Neben DER GLÜCKSPILZ erschien die Tage noch eine weitere Billy Wilder Komödie aus dem Hause Koch Media. Diesmal traf die Wahl auf die nur ein Jahr später entstandene Romanze mit der bezaubernden Audrey Hepburn und Westernlegende Gary Cooper. Doch Wilder hatte bei Kritikern und Publikum diesmal keinen Erfolg. Warum? Das klären wir im Artikel.
Originaltitel: Love in the afternoon
Regie: Billy Wilder
Darsteller: Gary Cooper, Audrey Hepburn, Maurice Chevalier, John McGiver
Artikel von Christian Jürs
Paris, die Stadt der Liebe. Genau so wird sie uns auch gleich zu Beginn von LOVE IN THE AFTERNOON beschrieben. Überall küssen sich die Menschen, egal wann, wer und wo. Ein putziger Einstieg, der den Humorton Billy Wilders sofort angibt und das Publikum erwartungsvoll auf die eigentliche Handlung einstimmt.
So lauschen wir den erklärenden Worten des Claude Chavasse (Maurice Chevalier), der uns sogleich mit seinem Beruf vertraut macht. Er ist Privatdetektiv, dessen Haupteinnahmequelle aus betrogenen Eheleuten besteht, die die untreuen Gegenstücke auffliegen lassen wollen. Sein neuester Auftrag stammt von „Monsieur X“ (John McGiver), der zu recht vermutet, dass seine Ehefrau mit dem reichen Amerikaner Frank Flannagan (Gary Cooper) fremd geht. Doch die Fotos zeigen nur eine Frau mit Schleier, die nicht allzu genau zu erkennen ist. Trotzdem fühlt sich X bestätigt und kündigt vor den Augen des Detektivs den Rachemord an Flannagan an, was dieser nur lapidar mit einem Hinweis darauf abtut, dass sein Zittern nicht hilfreich beim Erschießungsmord sei. Lediglich Chavasse´s Tochter Ariane (Audrey Hepburn) verhält sich vernünftig und kontaktiert die Polizei. Doch auch hier begegnet man dem angekündigten Mord mit einem Lächeln. Man könne sich schließlich nicht um alles kümmern und sie könne ja wieder anrufen, wenn der Mord von statten gegangen sei. Ein Hoch auf die Pariser Polizei. Kein Wunder, dass Liam Neeson da hinfliegen musste, um seine Tochter zu retten.
Doch Ariane macht sich auf eigene Faust auf, den Casanova Flannagan zu warnen und eine Katastrophe abzuwenden. Sie erscheint gerade noch rechtzeitig, um sich mit dem Schleier der Frau Gemahlin maskiert von Monsieur X entdecken zu lassen, während die echte Ehefrau auf dem Fenstersims das Weite sucht.
Bis hierhin gibt es eigentlich wenig zu meckern über ARIANE – LIEBE AM NACHMITTAG. Chavalier spielt gut und die Hepburn mit ihren großen Rehaugen ist sowie bezaubernd und über jeden Zweifel erhaben. Lediglich die Figur des Monsieur X ist viel zu albern angelegt und zerrt an den Nerven des Publikums mit seiner hysterisch naiven Art.
Ariane und Flannagan treffen sich natürlich weiterhin, ohne dass sie jedoch ihre wahre Identität preisgibt. Doch dann reist der Playboy ab, was Ariane das Herz bricht. Doch keine Angst, liebe Romantiker, ein Jahr später kehrt er zurück und trifft natürlich erneut auf seine Liebste. Diese will jedoch Stärke beweisen und behauptet, er sei nur einer von ihren vielen Liebhabern gewesen, was selbstverständlich gelogen ist. Doch Flannagan will wissen, mit wem sich seine Liebste trifft und engagiert daher, Ihr werdet es wohl schon erraten haben, den Detektiv Chavasse…
Eine tolle Ausgangsposition für allerlei Irrungen und Wirrungen, die Billy Wilder gewohnt gekonnt in Szene setzt. Trotzdem will der Funke nicht so recht überspringen. Hierfür gibt es zwei gute Gründe. Zum Einen ist die Laufzeit von 130 Minuten für eine Komödie mal eben eine gute halbe Stunde zu lang. Doch darüber kann man noch hinweg sehen, sind doch heutzutage die Komödien eines Judd Apatow ebenfalls meist mit XXL Laufzeit ausgestattet. Die größte Schwäche dieses Streifens ist jedoch ganz einfach in zwei Worte zu fassen: GARY und COOPER.
Gut, er war nicht erste Wahl (Cary Grant und Yul Brunner sollen dem Film eine Abfuhr erteilt haben), aber wie kommt man bitteschön auf die Idee, diesen Mittfünfziger Sugardaddy an die Seite der damals erst 28 jährigen, wunderbaren Audrey Hepburn zu stellen? Ein unverzeihlicher Fehler, denn so fiebert der Zuschauer dem Happy End des Liebespaares, auf welches der Film zweifelsohne zuschippert, nur wenig entgegen. Schade!
Qualitativ kann der Film altersbedingt im Bildbereich keine Bäume ausreißen, kommt dafür aber mit glasklarem Ton daher. Als Bonus gibt es lediglich den Trailer in englischer- und deutscher Sprachfassung und eine Bildergalerie.
Wahre Wilder, Hepburn oder Cooper Fans werden zugreifen. Wer nur mal wieder eine nette Klassikerkomödie sehen möchte, dem sei der zeitgleich erschienene DER GLÜCKSPILZ mehr ans Herz gelegt.
Trailer: