Seinen ersten großen Auftritt in einer längeren Nebenrolle hatte Carlo Pedersoli in einem Italo-Western mit Lee Van Cleef in der Hauptrolle. In der Rolle eines Minenvorstehers gibt er hier eher den Unsympathen – schlank und ohne Bart – und liefert dabei einen soliden Auftritt ab. Der Film beginnt ganz brauchbar und versucht aus der Masse der damaligen Western herauszustechen, doch leider gelingt es ihm nicht ganz.
Originaltitel: Al di là della legge
Regie: Giorgio C. Stegani
Darsteller: Lee Van Cleef, Carlo Pedersoli, Antonio Sabato, Lionel Stander, Graziella Granata
Artikel von Kai Kinnert
Eine Postkutsche transportiert die Lohngelder für die Minenarbeiter in Silver Canyon und wird, ganz gewaltlos, von Cudlip (Lee Van Cleef) und seinen zwei Kollegen während der Fahrt ausgebraubt. Das ist alles noch recht nett gefilmt und bietet den klassischen Stunt, während voller Kutschenfahrt von hinten auf das Gefährt zu springen und dann unter die Kutsche zu klettern, wo die Geldkiste montiert worden ist. So kommt man ungesehen an das Geld und bringt damit den jungen Minen-Techniker Ben Novak (Antonio Sabato) in Schwierigkeiten, denn er ist nun nicht mehr in der Lage die dringend erwarteten Löhne auszuzahlen. Das bringt natürlich den Minenvorsteher (Bud Spencer) in Wallung und er setzt Novak unter Druck, schnell neue Gelder mit der Kutsche liefern zu lassen. Auf wundersamen Wege lernen sich Cudlip und Novak kennen und es droht der Beginn einer neuen Freundschaft, da Novak ein echtes Greenhorn ist und Cudlip ihn väterlich betreut. Novak erzählt Cudlip von dem verschwundenen Geld und das er erneut eine Kiste davon angefordert hat, was Cudlip natürlich die Ohren spitzen läßt. Er schmiedet den Plan, auch diese Postkutsche zu überfallen.
Novak, nicht ganz so grün hinter den Ohren wie er vorgibt, hat Cudlip und seine Freunde schon längst durchschaut und schafft es, die zweite Kiste rechtzeitig mit einem Trick in Sicherheit zu bringen. Gerade als Cudlip nun auch die zweite Kutsche überfallen will, schlägt die berüchtigte Burton-Bande zu und so ist Cudlip sogar gezwungen, die Kutsche vor dem Überfall zu beschützen. Sie vertreiben die Banditen und als Held gefeiert zieht Cudlip mit der Kutsche in Silver Canyon ein. Da bei dem Überfall der Sheriff verletzt worden ist, bietet man Cudlip den Posten und den Stern an.
Für Cudlip ist das die Gelegenheit ein neues Leben anzufangen und so wird Lee Van Cleef Sheriff von Silver Canyon. Doch die Tage als unbehelligter Sheriff sind schnell vorbei. Gerade als eine Kutsche mit dem Silber aus den Minen zur Abfahrt bereit ist, schlägt die Burton-Bande wieder zu und nimmt Frauen und Kinder als Geiseln, um so das Silber zu erpressen. Cudlip weiß keinen Ausweg und gibt nach. Um das Leben der Unschuldigen nicht zu gefährden, händigt er das Silber aus. Später schafft es dann Cudlip die Banditen in eine Falle zu locken und sie zu vernichten. Nun wollen die beiden ehemaligen Partner von Cudlip allerdings das Silber haben und Cudlip stellt sich ihnen entgegen. Cudlip muss sich nun zwischen Novak, dem er den Posten und die wiedergewonnene Ehre verdankt, und seinen beiden alten Freunden entscheiden.
Der Film fällt in seiner Inszenierung in zwei Hälften. Alle Szenen die draußen spielen, auch wenn es meist nur eine große Kieskuhle ist, sind stimmungsvoller als die Szenen, die im Studio gedreht worden sind. Irritierend ist dabei die relativ schlecht ausgestattete Kulisse, die irgendwie an eine Westernstadt im Freizeitpark erinnert. Die Außenaufnahmen sind nun auch nicht besonders aufwendig, finden aber einen besseren Rahmen und wirken dichter inszeniert. Vielleicht liegt es am Wetter, es scheint, als hätte keiner große Lust auf Studiodrehs gehabt zu haben. Obwohl Regisseur Giorgi C. Stegani mit seinem dritten Western den eindeutig besseren Film ablieferte, schafft es DIE LETZTE RECHNUNG ZAHLST DU SELBST nicht, den Durchschnitt einer Fließbandarbeit zu verlassen. Die ersten 20 Minuten sind sogar ganz passabel, da man sich beim Überfall und dem Eintreffen in Silver Canyon einigermaßen Mühe gab und Carlo Pedersoli einen recht präsenten Auftritt hat. Insgesamt gibt es bei der Besetzung nichts zu meckern, doch optisch und atmosphärisch kommt der Film nie richtig in Schwung. Es gibt eigentlich nur zwei Drehorte, das ist die (wenn auch passende) Schottergrube und einige Innenaufnahmen. Die Kamera hat keine echte Lust dem Western einige Akzente zu verpaßen und die Musik haut auch nicht so aus den Socken. Insgesamt wird dann doch recht viel geplaudert und erst in den letzten 20 Minuten wird man als Zuschauer etwas wacher, denn plötzlich ergeben sich Momente der Spannung und Lee Van Cleef kommt in seiner Rolle an.
DIE LETZTE RECHNUNG ZAHLST DU SELBST ist ein durchschnittlicher Western, einer von vielen die in der Zeit gedreht worden sind. Die Besetzung hätte ein besseres, spannenderes Drehbuch verdient und etwas mehr Geld und Aufwand wäre auch nicht schlecht gewesen. So bleibt in Erinnerung, das Carlo Pedersoli seine Rolle gut spielt und damals – schlank und ohne Bart – ganz gut aussah. Man kann ihm sogar in die Augen sehen. Um die Bud-Spencer-Sammlung biografisch zu vervollständigen, sollte man den Film im Regal haben, denn hier hatte Carlo seinen ersten großen Auftritt. Wenn man den Streifen nur als Western betrachtet, springt nie so recht der Funken über. Da gibt es von Bud Spencer und Lee Van Cleef deutlich besseres.