Splatterpapst Ruggero Deodato inszeniert einen Film mit Prügel- und Westernlegende Bud Spencer. Klingt blödsinnig? Ist aber 2002 in Form dieser italienischen TV-Produktion tatsächlich geschehen. Ob Buddy jetzt Schildkröten schlachtet oder die Mathematik des Schreckens lehrt und warum der Film drei Jahre auf Halde lag klären wir im Artikel.
Originaltitel: Padre Speranza
Alternativtitel: Zwei Fäuste mit Gottes Segen
Regie: Ruggero Deodato
Darsteller: Bud Spencer, Salvatore Cascio, Marco Messeri
Artikel von Christian Jürs
PADRE SPERANZA sollte der Pilotfilm einer neuen, italienischen TV-Serie werden, deren Star der langsam in die Jahre gekommene Bud Spencer werden sollte. Doch der Film blieb ein Einzelstück, dann Padre Speranza ging nicht in Serie. Nachdem der Film drei Jahre in den Archiven schmorte, wurde er schließlich auf DVD veröffentlicht. Dabei wirkt Buddy wie Steven Seagal heute. Er trägt breite Lederjacken, hat einen Bart und das Haupthaar ist schütter geworden (wozu Buddy immerhin stand).
In einst fernsehtypischen 4:3 Bildformat beginnt der Film spektakulär. Buddy rettet eine osteuropäische Prostituierte vor einer Horde brutaler Freier. Was bei Liam Neeson in einer spektakulären Verfolgungsjagd mündet, geriet hier natürlich eine Nummer kleiner. Zwischen den wenig spektakulären Autoverfolgungsaufnahmen sehen wir immer den verkniffen dreinblickenden Bud Spencer, der während der Verfolgungsjagd dem Mädchen noch so wichtige Anweisungen gibt wie „Schnall Dich an, dass ist Pflicht!“. Ja, Padre Speranza ist durch und durch gut und natürlich auch cool. Nach der Action ist dann erstmal Entspannung bei einem von Bud Spencer gesungenen Schlager zu orangefarbenem Hintergrund.
Nachdem er das illegal eingereiste Mädchen gerettet und unter seine Obhut gebracht hat, beginnt die eigentliche Krimihandlung. Denn Speranza wird strafversetzt in ein kleines, italienisches Dorf, wo er nicht auffallen kann. Schnell wird er zum Held der dort ansässigen kleinkriminellen Jugendlichen, die er mit seinen Worten und auch zwischendurch mal einem Bud Spencer Song mit mitschwofenden Teenagern. Padre Speranza ist schon ein cooler Typ.
Doch dunkle Wolken bilden sich am Horizont als der 14 jährige Nino (Salvatore Cascio) des Mordes beschuldigt und ins Gefängnis gesteckt wird. Padre ist überzeugt von seiner Unschuld (Wer hätte das gedacht? Genial!) und beginnt mit seinen Ermittlungen. Doch der Junge schweigt zu dem Tathergang und macht sich dadurch schwer verdächtig. Unser Held muss bald erfahren, dass die tiefsten Kreise der einheimischen Mafia dahinter zu stecken scheinen.
Huiuiuiuiui, da bahnte sich die Spannung eines ZDF Fernsehkrimis an. Deodato inszeniert den FIlm solide und handwerklich sicher. Seinen Stil hatte der Mann hier jedoch bereits verloren. Immerhin macht er keinen lächerlichen Prügelopa aus Bud Spencer, spielt aber hin und wieder auf alte Zeiten an (bezüglich der Obelix´schen Nahrungsaufnahme von Buddy beispielsweise).
Tatsächlich ist Bud Spencer selbst der Grund, weswegen man den Film schauen sollte. Dieser spielt seine Rolle nämlich höchst sympathisch und weckt daher das Interesse des Publikums. Wenn der alte Mann mit den Schweinsäuglein samt Wolfgang Hess Synchronstimme vor die Kamera tritt, schaut man einfach gerne zu.
Gegen Ende, wenn die schmierigen Mafiakiller auftauchen, wird’s nochmal spannend. Nicht allzu sehr, merkt man dem Film sein Alter von derzeit 13 Jahren doch schon deutlich an. Und das liegt nicht nur am Bildformat.
Als Extra beinhaltet sogar die Legenden Edition ein alternatives Ende in italienischer Originalfassung und ein paar Texttafeln. Ob auf der Einzelveröffentlichung mehr zu holen ist, vermag ich nicht zu sagen.
Ein Krimi, den man sonntags nachmittags beim rumgammeln gut laufen lassen kann und ein interessantes Werk allemal. Für Fans des Dicken. Ich bin einer.