Zu „Cannon-Films“ muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Die Produktionsfirma von Menahem Golan und Yoram Globus ist eine wahre Schatzkiste für Fans von Action-Flicks und faszinierendem B-Stoff. „Cannon“ war nicht weniger als stilprägend für den minder-budgetierten Genre-Film der 80er Jahre. In dieser Classics-Kritik widme ich mich einer meiner Lieblingsproduktionen aus der israelisch-amerikanischen Filmfabrik: Dem 1986er Actioner „Night Hunter“ aka „Avenging Force“ mit Aushilfs-Ninja und Videotheken-Star Michael Dudikoff in der Hauptrolle, welcher in meinen Augen sein bester Film ist. Bitte haut mich nicht ihr „American Fighter“-Jünger!
Originaltitel: Avenging Force
Drehbuch: James Booth
Regie: Sam Firstenberg
Darsteller: Michael Dudikoff, Steve James, John P. Ryan, Allison Gereighty, James Booth…
Artikel von Christopher Feldmann
Wer erinnert sich eigentlich noch an Michael Dudikoff? Das war doch der…RICHTIG! Der „American Ninja“ himself. Die große Hoffnung des B-Action Sektors aus der „Cannon-Schmiede“. Ich muss zugeben, ich sehe seine Filme sehr gerne und bin der Meinung, dass er durchaus das Potenzial zum Action-Star hatte. Nur leider kam es dann doch anders und der gute Dudi ist relativ schnell im Videothekensumpf untergegangen, dabei hatte er durchaus die Ambitionen, sich in eine Reihe mit solchen Haudrauf-Heroen, wie Jean-Claude Van Damme oder Dolph Lundgren einzureihen. Man könnte sagen, er hat den Anschluss verpasst, was denke ich auch den Produzenten zuzuschreiben ist, die in den späten 80ern mehr wollten, als immer weiter Action-Klopper für kleines Geld zu produzieren. Zu der Zeit als Dudikoff gerade auf der Bildfläche erschien und mit „American Ninja 1-2“ respektable Erfolge verbuchen konnte, fokussierten sich Golan und Globus eher auf größere Produktionen um das „Cannon-Uhrwerk“ weiter am Laufen zu halten. Man wollte am Kinomarkt bestehen und Geld verdienen. Somit investierte man das Geld lieber in Sylvester Stallone („Cobra“, „Over The Top“), Chuck Norris („Delta Force“) oder in „Superman IV“ oder auch in „Masters of the Universe“. Man achtete nicht darauf Michael Dudikoff zu etablieren und somit lief er mit Filmen, wie „River of Death“, „Platoon Leader“ oder eben „Avenging Force“ eher unter dem Radar der Masse, bevor er dann noch mit „American Ninja 4“, „Marine Fighter“ oder „Chain of Command“ in die Resteverwertung von Cannon abstieg. Danach drehte er nur noch Action direkt für die Videotheken und für das Fernsehen. Schade, Schade, Schade. Aber was soll man machen? Richtig, sich an den Kloppern freuen, die er Mitte der 80er noch veredeln durfte, zum Beispiel „Avenging Force“, der beste Titel aus seiner Filmographie und einer der besten Cannon-Filme, zumindest aus meiner Sicht.
Handlung:
Matt Hunter (Michael Dudikoff) war einst der beste Mann der CIA, bis er seinen Dienst quittierte, da seine Eltern durch eine Bombe getötet wurden, die eigentlich ihm gegolten hätte. Nun lebt er zurückgezogen auf der Ranch seines Großvaters und kümmert sich um seine Schwester Sarah (Allison Gereighty). Als sein bester Freund Larry Richards (Steve James), ein erfolgreicher schwarzer Politiker in New Orleans, ins Visier der elitären, sowie rassistischen, Bruderschaft „Pentangle“ gerät, sieht sich Hunter gezwungen zur Waffe zu greifen. Bald bekommt es auch er selbst mit den gefährlichen Gegnern zu tun und es entbrennt ein Kampf auf Leben und Tot!
„Night Hunter“ (1986) ist wirklich eine kleine unterbewertete Perle aus dem Cannon-Fundus, welche erst in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Der, mit sichtbar geringem Budget realisierte, Film kommt überraschend kurzweilig daher und bietet eine spannende Handlung. Statt der üblichen Feindbilder, welche sich zuhauf in den hauseigenen Produktionen von Golan/Globus tummelten, bekommt der Zuschauer eine etwas andere Sichtweise präsentiert. Dieses Mal sind es die Patrioten, die „echten Amerikaner“, welche feindselig gegen Minderheiten agieren, die als Bösewichte in Erscheinung treten. Eine recht nette Alternative zu Vietnamesen, Russen oder Arabern, fast schon selbst referenziell. Die Story ist dabei recht schnörkellos und funktioniert nach bewehrtem Schema. Die Guten sind gut und die Bösen sind böse, was zwar natürlich recht wenig originell ist aber dennoch lässt man sich darauf ein. Das liegt vor Allem an den Hauptdarstellern, Michael Dudikoff und Steve James, die wunderbar harmonieren und eine gute Chemie vorweisen können. Das ist nicht überraschend, da die Beiden auch die ersten beiden „American Fighter“-Filme zusammen gedreht haben. Somit hat es „Night Hunter“ recht einfach eine gewisse Spannung aufzubauen, was ihm auch erstaunlich gut gelingt. Ich würde nicht behaupten, dass das Drehbuch von James Booth, der hier auch eine Nebenrolle spielt, Ambitionen für den OSCAR besitzt, dennoch funktioniert es prächtig für einen energiegeladenen Actionfilm. Neben Booth, kann auch ein weiterer B-Movie Veteran glänzen, nämlich John P. Ryan. Dieser wertete schon mehrere Produktionen aus dem Hause Cannon auf, wie zum Beispiel „Runaway Train“ (1985), „Death Wish 4“ (1987) und „Delta Force 2 – The Columbian Connection“ (1990). Als „Pentangle“-Vorsteher darf der Mime ordentlich bösartig sein und versprüht dies auch bis zur letzten Minute. Dass die Kostümierungen der Bruderschaft recht albern sind, ein Herr sieht aus wie der Türsteher einer Leder-Bar, lässt sich verschmerzen und dem 80er-Colorit zuschreiben.
Auf der Habenseite ist auch die Action zu verbuchen. Klar, 1986 gab es ein anderes Schnitttempo und manche Kampfszenen wirken nicht so agil wie bei Darstellern, die wirklich Martial-Arts beherrschen, jedoch sind sie recht dynamisch in Szene gesetzt und kaschieren gekonnt Dudikoffs Defizite. Daneben bekommt der affine Zuschauer noch schöne Verfolgungsjagden und handfeste Shoot-Outs geboten. Besonders zu gefallen, weiß der Look des Films. Vielleicht war es sogar gut, dass man mit wenig Budget auskommen musste, denn dadurch wirkt alles wunderbar rough und dreckig, was der Atmosphäre und der Stimmung des Films sehr gut tut. Gepaart mit einem klassischen Synthesizer-Score kommt das pure 80er Jahre Feeling durch und zaubert dem geneigten Nostalgiker sicher ein Lächeln aufs Gesicht. Die Regie bei diesem kleinen B-Film Kracher übernahm auch nicht irgendein Wald- und Wiesenregisseur, sondern niemand geringeres als Sam Firstenberg inszenierte dieses schöne Stück Videotheken-Kult in gewohnter Manier. Immerhin war der Mann auch für solche Cannon-Knüller wie zum Beispiel „Die Rückkehr der Ninja“ (1983), „Die Herrschaft der Ninja“ (1984) oder auch „Breakin‘ 2 – Electric Boogaloo“ (1984) verantwortlich. Ebenfalls Dudikoffs andere Heldentaten, „American Fighter“ (1985) und „American Fighter 2 – Der Auftrag“ (1987) gingen auf Firstenbergs Konto. Der gute Mann, der praktisch bei Cannon zum Inventar gehörte, wusste eben, was ein Film der Marke „Night Hunter“ braucht. Prunkstück des Films ist dabei sicherlich der Kampf zwischen Matt Hunter und den „Pentangle“-Brüdern in den Sümpfen, wo Hunter nur mit bloßen Fäusten, sich seinen Gegnern erwehren muss. Das ist herrlich dreckig inszeniert und ziemlich spannend. Auch nicht zu verachten ist die Schluss-Szene im Krankenhaus, die einen wunderbaren Abschluss mit Hang zur Düsternis bildet und auch die Möglichkeit für ein Sequel offen ließ, was aber nie kam. Apropos Sequel! Eigentlich war „Avenging Force“ als Fortsetzung zum Chuck Norris-Kult-Klopper „Invasion USA“ (1985) gedacht, welche Chuck aber nicht machen wollte, was erklärt warum die Hauptfigur hier ebenfalls „Matt Hunter“ heißt.
Der Actionfilm war jahrelang indiziert und erfuhr erst 2012 eine Rehabilitierung. Nach einer Neuprüfung ist der Streifen in seiner ungeschnittenen Fassung ab 16 Jahren freigegeben. Da „Night Hunter“ immer nur auf VHS zu bekommen war, nahm sich das österreichische Label NSM RECORDS dem Film an und veröffentlichte ihn in diversen DVD- und Blu-Ray Auflagen, wahlweise als Hartbox und Mediabook. Mittlerweile ist Firstenbergs 80er-Knaller auch günstig auf DVD und Blu-Ray im Keep-Case zu bekommen.
Fazit:
Wer nur die „American Fighter“-Filme mit Dudikoff kennt, der sollte sich einmal „Night Hunter“ (1986) widmen. Dieser bietet alles, was einen zünftigen B-Actioner ausmacht und ist dabei immer spannend. Gut harmonierende Darsteller, gute Action und ein dreckiger Videotheken-Vibe machen diese kleine Perle nicht nur für 80er-Nostalgiker sehenswert!