Es wird heiß im heimischen Player, denn mit „Swinger – Verlangen, Versuchung, Verführung“ bringt uns TIBERIUS einen Film ins Heimkino, der sich mit dem Thema Partnertausch auseinandersetzt. Ob es sich dabei um eine differenzierte Milieustudie handelt, oder doch nur um eine spekulative Indie-Produktion, erfahrt ihr in einer ausführlichen Kritik.

Originaltitel: Palm Swings

Drehbuch: Amanda Lockhart
Regie: Sean Hoessli

Darsteller: Jason Lewis, Diane Farr, Sugar Lyn Beard, Tia Carrere…

Artikel von Christopher Feldmann

Wer kennt Das nicht? Flaute im Schlafzimmer. Viele Paare greifen zu verschiedenen Methoden, um ihr Sexleben aufzupeppen. Egal ob scharfe Dessous, Sexspielzeug oder heiße Rollenspiele, der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Es gibt auch Paare, die sich nicht unbedingt nur mit der trauten Zweisamkeit zufrieden geben. Die Swinger-Kultur ist dabei ein Thema, welches in Film und Fernsehen recht stiefmütterlich behandelt wird, außer in reißerischen Reportagen auf RTL II oder als stumpfe Gags in flachen Komödien. Indie-Regisseur Sean Hoessli widmet sich in „Palm Swings“, so der Originaltitel, nun ausgiebig dem Thema „Swinging“ und ergründet die Hochs und Tiefs eines Paares, welches zum ersten Mal Kontakt mit dieser Szene hat. Dabei gewinnt Hoessli dem Stoff ein paar interessante Dinge ab, bleibt aber über weite Strecken eher auf dem Niveau eines Softpornos.

Allison (Sugar Lyn Beard) und ihr Mann Lance (Jackson Davis) sind frisch nach Palm Springs gezogen. Während Lance als Professor für Philosophie an der örtlichen Universität unterrichtet, hat Allison Schwierigkeiten einen Job als Fotografin zu finden. Frust macht sich breit, vor allem da Lance viel zu arbeiten hat. Als die Hausfrau entdeckt, dass ihre attraktiven und offenen Nachbarn (Diane Farr & Chaka Forman) leidenschaftliche Swinger sind, was ihrer Beziehung neuen Aufwind verschafft hat, entwickelt Allison recht schnell Interesse am Partnertausch. Als auch Lance offen für Neues ist, tauchen beide in die Welt der freien Liebe ein.

Was man dem Film zu Gute halten muss, ist das Regisseur Sean Hoessli und Drehbuchautorin Amanda Lockhart zumindest einen guten Ansatz hatten. Eine Diskussion rund um Partnertausch wird gerne im Keim erstickt, da dieses Thema eigentlich abseits unserer Gesellschaft behandelt, und gerne mit Klischees verurteilt wird. Unsere Protagonisten werden als glückliches Ehepaar eingeführt, bei dem es im Bett nicht mehr so richtig läuft. Das wird allerdings sehr schnell abgehakt, damit der Film schnell zum Wesentlichen kommen kann. Der Film besitzt ein paar gute Ideen aber so recht will der Funke nicht überspringen. Anstatt sich mit der Philosophie des Swingens auseinanderzusetzen, benutzt der Streifen diese Sexualpraktik als Aufhänger für Eheprobleme. Die bereits erwähnten Nachbarn scheinen kein Problem damit zu haben, dies ergründet das Drehbuch aber kaum, denn die finden es einfach geil. Selten wird wirklich differenziert auf das Thema eingegangen, weshalb sich der Film eher wie eine Fantasie für frustrierte Hausfrauen anfühlt. Die Swinger werden in der Schlüsselszene, die auf einer Party spielt, eher als aufgegeilte Sexsüchtige präsentiert, als normale Menschen, die nur ein offenes Liebesleben mit ihren Partnern führen.

Der zweite Punkt, ist die aufkommende Peinlichkeit. Der Film kann nichts dafür, dass er Low-Budget ist, jedoch wirkt zumindest die erste Hälfte des Films, wie ein Softcore-Porno, aus dem Mann die Sexszenen entfernt hat. Schon zu Beginn ist Fremdscham angesagt, wenn Allison mit ihrer Kamera die Nachbarn beobachtet, die gerade einen flotten Dreier schieben. Knisterndes Feuer und anschwellende Musik aus dem Baukasten für Erotik-Filme. Normalerweise, so denkt der Zuschauer, müsste sie entdeckt werden, damit sie auch schön mitmachen kann. Pustekuchen. In einer anderen Szene geht Allison mit ihrer Nachbarin shoppen und wird in der Umkleidekabine von dieser angeflirtet und mit damit konfrontiert, dass sie gespannt hat. Ruckzuck gibt es etwas Lesben-Erotik, doch bevor es zur Sache geht, werden sie gestört. Auch das Ehemann Lance als Professor aussieht, wie der klassische Pornodarsteller, dem man eine Brille aufgesetzt hat, damit er intelligent wird und sich von einer heißen Studentin angebaggert wird, lässt das Ganze in eine Farce abgleiten, bei der ich zum Einen lauthals gelacht habe, zum Anderen auch enttäuscht war, dass nicht gevögelt wird. Mit solchen spekulativen Tricks versucht man den Zuschauer bei der Stange zu halten. Dass es am Ende etwas Drama gibt, da Eifersucht ins Spiel kommt ist wohl selbstverständlich, und wenn dann unsere Protagonisten liebreizend in den Sonnenuntergang gehen, weil Swingen doch nichts für sie ist, dann hat man das Gefühl, dass man eigentlich gar nichts gelernt hat. „Palm Swings“ ist größtenteils langweilig und versucht mit einem reizvollen Thema abzulenken, denn so richtig zu sagen hat man dann doch Nichts.

Die Darsteller gehen so in Ordnung. Sugar Lyn Beard und Jackson Davis harmonieren irgendwie gar nicht. Zudem sind die beiden auch nicht die besten Schauspieler, denn es werden lediglich die Pärchen-Klischees ab gefrühstückt und besonders Beard erweist sich als profillose Darstellerin. In einem Softcore-Film würde ich sagen, dass sie einen guten Job machen aber nicht bei einem Streifen, der ein Drama sein will. Ein Drama und keine Komödie, so wie es der Verleih in Deutschland propagiert. Einzig Diane Farr, die man vielleicht als Gespielin von David Duchovny aus „Californication“ kennen könnte, liefert eine schöne Leistung ab. Danach gibt es nur unwichtige Nebenfiguren, die man auch schon gleich wieder vergisst. Einen unbedeutenden Gastauftritt gibt es von „Waynes World“-Hottie Tia Carrere, die aber nur ein paar Sätze zu sagen hat.

Fazit:

Sean Hoesslis „Swinger – Verlangen, Versuchung, Verführung“ ist austauschbares Drama-Kino, bei dem der Tiefgang nicht wirklich erfolgt. Mäßige Darsteller, belanglose Szenen und der Vibe eines Pornofilms erwecken bei der Sichtung den Eindruck, dass man irgendwie weder Fisch noch Fleisch gesehen hat.

Trailer:

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