschaftsführer Johnny Kovak, dessen Wurzeln in der realen Figur des Jimmy Hoffa liegen.
Die Geschichte beginnt in Cleveland im Jahr 1937, der Zeit der großen Depression. Der Sohn ungarischer Einwanderer, Johnny Kovak (Sylvester Stallone), arbeitet als Hilfsarbeiter im Lager einer Ausbeuterfirma. Als eines Tages ein Kollege grundlos gefeuert wird, platzt ihm der Kragen. Er stachelt seine Kollegen an, die Arbeit niederzulegen, sollte der Vorstand nicht einlenken und bessere Arbeitsbedingen schaffen. Sein Aufbäumen führt zunächst scheinbar zum Erfolg, doch bereits am Folgetag sitzen er seine Kollegen fristlos gekündigt auf der Straße.
Doch sein Einsatz findet Beachtung bei der Gewerkschaft, die ihm sogleich einen Job anbietet. Er soll, zusammen mit seinem Kumpel Abe (David Huffman), neue Mitglieder unter den Truckern und Lagerarbeitern werben. Während er anfangs auf taube Ohren stößt, fruchtet sein energischer Einsatz nach kurzer Zeit und die Mitgliederzahl sprießt in die Höhe. Es kommt zum Belagerungsstreik vor dem Betriebsgelände, der die Firmenleitung erzürnen lässt. So dauert es nicht lange, bis diese den Streik mit aller Gewalt beenden will. Dabei kommt es zu einem Todesfall, für den sich Kovak die Verantwortung gibt. Doch er gibt nicht auf und schlägt blutig zurück…
Das Leben schreibt immer die besten Geschichten. So auch diese vom Aufstieg und Fall des Jimmy Hoffa (bzw Johnny Kovak), der sich an die Spitze der Gewerkschaft hocharbeitet und die Frau seiner Träume überzeugt, ihr Leben mit ihm zu verbringen. Doch auch Kontakte zur Mafia hegt er, um sein Ziel zu erreichen. Diese sind es, die ihm letztendlich das Genick brechen sollen.
Regisseur Norman Jewison, der zuvor mit Rollerball einen beachtlichen Erfolg erzielen konnte, schafft es, die knapp zweieinhalb Stunden Biographie kurzweilig und ohne einen Hänger nachzuerzählen. Dabei erinnert sein Star besonders in der ersten Hälfte nicht von ungefähr an den jungen Rocky Balboa. Etwa, wenn er etwas unbeholfen seine angebetete Anna (Melinda Dillon) mit Blumen überrascht und dabei erwähnt, er habe diese im Sonderangebot erstanden. Ein echter Romantiker halt. Wie Balboa ist auch Kovak ein echter Nettmensch, der jedoch mit seinen wenigen falschen Entscheidungen leben muss und deren Konsquenzen später schmerzlich zu spüren bekommt.
Neben Sly gibt es eine Vielzahl bekannter Mimen, die diesen Film zusätzlich veredeln. Peter Boyle, Rod Steiger und selbst Rambos ärgster Gegner Brian Dennehy geben sich die Ehre. Richtig großes Kino, welches jedoch an der Boxoffice enttäuschte und Stallone dazu bewog, Rocky zurückkehren zu lassen. Der Rest ist längst Legende.
Hierzulande gab es den Film zwar bereits auf DVD von MGM. Von dieser Scheibe ist jedoch abzuraten, beinhaltet sie, wie alle weiteren Veröffentlichungen und Ausstrahlungen zuvor, nur die deutsche Kinofassung. Diese wurde um satte 20 Minuten erleichtert. Hierbei fielen eine Vielzahl wichtiger Szenen unter den Tisch, die man nun endlich bestaunen kann. Diese wurden natürlich nicht synchronisiert und liegen in untertitelter Form vor.
Apropos Synchronisation: Wie damals üblich, wurde Stallone auch hier von Jürgen Prochnow gesprochen und liefert super Arbeit ab. Er passt einfach auf den jungen Sly. Trotzdem bin ich froh, dass ab 1981 Thomas Danneberg den Job übernommen hat. Seit dessen abbauender Gesundheitszustand den genialen Sprecher in die Zwangsrente schob, übernahm Prochnow wieder die Synchronisation des Hollywoodstars. So schließt sich der Kreis.
Im Bonusbereich gibt es Interviews mit Regisseur Norman Jewison und Autor Joe Eszterhas (Basic Instinct, aber auch Showgirls), Trailer und eine Bildergalerie. Wer zur Blu-ray greift, bekommt die deutsche Kinofassung oben drauf, ich rate aber trotzdem zur ungekürzten Fassung.
Endlich kann man diesen zu unrecht vergessenen Klassiker auch hierzulande in seiner ungekürzten Form genießen. Bild und Ton sind dem Alter entsprechend hervorragend. Eine Biographie, die später nochmal mit Jack Nicholson verfilmt wurde (Hoffa). Ich bevorzuge jedoch diese Variante.
Trailer: