„Es gibt kein Problem mit meinen Partikeln!“ schreit Mi Yang in diesem von Jackie Chan mit-produzierten chinesischen Science-Fiction-Film. Der Name verspricht dem Fan gute Actionsets. Nun ist allerdings das chinesische Kino nicht unbedingt bekannt dafür, dass es SF-Filme dreht. In RESET geht es um die Zeitmaschinenforscherin Mi Yang, deren Sohn entführt wird und die dieses mit einer Zeitmaschine verhindern will. Ob das nun unbedingt Zuschauer braucht, wird sich zeigen.
Regie: Hong-Seung Yoon
Darsteller: Mi Yang, Wallace Huo, Chang Liu
Artikel von Kai Kinnert
Dieser Film wurde in China und nicht in Hong Kong produziert. Tatsächlich ist es so, das sich der chinesische Filmmarkt auf dem Festland anderen Sehgewohnheiten unterwirft, als der in Hong Kong. Was in HK gedreht worden ist, ist meist stringenter, kantiger und ruppiger. Es gibt etliche bekannte Regisseure und Schauspieler, aberwitzige Tempowechsel und geschickte Ansätze. Die ehemalige britische Kolonie kann auf eine lange, durchaus erfolgreiche Kinohistorie zurückblicken. Das chinesische Kino hingegen hat das so nicht. Es orientierte sich meist traditionell und hatte keinen großen Bezug zu Hollywood, während die Kollegen in HK immer frech mit den Einflüssen Hollywoods spielten und es stilistisch teilweise damit sogar in seine Schranken wies. Jackie Chan ist für das Actionkino Hong Kongs einer der ganz Großen. Seit Ewigkeiten im Geschäft, ist Chan in einigen chinesischen Filmen als Förderer anwesend und unterstützt durch seinen Namen. So auch in diesem Film, an dem er als Executive Producer beteiligt war.
Der Film beginnt mit der Information darüber, dass zwei Unternehmen in China an einer Zeitmaschine forschen. Bei IPT Lab ging es schief und führte zu einem Massaker, während die Nexus Corporation noch keine Probleme hatte. Die Zeitmaschine von Nexus kann jedoch nur ein geringes Wurmloch formen und nur eine Stunde in die Vergangenheit springen. Und dies gelingt auch nur mit Affen. IPT beauftragt nun einen Killer, um bei Nexus alle Daten über deren Arbeit zu stehlen. Dazu wird der Forscherin Mi Yang, die für Nexus arbeitet, der Sohn entführt. Um ihn zu retten geht sie das Angebot ein, die Zeitmaschine zu nutzen um so die Entführung zu verhindern. Allerdings sind Zeitsprünge noch nie mit Menschen gemacht worden, denn man sorgt sich um die beim Menschen organischen Partikel, die es beim erfolgreich transmitterten Affen wohl nicht gibt. Aber Mi Yang wagt alles und springt eine Stunde zurück und so verändert sich stets der Ablauf und die Rollen von Gut und Böse.
Aus diesem durchaus nützlichen Plot kann der Film dann leider nicht viel machen. Stilistisch durchaus sicher gestaltet, bietet er einen Look, der sich irgendwo am Apple-Style von OBLIVION orientieren möchte, allerdings in der Huawei-Version. Die meisten CGI Effekte sind gut, der Rest wurde teilweise in einem frischen Betonbau, bzw. einer Studioversion davon, gedreht. Dem kühlen Look passt sich auch die Kamera an, so bleibt das Bild meist ziemlich nüchtern und eher langweilig. Die Regie inszeniert RESET schon als groß angelegten Zeitsprung-Film, aber es funktioniert irgendwo nicht. Mi Yang quatscht zu viel mit ihrem Sohn, die Logik der Zeitverschränkungen scheint zweifelhaft, die Schauspieler hauen es nicht raus, die Musik ist allerorten, die Action standartisiert. Ich glaube nicht, dass Jackie Chan je ein Actionset von RESET besucht hat und erst bei der Premiere von den vertanen Chancen sah.
Besonders die Hauptdarstellerin bleibt zu blass, als dass sie glaubwürdig für die Actionszenen wäre. Die Gewichtung des Filmes liegt am Ende sogar sehr auf rührseligen Mutter/Sohn Szenen, die quasi in allen tragischen Varianten durchgespielt werden. Das chinesische Publikum liebt Kinder und so drückt der Film hier ordentliche auf die Tränendrüse. Nicht auszudenken was mit diesem Steifen passiert wäre, wenn man einen Veteranen wie Tsui Hark hart von der Leine gelassen hätte. Zwar begegnet sich origineller Weise Mi Yang am Ende dreifach selber und muss sich entscheiden, wer überleben darf. Jedoch bleibt alles zu bemüht und zu brav und zu sehr auf das heimische Publikum zugeschnitten, um hier einen vom Hocker zu reißen. Und die Musik nutzt jede Situation um groß aufzuspielen, der Streifen wird fast zugeschmiert mit Pathos.
RESET sieht jetzt nicht unbedingt billig aus, man hat sich schon Mühe gegeben, gerade der Sturz Mi Yangs am Ende ist gut gelungen und hat die typisch-schöne Epic des HK Kinos, aber es wurde am Ende doch nur eine tragisch-kitschige Flunkerei in einem fast gut gestalteten Filmset. Vielleicht hätte man aus RESET einen neuen THE ONE machen sollen, anstatt sich in teils dusseligen Dialogen für eine rührselige Actiondramulette zu entscheiden. Das war leider nix, Herr Chan.