Action-Routinier Michael Winner war recht fleißig in seiner Karriere als Regisseur und drehte so manchen Actionfilm mit Hang zum ruppigen Element. Dabei gerieten viele seiner Filme zu anständigen B-Movies, die teilweise mit Hauptdarstellern wie Burt Lancaster, Marlon Brando, Faye Dunaway oder James Coburn besetzt waren. Und eben Charles Bronson. Bevor beide EIN MANN SIEHT ROT (1974) drehten und damit 1982 bei CANNON FILMS landeten, entstand als erste von sechs Zusammenarbeit zwischen Winner und Bronson CHATOS LAND. Einen Hunting-Party-Western, der zu den Klassikern unter den Bronson-Filmen zählt.
Regie: Michael Winner
Darsteller: Charles Bronson, Jack Palance, Richard Basehart, James Whitemore, Simon Oakland
Artikel von Kai Kinnert
Halbblut Apache Chato (Charles Bronson) erschießt aus Notwehr einen korrupten Sheriff und ruft so den ehemaligen Südstaaten-Offizier Quince Whitemore (Jack Palance) auf den Plan. Whitemore stellt eine Bürgerwehr aus alten Kameraden zusammen und eröffnet so mit 13 Mann die Jagd auf Chato. Denn nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer. Doch Chato, nicht dumm, flüchtet ins Apachen-Land, wo er sich bestens auskennt und stellt sich so seinen brutalen Verfolgern.
Schon in der ersten Filmminute macht Charles Bronson die Story für CHATOS LAND klar und knallt den Sheriff im Saloon ab. Danach geht’s für ihn ab in die Berge und Jack Palance wird auf den Plan gerufen, der sich gleich seine Südstaaten-Uniform überwirft und eine Truppe aus impulsgesteuerten Grobianen zusammenstellt und sich mit seiner miesen Truppe als gewiefter Verfolger von Chato erweist. Dabei geht die Bande von Whitemore brutal vor und erinnert so an LEISE WEHT DER WIND DES TODES (1971) einem hartem Western mit Gene Hackman von Don Medford, in dem eine miese Hunting-Party Jagd auf Oliver Reed macht.
Während Gene Hackman in LEISE WEHT DER WIND DES TODES noch mit betuchten Jagdgenossen und den ersten Scharfschützen-Gewehren auf Menschenjagd geht, schickt in CHATOS LAND Regisseur Michael Winner eine Schlägertruppe aus Ex-Soldaten auf die Reise, die mit ihrem Auftreten den Grundstein für EIN MANN SIEHT ROT legte. Whitemores Soldaten vergewaltigen in der Mitte des Films Chatos Frau, was Winner zum Anlass nahm, hier, für die damalige Zeit, recht grob zu inszenieren. Zumal auch noch Chatos Bruder dran glauben muss, eben alles nur, um Bronson aus seinem Versteck zu locken. Kamera und Schnitt waren bei Winners Grobheiten immer wieder recht überraschend und gaben vielen Filmen ein spezielles Merkmal, das ihn angenehm aus der Masse an B-Movies heraus hebt. Michael Winner verfeinerte sein fragwürdiges Können im Inszenieren von Vergewaltigungen erst 1974 mit DEATH WISH und erst recht 1982 mit seiner Fortsetzung.
In der Mitte des Films läßt es Winner also für die damalige Zeit recht ordentlich Krachen, wobei er allerdings seriös im Genre des Western bleibt und insgesamt ganz ordentlich filmt. Charles Bronson kehrt ab diesem Moment seine Flucht in Rache um, und weiss als Indianer zu überzeugen. Nach und nach wird die Truppe um Jack Palance dezimiert, der passend als Bronsons Widersacher besetzt ist und im Laufe der Zeit selber moralische Probleme mit der Brutalität seiner Truppe bekommt.
CHATOS LAND ist auch heute noch ein anständiger Rache-Western, der zum Ende hin immer härter und blutiger wird, eben ganz ein Michael Winner Film. Charles Bronson liefert sein bestes Rache-Gesicht ab und läuft zum Ende hin nur noch im Lendenschurz durchs Apachen-Land. Winner ist kein Mann der großen Bilder und so bleibt der Film, bis auf wenige Ausnahmen, in der Inszenierung seiner Umgebung eher unspektakulär. Bei Winner konzentriert es sich auf die Action und auf das Gnadenlose, um eben dann die Umkehrung auf Rache zu rechtfertigen. Die Landschaft ist Mittel zum Zweck und wird nur in wenigen Momenten klassisch inszeniert. Doch sobald es an die Action geht oder sich ein Konflikt anzubahnen droht, wird die Kamera plötzlich origineller und weiß um die Dynamik des Moments. Plötzlich gibt es auch mal eine schräge Handkamera oder ein spannendes Spiel mit Vorder- und Hintergründen und Winkeln. Im Finale beißt dann auch schon mal der Geier in den Rücken eines Toten und es gibt blutige Schädel und Einschusslöcher in der Hand. Heute wirkt das alles wenig schockierend, doch für damals war das schon ungewöhnlich.
CHATOS LAND ist einer der guten Filme von Michael Winner, die auch heute noch funktionieren. Vorausgesetzt man ist in Westernlaune und will einen knackigen Charles Bronson fast nackt durch die Steppe laufen sehen. Winner hält das Tempo recht hoch und setzt hier seine erste Duftmarke für DEAT WHISH 1 + 2. Bronson passt wie Quecksilber in die Rolle und wurde sie ja auch seit dem nicht mehr los. Für Fans von alten Actionwestern ist das auch heute noch ein gutes Upgrade für die Sammlung.
Das Bild der BD ist super und die Farben im sauberen, alten Technicolor mit wenig Körnung. Das Mediabook ist schön gestaltet und besitzt ein informatives, gut geschriebenes Booklet. Als Extras gibt es den deutschen Trailer und den Originaltrailer.
Trailer: