In diesem Italo-Western spielt Terence Hill nur eine Nebenrolle und das auch nur sehr spät im Film. Davon mal abgesehen, ist der Streifen eine durchgeknallte Parodie auf das Genre selber und tatsächlich auch noch ein Musical. Im Minutentakt gibt es Tanzszenen zur italienischen Beatmusik der Sängerin Rita Pavone, die auch noch die Hauptrolle spielt. Little Big Jane ist die beste Pistolenlady aller Zeiten, knallhart und singend für eine gute Sache unterwegs. Das ist so abstrus, dass es teilweise sogar wieder zu unterhalten weiß.
Originaltitel: Little Rita nel West
Regie: Ferdinando Baldi
Darsteller: Rita Pavone, Gordon Mitchell, Lucio Dalla, Terence Hill
Artikel von Kai Kinnert
Der Italo-Western durchflutete nach Sergio Leones DOLLAR-Filmen die europäischen Kinos und machte ganz ordentlich Kasse. Damals war man erschrocken über die in den Filmen zelebrierte Brutalität und Gier, doch heute wirkt das Ganze eher harmlos und oft albern. In den Rücken eines Flüchtenden zu schießen ist in heutigen Actionfilmen normal, damals war das neu und erschreckend. Der wesentliche Tabubruch des Italo-Western bestand ja darin, sich nicht an die Regel der Hollywood-Studios zu halten, die besagte, das man bei einem Duell Schuß und Treffer nicht in einer Einstellung zeigen darf. Die Italiener kümmerten sich nicht darum und setzten sogar noch einen drauf. Während einem John Wayne oder James Stewart meist 10 erschossene Gegner reichen, sind es bei den Italienern gleich 50. Das kam gut an und so gab es die Italo-Western in Hülle und Fülle. Django und Ringo sind neben Sabata und Sartana typische Vertreter des Genres mit vielen Toten.
Und genau das greift BLAUE BOHNEN FÜR EIN HALLELUJIA auf. Das ewige Sterben im Genre begründet sich auf irgendeine Gier, sei es die nach Gold oder Rache, und so kämpft die Pistolenlady Little Big Jane (Rita Pavone) gegen diese Gier, in dem sie geraubtes Gold zurück raubt und es in einem Indianerdorf ansammelt, um es am Ende dort zu vernichten. Denn nicht Gier soll die Menschen beherrschen, sondern Liebe. Rita Pavone ist eine italienische Pop- und Schlagersängerin die in Deutschland und Italien einigermaßen erfolgreich war und mit diesem Film keinen Flop landete. Der Film erschien erst 1973 in Deutschland, zu einer Zeit, in der man so langsam die Nase voll hatte von dem ständigen Abknallen in den Western. Dementsprechend flapsig und voller Anspielungen kommt die deutsche Synchro daher und ist teilweise noch immer komisch.
Der Film hat tatsächlich Besonderheiten, die ihn für das Genre interessant machen. Rita Pavone verprügelt die Typen, knallt sie ab und tanzt mit Indianern einen Popsong durch, das man sich an den Kopf fasst. Und ich rede hier nicht von drei oder vier Songs, nein, es sind insgesamt bestimmt zehn oder zwölf. Auch Django und Ringo bekommen ihren filmbekannten Auftritt und werden von Little Big Jane um ihr Gold erleichtert und erschossen. Man könnte meinen, die Zucker-Brüder hätten hier für ihre späteren Parodien geklaut, denn Django verteidigt sich mit seinem Colt und gebrochenen Fingern auf dem Friedhof, eben genauso wie in DJANGO (1966).
Obwohl einige der Tanzeinlagen heute nicht mehr zu ertragen sind, hat der Film dann doch zwei, drei witzige Momente und schräge Nummern. Terence Hill spielt erst im letzten Drittel als Black Star mit und hat einen zurückgenommenen Auftritt. Wie sich Terence Hill allerdings selber zum Hängen durch den Strick ausliefert, ist noch immer herrlich doof. Letztendlich ist BLAUE BOHNEN FÜR EIN HALLELUJIA ein Statement für die Liebe und greift dabei selber zum Colt.
Schon nach sieben Minuten gibt es die erste Musicalnummer. Gerade als man sich von dem Schreck erholt, kommt schon die nächste und übernächste Einlage. Am Anfang, wenn man sich an die Songs gewöhnt hat, vermag der Film tatsächlich zu unterhalten. Die Tänze sind wie Trips und man hat sich bei der Synchronität zwischen Bild und Musik einigermaßen Mühe gegeben.
Da die Sache aber kein Ende nimmt und Terence Hill sehr spät auftritt, erlahmt dann doch das Interesse oder man benötigt noch mehr Bier. Der Film endet mit einer versöhnlichen Botschaft und hinterlässt den Eindruck, das einige parodistische Elemente im Ansatz gar nicht schlecht waren und die Musik heute so nicht mehr geht.
Für Sammler des Genres bietet sich hier die Möglichkeit, eine echte Ausnahme ins Regal zu stellen. Django wird szenisch auf dem Friedhof mit seinem Sarg zitiert und will auf eine, wie er sagt, amerikanische Art und Weise sterben. Das heißt, er will vorher noch über sein Leben reden und sie wird anschließend ein Lied singen. Das geht den ganzen Film so weiter. Der Streifen ist einer der wenigen Filme, die das Genre wirklich parodieren. Doch eben leider auch ein Musical.
Für alle Anderen ist der Film nüchtern nicht zu ertragen. Als Projektion über den Beamer im Partykeller würde es passen, ansonsten schaltet man wohl spätestens bei der dritten Tanznummer wieder ab. Wer es schräge mag und hart im Nehmen ist, bekommt hier ein italienisches Musical serviert, das letztendlich nicht ganz dicht ist.