Wenn die Spierig Brothers einen Horrorfilm drehen, werden viele Genrefans hellhörig. Immerhin konnten die beiden deutschstämmigen Regisseure mit Filmen wie DAYBREAKERS und PREDESTINATION zwei echte Geheimtipps abliefern. Jetzt, nachdem sie bereits John Kramer wiederbeleben durften, bringen sie uns einen Haunted House Film, für den sie sogar Oscarpreisträgerin Helen Mirren in der Hauptrolle gewinnen konnten. Ob uns der Gruselfilm aus dem Hause Splendid das Fürchten lehrt, klären wir in den folgenden Zeilen.

Originaltitel: Winchester

Regie: Michael & Peter Spierig

Darsteller: Helen Mirren, Jason Clarke, Sarah Snook, Finn Scicluna-O´Prey

Artikel von Christian Jürs

Horrorfilme, in denen Geister friedliche Bürger heimsuchen, sind spätestens seit THE CONJURING wieder in Mode. Besonders, wenn sie auf wahren Begebenheiten beruhen. Auch dieses hier ist so eine Geschichte, die sich im Jahre 1906 so oder so ähnlich zugetragen haben soll.

Dr. Eric Price (Jason Clarke), einst ein erfolgreicher Psychologe, gibt sich seit dem tragischen Verlust seiner Liebsten dem Konsum von selbstverschriebenen Drogen in Kombination mit gebuchten Prostituierten hin. Doch eines Tages erhält ausgerechnet er den Auftrag, den Geisteszustand von Sarah Winchester (Helen Mirren), die als Witwe des berühmtesten Waffenherstellers die Leitung des Unternehmens übernommen hat, zu untersuchen und ihr gegebenenfalls ihren Posten zu entziehen. Denn Sarah Winchester verhält sich absonderlich. Nicht nur, dass sie ihr von Arthritis geplagtes Leben nur noch in ihrem Anwesen verbringt. Nein, sie lässt auch regelmäßig neue Teile an die Villa anbringen, die wie ein Irrgarten teilweise ins Nichts führen. Angeblich möchte sie so die rachsüchtigen Geister der durch die Waffen ihrer Firma verendeten Menschen in die Irre führen und von sich abhalten. Zunächst hält Doktor Price dies alles für blanken Irrsinn. Doch als der kleine Neffe (Finn Scicluna-O´Prey) der Millionenerbin, der mit seiner Mutter Marion (Sarah Snook) ebenfalls im Haus wohnt, sich merkwürdig aggressiv zu verhalten beginnt, fängt auch Dr. Price langsam an, an seinem Verstand zu zweifeln. Oder sind es doch nur seine Drogen, die zu Wahnvorstellungen führen?

Diese Frage stellt sich der Film jedoch nicht. Auch wird die geniale Kulisse des verwinkelten Hauses leider viel zu wenig ausgenutzt. Nein, Fans von THE CONJURING werden wahrscheinlich enttäuscht werden. Dafür setzt man auf Jumpscares, die über die heimische Sourroundanlage herrlich rummsen. Es ist ein Film für die Zuschauer, die DAS GEISTERHAUS dem Original BIS DAS BLUT GEFRIERT vorziehen. Dort hatte man neben Owen Wilson einen Liam Neeson, während hier Helen Mirren und Jason Clarke die Show schmeißen. Unterstützt werden sie von einer großartigen Sarah Snook, die zwischen snobistisch und verzweifelter Mutter gekonnt pendelt. Nein, die Schauspieler sind über jeden Zweifel erhaben.

Im Bonusbereich gibt es ein Making of, diverse Interviews, den Trailer sowie eine Featurette in deutscher Sprache. Qualitativ gibt es wie erwähnt auch nichts zu meckern. Der Ton ist klar und kracht halt ordentlich. Das Bild ist, wie zu erwarten war, hervorragend.

Auch wenn alte Horrorhasen die Nase rümpfen werden: Wer sich einfach nur mal wieder erschrecken lassen möchte (und seinen Nachbarn bei entsprechender Lautstärke auch) bei saftigen Soundeffekten, der wird an WINCHESTER seine helle Freude haben. Die guten Darsteller machen ein übriges um den Film über den Genredurchschnitt zu hieven. Als Feierabendfilm auf jeden Fall in Ordnung.

Trailer:

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