Takeshi Kitano ist ein Ausnahmetalent. Regisseur, Schauspieler, Dichter, Radiomoderator und Comedian – es gibt nichts, was der auch als Beat Takeshi bekannte Künstler in seiner Heimat nicht erreicht hat. Bei uns kennen ihn Filmfans vor allem wegen seiner Auftritte in BATTLE ROYALE, ZATOICHI – DER BLINDE SAMURAI und dem preisgekrönten HANA-BI. Dem Durchschnittkonsumenten kommt sein Gesicht wohl eher als böser Endgegner aus der abgedrehten Spielshow TAKESHI´S CASTLE bekannt vor. Mit dieser fröhlichen Hatz hat OUTRAGE CODA, der gerade von Capelight Pictures erschienen ist, freilich nichts gemein. Hier herrscht die Gewalt der Yakuza.

Originaltitel: Outrage 0 Coda

Regie: Takeshi Kitano

Darsteller: Takeshi Kitano, Toshiyuki Nishida, Tatsuo Nadaka, Tatsuo Nadaka

Artikel von Christian Jürs

Im Jahr 1993 begründete Takeshi Kitano mit SONATINE, seinem ersten Film über die Yakuza, seinen Kult auch in der westlichen Welt. Der Film, der ohne Drehbuch entstand, bestach durch eine damals eigenartige Erzählweise, die auch in OUTRAGE CODA wieder zu finden ist. Der Abschluss der Yakuza Trilogie um Otomo (Takeshi Kitano), einem in die Jahre gekommenen Killer, wird mit ruhiger Hand erzählt. Doch langweilig werden die Unterhaltungen um Ehre und Kodex nie, versprühen die 100 Minuten Film doch eine wundervolle Melancholie, gepaart mit lakonischem Witz und reichlich Gewalt.

Otomo hat sich nach den blutigen Ereignissen in OUTRAGE BEYOND (2012) nach Südkorea abgesetzt. Dort arbeitet er als Ruhestifter für einen Sexclubbesitzer. Eines Abends wird er mit seinen Jungs gerufen, da ein Yakuzamitglied den „Un“-Ruhestifter spielt und die angestellten Mädels misshandelt hat. Otomo stellt ihn zur Rede und legt ihm nahe, seine Ehre wieder herzustellen. Doch der pfeift mit seinem Clan, den Hanabishi´s, quasi drauf und zettelt so ungewollt einen Clankrieg herauf, in dem es um Blut und Ehre geht. Otomo, der sonst lieber seinem Freund und Kollegen beim Fischen zuschaut, greift ein letztes Mal zur Waffe um Recht und Ordnung, wie er sie sich vorstellt, wieder herzustellen. Sprich, er will Rache für den Tod eines Freundes.

Wer noch nie einen Film von Takeshi Kitano gesehen hat, der stelle sich vor man nehme die späten Regiearbeiten von Clint Eastwood und Woody Allen und mixe diese mit dem Lebenswerk von Quentin Tarantino, dann hat man eine ungefähre Vorstellung, was Einen erwartet. Der Humor ist trocken und die Fehde der Yakuzaclans komplex aber spannend. Hinzu kommt ein desillusionierter Held, der seine besten Jahre bereits hinter sich hat und den Tod nicht fürchtet. Erst nach und nach entlädt sich die Gewalt. Wenn es dann soweit ist, klatscht sie einen unvorbereitet ins Gesicht, denn das hier ist kein Actionfilm. Die Brutalität kommt meist aus dem Nichts und wirkt dadurch noch härter.

Wer nun die ersten beiden Teile nicht kennt, dem sei gesagt, dass man auch ohne Vorkenntnisse locker in das Geschehen hinein findet. Wer die Geschichte allerdings von vorne bis hinten genießen will, dem sei die Komplettbox mit allen drei Teilen ans Herz gelegt. Diese trägt ihr 18er Logo übrigens lediglich wegen des ersten Teils OUTRAGE (2010), obwohl der keinen Deut härter ist als dieser Blutbeutelplatzer.

Wer allerdings zur Komplettbox greift, dem entgeht der Bonus des Mediabooks, welches zum Einen die Wahl zwischen der DVD- und Blu-ray-Version lässt und zudem ein toll bebildertes, interessant geschriebenes Booklet zur Geschichte des Yakuzafilms. Der Hauptfilm bietet sonst nur Trailer als Bonus. Doch es gibt im Mediabook eben nicht nur den Hauptfilm. Auf der rechten Seite der Box findet man nämlich eine weitere Blu-ray mit einem Bonusfilm…und was für einem. Es handelt sich um den 1995 entstandenen GETTING ANY? (Minnâ-yatteruka!), der uns eine völlig andere Seite von Beat Takeshi präsentiert. Hier spielt der Regisseur einen Mann mittleren Alters, der seinem Traum, Sex in einem Auto, hinterher sehnt, wodurch er eine Reihe turbulenter Ereignisse auslöst. Schrill, klamaukig und irre komisch – hier bekommen wir die Bandbreite von Takeshis Können wunderbar zu Gesicht.

Eine tolle Veröffentlichung zu einem richtig guten Film (bzw. Filmen). Was gibt’s sonst noch zu sagen? Ach ja, die Synchronisation ist aufwendig und gut gemacht. Was will man mehr?

Trailer:

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