Ja, wo brennt’s denn? In Karthago, riefen sie! Und warum? Damit wir einen Grund haben dieses Sandalen-Epos auf über 100 Minuten aufzublasen, riefen sie! Und warum? Weil eine Frau im Grunde daran Schuld ist, riefen sie! Und ich schrie!
Originaltitel: Cartagine in fiamme
Regie: Carmine Gallone
Darsteller: Pierre Brasseur, Jose Suarez, Mario Girotti, Anne Heywood
Artikel von Victor Grytzka
Es begab sich zur der Zeit, als ein Jüngling schön und stark, noch nicht war der Stern am „Hau-Drauf“ Firmament. So spielte er – Tag ein, Tag aus – in Filmen mit Vandalen. Oft mit Schwert und Brustpanzer, meist noch in Sandalen. Karthago war das nächste Ziel, zu verteilen seine Hiebe, doch kämpft er dann zu aller erst um seine große Liebe. Der Römer ist’s, der fiese Kerl, belagert ein schön Städtchen, nach viel BlaBla und Wein und Weib, haut er dann doch ins Säckchen. Die Stadt sie brennt, der Film ist aus, runter sind die Nerven. Von zu viel BlaBla und Wein und Weib – oh, lasst mich bitte sterben.
Okay, okay – ich höre ja schon auf. Filme um epische Schlachten gab es in den 50ern und 60ern gefühlt wie Sand am Meer. Häufig waren es die Italiener, die sich dort austobten. Es gab ja auch genug Geschichten, fast noch mehr wie Städte auf der Welt. Manches mal unterhaltsam, manches mal eher Qual. „Karthago“ zählt leider zu den Letzteren. Die Story ist nicht wirklich neu. Die bösen Römer besetzen eine Stadt und führen diese mit harter Hand. Ein Weibesopfer soll es sein, doch das weiß ein strahlender Herold schon zu verhindern. Irgendwie geht es hier sowieso die meiste Zeit um das schöne Geschlecht. Wenn sich der Cast nicht in langem Geschwafel verliert, oder links und rechts Intrigen spinnt, dann hauen Sie sich die Moppe um die Weibschaft ein. Und da kommt Terence Hill (damals noch als Mario Girotti unterwegs) ins Spiel, auch er hätte so gerne eine von den Schönen. Das Duell kann er allerdings nicht für sich erscheinen, also ziehen er (und gefühlte tausend Statisten) in die epische Schlacht, um Karthago für sich einzunehmen.
Mehr steckt da nun wirklich nicht drin. Ja, solide inszeniert ist das Ganze ja. Eine schlechte Produktion ist „Karthago“ an sich nicht, aber wir haben da ein ganz großes Problem. Wenn gerade nicht gekämpft wird, dann zieht sich der Film wie Kaugummi. Ich musste nach knapp einer Stunde sogar eine Pause einlegen um mich mit einem kühlen Bier aufzuwecken. Natürlich erwarte ich nun einen kleinen Shitstorm, denn Verfechter dieses Genre werden mir nachsagen dass dieser Film doch toll ist. Mag sein, aber für mich war er nix.
Dass die Screentime von Herrn Girotti doch recht klein ist verwundert wenig, allerdings ist eher dann doch so oft im Bild, dass er zumindest auffällt. Technisch mal wieder so la la, ist dies ein weiterer Film der Legenden-Box, die bisher eher technisch durchwachsen daher kam. Aber man darf nicht vergessen – wir sind hier im Budget-Bereich unterwegs, und diese Box wird für ein Taschengeld verkauft.
Genrefans werden dem Ganzen irgendetwas abgewinnen können, mir war es zu lasch, zu lang, zu trocken. Prost! Bald sind wir dann durch mit der Box, aber der Chrischi hat sicher noch Einen auf Lager. Bis jetzt halten sich Licht und Schatten die Waage, auch wenn ich – für meinen Geschmack – irgendwie in die „Mistkiste“ gelangt habe, und das schmackhafte Material auf meine Kollegen verteilt wurde 🙂 :p