Speed – give me what i need – White lightning – Let´s speed on speed… Ja, Billy Idol sang bereits einst darüber. Jetzt ist es endlich soweit und das dritte und wahrscheinlich letzte Abenteuer von Lightning McQueen braust mit Vollgas ins Heimkino. Doch wie unterhaltsam ist das Finale der Trilogie?
Regie: Brian Fee
Sprecher (englisch): Owen Wilson, Cristela Alonzo, Larry the Cable Guy, Chris Cooper
Sprecher (deutsch): Manou Lubowski, Maja Manero, Gerhard Jilka, Hans-Jürgen Wolf
Artikel von Christian Jürs
„Cars 3: Evolution“ beginnt wie gewohnt. Lightning McQueen bereitet sich mental auf sein nächstes Rennen vor, als er von Hook (aka Mater – im Original) gestört wird. Wir sehen allerlei alte, bekannte Figuren an der Rennstrecke und kurze Zeit später bekommen wir ein packendes Rennen serviert, welches uns beeindruckend zeigt, wie weit sich die Computeranimation in den letzten Jahren entwickelt hat. Noch nie sah der Asphalt so Detailreich aus. Jede Reifenspur, ja, jede Streckenverschmutzung, hier heißt Detailreichtum die Devise.
Doch dann bekommt Lightning plötzlich Konkurrenz von einem schnöseligen Jungrennwagen namens Jackson Storm, der aus einer jüngeren und schnelleren Generation stammt. McQueen will dies nicht wahr haben, verausgabt sich und… crasht in einer erstaunlich realistisch gehaltenen Situation (siehe Bild).
Vier Monate später hat sich Lightning langsam erholt. Er kann seinen neuen Sponsor Sterling überzeugen, dass es noch zu früh für den Ruhestand ist und beginnt ein Training mit der eigens für ihn abgestellten Assistentin und Trainerin Cruz Ramirez, die selbst einst davon träumte, ein Rennwagen zu sein. Gelingt Lightning das Comeback oder wird auch er, wie einst sein großes Idol Doc Hudson, auf dem Abstellgleis landen?
Technisch ist „Cars 3: Evolution“ nichts vorzuwerfen. Wie bereits erwähnt, ist der Film optisch beeindruckend. Hätten die Autos keine Augen, würde man an der Echtheit der Bilder wohl niemand zweifeln. Jede Sonnenspiegelung, das Wasser oder, wie bereits erwähnt, vor allem der Asphalt, noch nie sah ein Animationsfilm so gut aus.
Doch während Teil Eins eine gelungene Variation des Michael J. Fox Klassikers „Doc Hollywood“ war, kam die Fortsetzung, eine Agentengeschichte rund um Lightnings Sidekick Hook, beim Publikum weit weniger gut an. Konsequenterweise wurde dieser im dritten Teil somit zur Randfigur degradiert, der nur noch sporadisch auftritt, das Jar Jar Binks Syndrom quasi. Doch damit raubt man dem neuen Film auch gehörig den Humorfaktor. Ja, „Cars 3: Evolution“ bewegt sich mehr auf den Pfaden des Dramas, denn im Genre der Familienkomödie. Als Ideenlieferant dienten hier die späteren „Rocky“ – Filme, wobei insbesondere Teil 3 Erwähnung findet.
So gibt es die berühmte Trainingssequenz am Strand, ein gewisser Cal Weathers tritt bei den Rennen an und auch die Endszene erinnert an die aus dem Stallone Vorbild.
Doch all diese Reminiszenzen können halt nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film für kleinere Kinder zu ernst und für Erwachsene Zuschauer zu vorhersehbar ist. Das Zielpublikum dürfte hier also zwischen 8 und 12 Jahren liegen. Mein Sohn (8) fand den Film „ganz gut“. Begeisterung blieb jedoch aus.
Während im Englischen mit Owen Wilson, Larry the Cable Guy und Co. die Sprecher des Originals weitestgehend vorhanden sind (selbst Paul Newman ließ man dank Archivmaterial wieder auferstehen), musste die deutsche Version im Falle von Hook eine Neubesetzung hinnehmen. Bislang von Reinhard Brock gesprochen, konnte dieser aufgrund seines Ablebens natürlich nicht im Synchronstudio vorbei schauen. Doch sein Ersatzmann Gerhard Jilka klingt beinahe identisch. Lightning wird wie bislang gewohnt von TKKG – Klößchen Manou Lubowski vertont.
Lustig übrigens, dass Disney bei der Kinoauswertung einst mit Oliver Kalkofe warb. Dieser spricht, wie bereits beim Originalfilm die Figur des Rusty. Dieser sagt, bedingt durch das Ableben seines Originalsprechers Tom Magliozzi im Jahr 2014 nur sehr wenig aus dem Archiv. Bei einem Interview letzten Sommer sprach ich Olli darauf an. Er meinte, es war beinahe unangenehm für so wenig Arbeit bezahlt zu werden.
Technisch ist die Scheibe natürlich auf höchstem Niveau angesiedelt. Bild und Ton haben Referenzcharakter und auch die 3D-Version weiß zu gefallen. Neben einem Audiokommentar, einer Rennschule und anderen kleinen Features gibt es jedoch im Bonusmaterial ein echtes, kleines Highlight.
Der sieben Minuten lange Kurzfilm „LOU“, der im Kino als Vorfilm lief, ist ein echtes, kleines Juwel. Ein Film, über eine Fundkiste auf einem Schulhof, der so lustig und sentimental daher kommt, dass man ihn einfach lieb haben muss. Alleine dieser Film ist den Kauf von „Cars 3“ wert.
Weit entfernt davon, im Olymp der Pixar Filme mitzuspielen, kann „Cars 3“ vor allem technisch überzeugen. Doch der Kurzfilm „LOU“ ist alleine den Kauf wert. 3D-Fans können sich ebenfalls freuen, bietet das Bild doch enorme Räumlichkeit. Wenn der Film doch nur ein wenig witziger wäre…