Lange haben wir euch etwas versprochen. Nun setzen wir es um! Hier ist der erste Bericht unseres Specials zur kultigen Gruselserie aus dem Hause Europa. Viele Kinder vergangener, aktueller und kommender Generationen werden diese Hörspiele gehört haben, immer noch hören oder irgendwann einmal zu hören bekommen. Wir starten mit „Frankensteins Sohn im Monster-Labor“.
Cover der 1981er / 1999er Auflage (MC, LP bzw. CD)
Cover der 1977er Originalveröffentlichung (MC / LP)
Regie: Heikedine Körting
Buch: H.G. Francis
Sprecher: Gerd Martienzen, Eva Gelb, Andreas von der Meden, Dr. Andreas Beurmann, Franz-Josef Steffens, Rolf Mamero, Hans Paetsch, Lothar Grützner
Klappentext:
Der geheimnisvolle Dr. Giralda … Wer ist Dr. Frank? Die Reporterin Maggie und ihr Mann, der Fotograf Bob Brown, werden im Labor des Dr. Giralda Zeugen eines unfassbaren Experimentes. Hat er die Wissenschaft missbraucht? Eine tödliche Gefahr droht … Werden Bob und Maggie auf der Burg des Schreckens diese Gefahr aus dem Monsterlabor überstehen?
Erinnerung von Victor Grytzka
Bevor ich unsere neue Reihe mit der ersten Folge der legendären Gruselserie beginne, möchte ich ein wenig in der Erinnerungskiste kramen. Jeder kommt in seinem (jungen) Leben an einen Punkt, an dem er dem Hörspiellabel Europa über den Weg läuft. Oft sind es Reihen wie TKKG, Die Drei ??? oder Fünf Freunde, die sich bei jung und alt großer Beliebtheit erfreuen. Doch nicht nur Detektivgeschichten stehen der Phantasie der Hörspieler zur Verfügung, auch sind es Science Fiction, Märchen und Gruselgeschichten. Häufig beginnt eben diese Grusel-Liebe mit den Schauergeschichten des H.G. Francis, die sich im Laufe ihrer 19 Folgen (zählt man „Nessie“ aus der 1999er Neuauflage hinzu) fast ausschließlich mit klassischen Horrorgestalten und / oder am Zeitgeist inspirierten Horrorstories befasste. Meine erste Begegnung war damals die „Begegnung mit der Mörder-Mumie“, dicht gefolgt vom „Duell mit dem Vampir“, aber auf diese Folgen werden mein Kollege Christian und ich im späteren Verlauf dieser Reihe noch kommen.
Der Opener, gehalten in Neongrün, greift ein ganz klassisches Thema auf und interpretiert die Geschichte des Frankenstein-Monsters auf seine ganz eigene Art und Weise. Okay, zugegeben – der Erstling ist keine Exklusiv-Folge der Reihe, sondern wurde im Jahr 1977 bereits veröffentlicht. Dennoch – ein schön schauriger Einstand erwartet den Zuhörer.
Im Zentrum der Geschichte stehen Bob und Maggie Brown, ein Reporter-Ehepaar. Die Beiden wurden auf ein Schloss geladen um über ein revolutionäres Experiment zu berichten. Dr. Giralda möchte dem sterbenskranken Dr. Frank eine Chance auf ein neues Leben geben. Doch nicht nur das ablehnende Verhalten der Dorfbewohner die Dr. Giralda mit Furcht begegnen lässt die Browns stutzig werden. Als Alvarez, ebenfalls Reporter, von jetzt auf gleich die Burg des Wissenschaftlers verlässt beginnt eine Verkettung von grauenhaften Ereignissen.
Zu allererst fällt die unglaublich hohe Qualität auf. Was für ein jüngeres Publikum unter Umständen trashig wirken mag steht in meinen Ohren für ein hohes Maß an Liebe zur Kunst. Alleine schon die Riege der Sprecher steht für das „Who is Who“ der damaligen Hörspielszene, die an klassischem Grusel orientierte Geschichte aus der Feder von H.G. Francis bedient perfekt jedes Horrorklischee welches durch Filme der Universal- und Hammer Studios in der Frühzeit des Grusels so perfekt erschaffen wurde. Auch die musikalische Untermalung, sofern man die alten Auflagen hört, unterstreicht den schaurigen Einsatz kräftiger Gewitter, undefinierbarer Schreie und elektrischen Entladungen des Laborequipments. Ein wahres Gruselhighlight liefert Hans Paetsch ab,der hier – so gar nicht „Märchenonkel-Like“ – einen unangenehm bedrückenden und bedrohlichen Charakter abgibt, der trotz seiner körperlichen Gebrechen extrem gefährlich wirkt. Herrlich auch die Zankereien zwischen Bob und Maggie die oftmals bissig, aber nie bösartig sind. Schade – gerne hätte ich die Beiden noch in weiteren Abenteuern begleitet. Wenigstens folgt „Ersatz“ in späteren Folgen, und dieses Team ist nicht minder unterhaltsam. Unerwähnt möchte ich auch nicht Igor, entschuldigung – Horr, den Diener – lassen, der eine nicht ganz unwichtige Rolle in diesem Horrortrip spielt. Mit Ecken und Kanten, knorrig – man muss ihn einfach lieb haben.
„Frankensteins Sohn im Monsterlabor“ ist zwar nicht ganz so stark wie manch anderer Erguss der Reihe, gehört aber zu den Hörspielen die ich regelmäßig in den Player lege. Manchmal braucht es eben Klischee behaftete Gruselatmosphäre. Und da kommt mir der Paetsch gerade richtig 😉