„Liiindaaa…..Liiiiiiiiiindaaaaaaaa……LIIIIINDAAAAAA“ – Wenn Schloßgespenst Georg auf Brautschau geht, haben die Damen nichts zu lachen. Doch im Gegensatz zu Bill Cosby und Harvey Weinstein sucht Georg seine wahre Liebe. Dabei ist ihm allerdings jedes Mittel recht…
Cover der 1981er / 1999er Auflage (MC, LP bzw. CD)
Cover der 1976er Originalveröffentlichung (MC / LP)
Regie: Heikedine Körting
Buch: H.G. Francis
Sprecher: Reinhilt Schneider, Andreas von der Meden, Ernst von Klipstein, Marianne Kehlau, Peter Kirchberger, Jochen Sehrndt
Klappentext:
In stürmischer Nacht finden Benno und Ulla endlich Unterkunft in einem alten Schloß. Der gnomenhafte Hausdiener ist ihnen unheimlich. Ein ruheloser Geist verbreitet Angst und Schrecken. Wer ist für den grausigen Tod der Schloß-Gäste verantwortlich? Werden Benno und Ulla die nächsten Opfer sein?
Artikel von Christian Jürs
Benno (Andreas von der Meden) und Ulla (Reinhilt Schneider), ein junges (Ehe?-) Paar befindet sich mit dem Auto auf Reisen. An einem regnerischen Abend wollen sie Unterschlupf in einem Schloßhotel suchen. Doch der zwergenhafte Hausdiener Wagner (Ernst von Klippstein) weist die beiden zunächst ab. Das Schlosshotel sei zur Zeit geschlossen. Da Benno jedoch nicht locker lässt, gewährt der alte Griesgram den beiden Reisenden schlussendlich ein Notlager. Doch dieses erweist sich als gefährlich. So macht Benno Bekanntschaft mit einer Falltür und Ulla begegnet dem blinden Schloßgeist Georg, der sich alle hundert Jahre auf die Suche nach seiner Angebeteten Linda macht. Eine Suche, die über die Jahrhunderte mehreren Frauen das Leben gekostet hat. Auch die ebenfalls angereiste Frau Bentin (Marianne Kehlau) gerät in Lebensgefahr. Und dann verschwindet auch noch der alte Wagner…
Andreas von der Meden
DAS GESPENST VOM SCHLOßHOTEL hatte schon fünf Jahre auf dem Buckel, als es in die Neon-Gruselserie integriert wurde. Dabei wurde die ursprüngliche Version durch neue Musik (wobei die 81er Version nicht das damals von Bert Brac aka Carsten Bohn komponierte Titelthema der Reihe besaß) und zusätzliche Halleffekte in manchen Szenen aufgepeppelt wurde. Dafür wurde anno 1981 der Schlusssatz einer Figur getilgt, welcher unterschiedlich interpretiert werden kann. In der auf CD erschienenen „Rückkehr der Klassiker“ Auflage war dieser Satz dann wieder enthalten, jedoch auch einige neue Musikstücke, die in meinen Augen so gar nicht passen. Da ich mit der 81er Auflage groß geworden bin, war ich mit der Lache des alten Wagner als Abschluß daher immer gut bedient. Auf Ullas empörtes „Der Mann lügt wie gedruckt.“ konnte ich gut verzichten, aber dass ist Geschmackssache.
Reinhilt Schneider
Doch wie wirkt dieses altmodische Gruselhörspiel heute? Die Antwort lautet „wunderbar atmosphärisch und kurzweilig“. Dies ist vor allem den grandiosen Sprechern zu verdanken. Über Reinhilt Schneider brauche ich nicht mehr viel zu erzählen. Kollege Victor hat zu recht schon reichlich von ihren zarten Stimmchen geschwärmt in seiner Kritik zu DRACULA – KÖNIG DER VAMPIRE. Auch hier weiss sie als schüchterne und ängstliche Ulla erneut zu überzeugen. Ihr zur Seite stand Andreas von der Meden, dessen Stimme unverkennbar mit David Hasselhoff in den 80ern verbunden war. Bei Europa war er Dauergast, nicht zuletzt wegen seiner Doppelbesetzung bei den drei Fragezeichen (er sprach Skinny Norris und Chauffeur Morton). Sein Benno ist ein herrlicher Sprücheklopfer, der herrlich trocken die absurde Gruselsituation mit Humor nimmt. So schlägt er vor den Weinkeller zu plündern, da ihnen nach dem Genuß des alkoholischen Gesöffs Georg nicht mehr so auf die Nerven gehen würde. Leicht reden hat er ja, immerhin droht ihm durch den Schloßgeist keine Gefahr.
Marianne Kehlau
Wesentlich gefährlicher lebte da Frau Bentin, zumal ihre Überlebenschance als etwas später auftauchender Nebencharakter durchaus gering war. Frau Kehlau war immer eine Bereicherung in den EUROPA Hörspielen. Ganz besonders in Folge 8 dieser Reihe durfte sie glänzen. Aber dazu kommen wir später.
Ernst von Klipstein
Ganz besonders toll auch die Leistung des mürrischen Hausdieners Wagner, den Ernst von Klipstein wahrhaft lebendig macht. Es sollte nicht sein letzter Auftritt innerhalb der Reihe bleiben (Gott sei dank), doch der alte Wagner war ihm einfach auf den Leib geschrieben. „Sie glauben doch nicht an Gespenster?“. Aber auch er durfte in Folge 8 eine weitere Glanzleistung vollbringen. Wir werden darüber reden.
Der von Peter Kirchberger gesprochene Geist Georg weiss hingegen weniger zu überzeugen. Gerade gegen Ende hin wechselt seine Figur von unheimlich zu unheimlich lächerlich. Trotzdem bleiben hinterher vor allem seine anfangs unheimlichen Auftritte, in denen er sein wahnsinniges „Liiiindaaa“ von sich gibt, in Erinnerung. Übertroffen wird er in punkto Lächerlichkeit jedoch von Jochen Sehrndts Polizisten, der am Ende den Todesfall im Schloß belächelt und verspricht, sich bei der Ermittlung Zeit zu lassen, begleitet von einem schmunzeln.
Auch wenn das jetzt alles irgendwie negativ klingen mag, DAS SCHLOß DES GRAUENS ist ein ganz wundervolles, fantasievolles Hörspiel für Jung und Alt, das ganz ohne Erzähler auskommt. Ja, Kinder ab ca. 8 Jahre dürften keinen bleibenden Schaden beim Anhören von Bennos und Ullas Ermittlungen in Sachen Schlossgeist bekommen. Aber auch Erwachsene Zuhörer werden sich nicht langweilen. Vor allem dann nicht, wenn Sie tatsächlich an Gespenster glauben. Ha ha ha ha ha ha ha….