Nachdem sich ein Großteil der Marvelhelden sprichwörtlich in Luft aufgelöst hat, war es an der Zeit die wahren Superhelden zu reanimieren. Ganze 14 Jahre hat es gedauert, bis Mr. Incredible, Elastigirl, Frozone und Co. zurückkehren durften. Diesmal heißt die Devise größer, höher und lauter. Und Baby Jack Jack darf auch kräftig mitmischen. Jetzt endlich auch daheim.

Originaltitel: The Incredibles 2

Drehbuch und Regie: Brad Bird

Stimmen (englisch): Holly Hunter, Craig T.Nelson, Samuel L. Jackson

Stimmen (deutsch): Katrin Fröhlich, Markus Maria Profitlich, Jan Odle

Artikel von Christian Jürs

Obwohl es bereits vierzehn Jahre her ist, dass die Familie Parr die Welt vor dem verrückten Syndrome retten musste, geht es nahtlos in der Fortsetzung weiter. Wir erinnern uns: Syndrome wurde besiegt, Jack Jack zeigte erste Superkräfte vor seiner Babysitterin und die einst schüchterne Violetta hat endlich ein Date. Doch, oh je, ein neuer Bösewicht, „Der Tunnelgräber“, der ausschaut wie ein Maulwurf, betritt die Bildfläche. Die Parrs greifen ein und…. Abspann!

Jetzt endlich wird der Cliffhanger aufgelöst. Es kommt zum Kampf der Parrs gegen den Superschurken, wobei allerlei zu Bruch geht. Dadurch geraten Superhelden noch weiter in die Kritik und bleiben weiterhin illegal. Unsere Helden fristen fortan ein Dasein im Motel, da sie im Finale des Vorgängers ja ihr Haus verloren haben. Zu allem Übel hat Violettas Date auch noch seine Angebetete im Superheldenkostüm erkannt, wodurch sein Gedächtnis an das Geschehene, sowie an Violettas gesamte Existenz, ausgelöscht wird. Hinzu kommt, dass den Kids das Nutzen ihrer Fähigkeiten erneut untersagt wird. Der Haussegen, der durch die Umquatierung eh schon in Mitleidenschaft gezogen wurde, steht somit enorm schief.

Doch Rettung naht durch die reichen Geschwister Deavor, die Superhelden wieder salonfähig machen wollen und Helen / Elastigirl als Aushängeschild nutzen. Während die sich also auf die Jagd nach Superschurken begibt, schmeisst Papa Bob den Haushalt, was der Gute gewissenhaft übernimmt, dabei jedoch heillos überfordert ist. Als wäre damit nicht für Chaos genug gesorgt, treibt auch noch der Screenslaver, ein Superschurke mit Hypnosefähigkeiten, sein Unwesen…

Ich muss gestehen, dass mir die Trailer von DIE UNGLAUBLICHEN 2 nicht so richtig zugesagt haben. Ja, sie waren „ganz nett“, aber relativ zeitgleich wurden die ersten Trailer zu RALPH REICHTS 2 veröffentlicht und konnten mich weit mehr überzeugen und zum Lachen bringen. Umso erstaunter war ich, dass das neue Abenteuer der Familie Parr dann doch von meiner Seite den Daumen hoch bekommt. Warum? Here we go…

Der Film muss sich nicht mit dem Vorstellen seiner Hauptcharaktere abgeben, lediglich das Geschwisterpaar Deavor und eine Handvoll tumber, neuer Superhelden wurden hinzugefügt. Somit kann der Film gleich mit Action starten und kann hier dank des actionerfahrenen Regisseurs Brad Bird (der Mann drehte neben diversen Animationsfilmen auch den Kracher MISSION: IMPOSSIBLE – PHANTOM PROTOKOLL) Jung und Alt turbulent zum Staunen bringen. Ja, in Punkto Action geht der Film ab wie eine Granate und kann dank überzeugender Animationstechnik auf einem Level mit seinen Realfilmkonkurrenten durchaus mithalten. In den Momenten, in denen es kracht, vergisst man gar, dass es sich um einen Trickfilm handelt.

Auch in Punkto Gags hat die Fortsetzung die Nase vorn. Besonders Baby Jack Jack, das mit immer neuen irrwitzigen Superheldenfähigkeiten für Wirbel und Chaos sorgt, ist ein genialer Running Gag. Aber auch die Probleme, die Bob mit der alleinigen Handhabung und Erziehung der Kinder hat, sind zum schießen. Zwar handelte dieser Handlungsstrang (Frau geht arbeiten, Mann ist überfordert) dem Film ein paar lächerliche Shitstorms ein, doch sollte man sich von diesen nicht beeindrucken lassen. Denn hier soll keine Botschaft über Feminismus vermittelt werden. Hier steht der Spaß im Vordergrund.

Und Spaß macht der Film durch und durch. Insbesondere Jack Jack, dessen Screentime im Originalfilm ja noch recht bescheiden kurz ausfiel, darf hier Vollgas geben. Sein Kampf gegen einen Waschbären, der nicht von ungefähr an den Eichelsammler Scrat aus ICE AGE erinnert, ist hier das Highlight. Dafür kommt der umonöse Screenslaver, der „Bösewicht“ des Filmes etwas zu kurz und er wirkt auch gar nicht sonderlich bedrohlich. Dies hat allerdings einen Grund, den ich hier nicht spoilern möchte, den jedoch erfahrene Kinogänger schnell durchschauen sollten.

Die Stimmbesetzung ist sowohl im englischen Original- als auch in der deutschen Synchronfassung genial und ohne wesentliche Änderungen zum Originalfilm. Während im Englischen die Familienoberhäupter von POLTERGEIST Papa Craig T. Nelson und der wundervollen Holly Hunter übernommen wurden, dürfen bei uns erneut Markus Maria Profitlich und Katrin Fröhlich (die jüngere Schwester von Andreas Fröhlich) ran und machen einen prima Job. Bei Frozone, der im Original in beiden Teilen von Samuel L. Jackson gesprochen wird, hat man die Fehlbesetzung durch Kai Pflaume in Teil eins hier korrigiert. Man bekommt nun Jan Odle zu hören, den man als Stimme von Will Smith gewohnt ist und der wesentlich besser passt.

Ja, der mit 118 Minuten Laufzeit längste PIXAR Film ist eine bombastische Spaßbombe mit leider etwas schwachem Bösewicht, was jedoch zu verschmerzen ist. Dafür bekommt der Zuschauer mit BAO einen zu Herzen gehenden Vorfilm serviert, dessen Melancholie den Ein- oder Anderen zu Tränen rühren wird. Ein tolles Kontrastprogramm.

Im Heimkino gibt’s dann noch einen weiteren Kurzfilm (TANTE EDNA), sowie diverse Featurettes, Audokommentar, Making Of,… Hier kann man nicht meckern wenn nicht die 4K Version derzeit nur Digital erhältlich wäre. Eine etwas fragwürdige Entscheidung, die wohl dem geringen Interesse an 4K Scheiben derzeit zugrunde liegt. Ich empfehle die 3D Variante, die wahlweise auch die 2D Version enthält und das hübscheste Cover hat.

Trailer:

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