Enzo G. Castellari ist eine Legende des günstig produzierten Actioknallers, der sich wenig um Logik und Physik scherte und in seinen Filmen meist alle 15 Minuten irgendwelchen Krach und Explosionen ablieferte. Und recht oft ging die Rechnung dabei auch auf. „Meine Filme sollen Spaß bringen und mit Action unterhalten. Das geschieht unblutig, denn Blut liegt mir nicht“ hat er mal in einem Interview gesagt. Über weite Strecken seiner Karriere stimmt das auch und dieser Italo-Western belegt es.
Originaltitel: Ammazzali tutti e torna solo
Regie: Enzo G. Castellari (Enzo Girolami)
Darsteller: Chuck Connors, Frank Wolff, Franco Citti, Robert Widmark
Artikel von Kai Kinnert
Enzo G. Castellari hat sich so ziemlich an jedem Genre bedient, um seine Action zu inszenieren. Er war für KEOMA (1976) verantwortlich, ebenso wie für THE LAST JAWS (1981), THE RIFFS (1982) oder auch für INGLORIOUS BASTARDS (1978). Quentin Tarantino benannte seinen Film INGLOURIOUS BASTERDS (2009) nach Castellaris Film und gab ihm in einer Szene sogar einen kleinen Cameoauftritt. Enzo ist ein Actionregisseur, der ein Genre meist nur bedient, statt es zu variieren. Die Zuschauer erwarten, dass was passiert und so liefert Castellari, optisch selten originell, das was er am Besten kann – es irgendwie krachen lassen.
Die Handlung ist simpel. Im Auftrag der Südstaaten-Armee versuchen sieben Gangster, sich einer Ladung Goldes zu bemächtigen, die von Nordstaatlern in einem Pulvermagazin gelagert wird. Als Hauptdarsteller gibt es hier Chuck Connors in seinem ersten und letzten Auftritt in einem Italo-Western. Um es gleich vorweg zu nehmen: Chuck Connors paßt so gar nicht in den Streifen. Mit strahlend weißen Zähnen, beschlagen mit dem Charisma einer wandelnden Schrankwand und an den Onkel von Allan Quatermain (Richard Chamberlain) erinnernd, stolpert Connors durch seine Szenen. Dass der Rest seiner Kollegen dabei aussieht, wie aus dem Zirkusfundus ausgestattet, stört da schon weniger. Auch optisch gibt der Streifen nichts dolles her. Bis auf wenige Ausnahmen pausiert die Kamera im Modus eines TV-Films. Die Kunst Castellaris ist es allerdings, das man die Story in Sekunden begreift, die Handlung dann verpennen kann, um dann beim Lärm wieder aufzuwachen und sofort zu wissen, was Sache ist. Und das ist es, was TÖTE ALLE UND KEHR ALLEIN ZURÜCK vor dem Untergang rettet.
Enzo weiß um die Sorge seiner Zuschauer und beginnt rechtzeitig mit dem ersten Actionset, dem dann in schöner Regelmäßigkeit alle möglichen weiteren Actionmomente folgen. Mindestens alle 15 Minuten beginnt irgendein Krawall, wobei sich in diesem Streifen sehr viel geprügelt wird. Es gibt eine Menge Saloon-Kloppereien, die eher harmlos sind und an frühe Spencer/Hill-Nummern erinnern, nur ohne Schulterramme oder doppelte Ohrschelle. Dazu gesellen sich Explosionen und das große Finale beim Pulvermagazin, in dem die Nordstaatler sinniger weise das Gold gelagert haben. Das hat zwar teilweise den Charme einer Aufführung im Freilichttheater, weiß dann aber dennoch gut zu unterhalten. Realismus ist hier ein Fremdwort und die Stunts sind auch nicht immer gelungen, aber trotzdem bleibt man dabei. Der Film macht dann tatsächlich Spaß.
Chuck Connors hingegen bleibt zu jeder Sekunde ein TV-Schauspieler alter Schule. Mit seinen irritierend weißen Zähnen und einem halben Gesichtsausdruck grinst er seine Rolle so runter, das man schon sehnlichst die nächste Klopperei erwartet. Und da es Enzo. G. Castellari um nichts weiter ging, lässt die dann auch nicht lange auf sich warten. Als Actionfilm der alten Italo-Schule ist TÖTE ALLE UND KEHR ALLEIN ZURÜCK tatsächlich gut zu gebrauchen. Es fließt kein Blut, aber es passiert viel. Das Bild ist ganz gut restauriert und als Extras gibt es neben zwei Interviews noch ein altes, launiges Making Of von 1968.
Wer INGLORIOUS BASTARDS (1978) gut fand, kann hier unbesorgt zuschlagen, zumal TÖTE ALLE UND KEHR ALLEIN ZURÜCK wie ein Vorläufer davon wirkt. Sammler des Italo-Westerns sollten hier optische Abstriche machen, bekommen aber einen der actionreichsten Castellari-Western, der neben KEOMA (1976) und DJANGO – DIE TOTENGRÄBER WARTEN SCHON (1968) zu den besseren Filmen gehört.