Erneut konnte mich Koch Media mit der Veröffentlichung eines bei mir (bis jetzt) außerhalb des Radars existierenden Klassikers überraschen. Diesmal mit einem Kriegs-, Historien-, Action-, Dramafilmchen, in dem Leinwandlegende Marlon Brando die Hauptrolle spielte und Ennio Morricone den hypnotischen Soundtrack komponierte. Italienisches Kino aus der Zeit, als hier noch wahrhaft hochwertige Produktionen entstanden.
Originaltitel: Queimada
Regie: Gillo Pontecorvo
Musik: Ennio Morricone
Darsteller: Marlon Brando, Evaristo Márquez, Renato Salvatori, Dana Ghia
Artikel von Christian Jürs
Nein, liebe Leser. Auch wenn der (einmal mehr) selten dämliche deutsche Titelzusatz INSEL DES SCHRECKENS nach einem Horrorfilm klingt, so haben wir hier doch ein Historiendrama mit großartigem Hauptdarsteller und ebensolchem Score vorliegen. Der Handlungszeitpunkt findet Mitte des 19. Jahrhunderts statt. Sir William Walker (Marlon Brando) kommt mit einem Schiff auf der titelgebenden Karibikinsel Queimada an. Die Ureinwohner wurden längst bei Feuern, die die portugiesichen Kolonisten gelegt hatten, ausgerottet (der englische Titel lautet schlicht BURN!). Statt ihrer wurden Sklaven auf die Insel gebracht. Diese haben nichts zu lachen und werden aufs übelste gefoltert. Walker bekommt erklärt, dass die Afrikaner an Wiedergeburt glauben, solange der Körper intakt bleibt. Deshalb wird aufsässigen Sklaven auch vor versammelter Mannschaft noch nach dem gewaltsamen Erdrosselungstod der Kopf abgetrennt, damit die Überlebenden aus Angst keinen Aufstand wagen.
Doch eben zu diesem ermutigt Walker die Unterdrückten, allen voran den Sklaven José Dolores (Evaristo Márquez), den er kurzerhand zum Anführer der Aufsässigen erklärt. Aber Walkers Absichten sind keine edlen, denn mit Lügen zettelt er ein Blutbad an, um der britischen Regierung, für die er als Spion arbeitet, die Zuckerrohrplantagen der Portugiesen in die Hände spielt. Zu spät durchschaut Dolores sein falsches Spiel…
Tatsächlich gerät dieses gut zweistündige itallienische Werk niemals langweilig. Die Figuren sind gut ausgearbeitet und wecken auch heute noch das Interesse des Zuschauers. Brando spielt so leidenschaftlich, wie man es später, gegen Ende seines Lebens, selten sah (ich denke an die Arbeitsverweigerung in THE SCORE zum Beispiel). Drei Jahre später sollte er als Don Corleone Filmgeschichte schreiben. Aber auch die übrigen Darsteller müssen sich hinter Brando nicht verstecken. Insbesondere Evaristo Márquez spielt auf Augenhöhe mit dem Star. Besonders gegen Ende des Streifens, wenn Marlon Brando Jahre nach den Ereignissen erneut die Insel betritt, diesmal nicht als angeblicher Freund der Sklaven, sondern als deren Feind. Denn diese revoltieren immer noch um ihre Rechte und behindern so die Zuckerrohrernte. Walker soll nun eben diese Revolte beenden. Es kommt zum erneuten Aufeinandertreffen zwischen ihm und José Dolores. Ein wirklich packender Moment.
Die Musik von Ennio Morricone, die auf den ersten Blick (oder besser „Lauscher“?) ungewöhnlich erscheint, verstärkt die fiebrige Atmosphäre der Karibikinsel ungemein und auch die Kameraarbeit ist fantastisch. Wie konnte mir dieser Film nur 43 Jahre lang entgehen?
Bild und Ton dieses erstmalig ungekürzt und in HD vorliegenden Filmes ist fantastisch. Klar, man bekommt grobes Filmkorn zu sehen, aber dass muss auch so sein. Die Farben sind satt und der Ton glasklar.
Im Bereich Bonusmaterial überschlägt Koch sich einmal mehr. Neben dem Kinotrailer und einer Featurette mit dem Drehbuchautor mit knapp 40 Minuten Länge gibt es noch eine Bildergalerie und vor allem die kürzere, englische Schnittfassung für die ganz Eiligen. Mehr geht wirklich nicht.
Trailer: