Paul Kersey, der legendäre Rächer den Charles Bronson einst mit eiserner Mine darstellte, ist zurück. Nur schaut er diesmal aus wie John McClane, denn kein geringerer als Bruce Willis übernahm den Part unter der Regie von Horrorregisseur Eli Roth. Möge das Massaker beginnen.

Originaltitel: Death Wish

Regie: Eli Roth

Drehbuch: Joe Carnahan

Darsteller: Bruce Willis, Vincent D’Onofrio, Dean Norris, Elisabeth Shue, Mike Epps

Artikel von Christian Jürs

Für die Einen ist es ein Remake des 1974er Charles Bronson Vehikels, für die Anderen eine Neuinterpretation des Erfolgsromans von Brian Garfield. Inhaltlich jedenfalls erlaubt sich die aktuelle Verfilmung nach einem Drehbuch von Joe Carnahan (THE GREY) noch weit mehr Freiraum als der Klassiker von Michael Winner.

Gemeinsam haben beide Filme die Tatsache, dass Paul Kersey (Bruce Willis) ein glücklicher, treusorgender und besserverdienender Familienvater ist. War er im Original noch ein Architekt, so arbeitet er hier als Unfallchirurg in der Notaufnahme. Als solcher macht der Film gleich klar, wo seine moralischen Werte liegen. Denn als zwei Menschen mit Schusswunden eingeliefert werden, ist unser Held sofort zur Stelle. Es handelt sich bei den stark Verwundeten um einen Polizisten und seinen Mörder, denn Paul kann das Leben des Gesetzeshüters nicht mehr retten. Als er sich dann der Lebensrettung des Todesschützen zuwendet, stößt dies bei den Kollegen des Toten nicht auf Gegenliebe. Doch Job ist Job und Paul macht zwischen Recht und Unrecht keine Unterschiede. Noch nicht…

Denn an Pauls Geburtstag plant eine Gruppe Einbrecher in das Haus der Kerseys einzusteigen während die Familie gemütlich im Restaurant speist. Doch Papa wird in die Notaufnahme gerufen und so bleiben seine Frau Lucy (Elisabeth Shue) und seine Tochter Jordan (Camilla Morrone) allein zu Haus. Es kommt, was kommen muss. Der Bruch läuft schief, es kommt zu einem Handgemenge und Lucy bezahlt mit dem Leben, während seine Tochter mit dem Fall ins vorübergehende Koma verhältnismäßig glimpflich davon kommt.

Natürlich bleiben die Ermittlungen der Polizei erfolglos und so treibt es Paul zunächst zum Waffenkauf und schlussendlich zur Exekution von auf frischer Tat ertappter Gewaltverbrecher. Soweit zu den Parallelen zwischen Bronson und Willis. Denn während Bronsons Kersey (zumindest im Originalfilm) erfolglos die Mörder seiner Frau sucht, jedoch zumindest durch das Auslöschen des städtischen Abschaums ein Ventil befriedigt, welches sich durch den tragischen Verlust geöffnet hat ist One-Liner-Willis ein ganz anderes Kaliber. Bei ihm soll das Zuschauen Spaß bereiten, während der Originalfilm eher tragisch bleibt (gilt weiterhin nicht für die Fortsetzungen). Denn hier bekommt Kersey selbstredend seine Rache.

Kollege Feldmann fand den Film alles andere als berauschend. Klar, wenn man eine adäquate Umsetzung von Garfields Roman erwartet (unter der Regie Eli Roth´s…lustiger Gedanke), dann wird man mit Sicherheit enttäuscht werden. Auch wenn man sich inhaltlich am Originalfilm klammert, kann dieser Streifen nur verlieren. Wenn man die Vorbilder jedoch ausklammern kann und zwischen dem einen- und dem anderen Liam Neeson Film noch Bedarf hat, der kann sich Bruce Willis ersten brauchbaren Film seit LOOPER nicht entgehen lassen (Nein! STIRB LANGSAM 5 war nicht gut, der war scheiße!). Wie immer ist große Emotion nicht Willis Stärke (man denke an die grottig gespielte letzte Nachricht an seine Tochter in ARMAGEDDON) und seine Mimik hält sich wie gewohnt in Grenzen (war bei PULP FICTION auch schon so). Doch sobald er seinen Hoodie überzieht und mit der Knarre auf Gangsterjagd geht, die er auch noch gelegentlich mit einem One-Liner dahin raffen lässt, darf man entspannt zum Bierchen greifen und diesen handwerklich unauffälligen, jedoch temporeichen und mit nicht hektisch geschnittenen Actionszenen punktenden Rachefilm vollends genießen. Zumal der Film auch noch in seinen Nebenrollen blendend besetzt ist. Elisabeth Shue hat handlungsbedingt zwar nicht allzuviel Screentime, doch schafft sie es, dass ihr Tod tragisch auf das Publikum wirkt. Auch Vincent D’Onofrio als sympathischer Bruder Kerseys wird immer wieder gerne gesehen. Schade, dass man ihm so wenig Screentime einräumt. Der wahre Star ist jedoch Dean Norris als ermittelnder Detective, der zwischen den Fronten steht. Ein toller Auftritt.

Interessant ist auch ein kurzer Ausflug in die Satire, wenn sich Kersey von der hibbeligen Waffenverkäuferin sagen lässt, dass die Tauglichkeitsprüfung für Schusswaffen so simpel sei, dass eh jeder durchkommen würde.

Erstaunlich ist die teilweise ungewöhnlich zahme Inszenierung Eli Roths. Nicht nur, dass er die Vergewaltigung, die im Original doch recht explizit dargestellt wurde, einfach unter den Teppich kehrt, er bleibt für den Mann der HOSTEL inszeniert hat schon recht erwachsen, wenn er Kersey hier nicht zum perversen Folterrächer macht. Erst im letzten Drittel darf es dann auch mal kurz splattern (Stichwort: Schwerkraft).

Auch an Bonusmaterial wurde reichhaltig gedacht. So gibt es natürlich ein Making Of aber auch einen Audiokommentar von Eli Roth und diverse Deleted- und Extended Scenes. Wer also einfach einmal wieder einen Feierabendknaller mit Bruce Willis schauen möchte und das Original ausblenden kann, der dürfte hier zufrieden gestellt werden.

Trailer:

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