Wer braucht Ostern, Weihnachten und Totensonntag, wenn es doch Hurenween gibt. Das besinnlichste Familienfest aller Zeiten. Anstelle streitender Verwandschaftszombies kommen hier echte Zombies zusammen und feiern Samhain. Grund genug, einen „Klassiker“ zu empfehlen (bei dem Wort Klassiker im Zusammenhang dieses Filmes fühle ich mich alt, Anm. des Autoren). Begleiten wir den Cryptkeeper also bei seinem ersten Kinoeinsatz.
Originaltitel: Tales from the Crypt: Demon Knight
Regie: Ernest R. Dickerson
Darsteller: William Sadler, Billy Zane, Jada Pinkett, CCH Pounder, Dick Miller
Artikel von Christian Jürs
1972 erblickten die GESCHICHTEN AUS DER GRUFT in Form eines 90-Minüters das Licht der (Film-)Welt. Die populären Comics wurden mit Namen wie Peter Cushing und Joan Collins recht prominent verfilmt. Heute geriet diese Verfilmung leider ein wenig in Vergessenheit.
1989 dann begann der Siegeszug im TV. Als Serie mit sieben Staffeln und mit namhaften Produzenten wie Walter Hill, Richard Donner, Robert Zemeckis und vielen anderen konnte man die Stars in Scharen gewinnen. Sowohl bei den Regisseuren, wo man neben Leuten wie Uli Edel oder William Friedkin auch ungewöhnliche Namen wie Arnold Schwarzenegger finden kann, als auch auf der Darstellerseite. Alle wollten dabei sein. Ja, welche Serie konnte damals sonst so prominente Namen wie Kirk Douglas, Malcolm McDowell oder auch Joe Pesci vereinen? Und das zu einer Zeit, als Horror und Splatter nicht gerade zum guten Ton gehörten. Bei den GESCHICHTEN AUS DER GRUFT durften die Macher genüsslich die Sau rauslassen.
1995 war es dann soweit. Der erste Ausflug des Cryptkeepers (John Kassir) auf die grosse Leinwand seit über 20 Jahren war gekommen. Als Regisseur holte man sich Ernest R. Dickerson , der heutzutage viele Folgen populärer TV-Serien wie THE WALKING DEAD oder BOSCH inszeniert.
Im Gegensatz zum ersten Film handelt es sich hier nicht um Kurzgeschichten, sondern um einen kompletten, abendfüllenden Spielfilm mit Cryptkeeper-Rahmenhandlung. In diesem geht es um den unsterblichen Frank Brayker (William Sadler) der den letzten, nicht in Dämonenhand befindlichen, Schlüssel zur Hölle bewacht. In einem heruntergekommen Hotel in New Mexico kommt es zum Showdown zwischen ihm und dem Collector (Billy Zane), dessen einziges Ziel der „Tag der offenen Tür“ zur Hölle ist.
Irgendwo zwischen TANZ DER TEUFEL und ASSAULT – ANSCHLAG BEI NACHT siedelt sich dieser höchst amüsante Splatterreigen an. Im Gedächtnis bleibt vor allem Billy Zane als schwarzhumoriger, sprücheklopfender Fiesling. Aber auch die Nebenrollen sind mit Genreveteran Dick Miller oder der grossartigen CCH Pounder liebevoll besetzt. Auch Jada Pinkett Smith, die hier noch nicht das „Smith“ im Namen trug, beweist, dass sie mehr ist als nur schmuckes Beiwerk für den Ehemann, dessen BAD BOYS FOR LIFE eventuell wieder Schwung in die strauchelnde Karriere bringen könnte…sofern der wirklich irgendwann ins Kino kommen sollte.
Als der Film anno ´95 in die Kinos kam. war es noch ein kleines Wunder, dass die FSK keine Einwände hatte und RITTER DER DÄMONEN unzensiert mit einer 18er Freigabe passieren ließ. Leider habe ich ihn für ein erfolgloses Candlelightdinner sausen lassen. Tja, liebe Simone, die Aussage „es steckt ein großer Filmkritiker in Dir“, wurde für Dich nicht Realität. Pech gehabt. Aber zurück zum Thema. Auch auf VHS erschien der Film ungekürzt mit dem roten Logo der Freiwilligen Selbstkontrolle. Die obligatorische Indizierung liess nicht lange auf sich warten und sogar Beschlagnahmegerüchte machten die Runde, was CIC-Video dazu bewog, den Film selbst wieder einzuziehen. Das war vielleicht eine Schnitzeljagd, den Film dann noch schnell fürs heimische Regal zu ergattern. Ganze zwölf Videotheken musste ich an einem Samstag abklappern, bis mir ein geldgeiler, alter Sack den Film für 100 Deutsche Mark überließ.
Doch Zeiten ändern sich. Heute kann man sich den Film von Koch Films ungekürzt als Blu-ray ins Regal stellen oder per Stream schauen. Die DVD, die noch das rote Logo trägt, ist derweil etwas teurer. Doch wer braucht die, wenn die Blu-ray eine hervorragende Qualität hat und mit reichlich Bonusmaterial glänzt. So finden wir auf der Scheibe unter anderem zwei Audiokommentare (u.a. von Regisseur Dickerson), der deutsche und englische Kinotrailer, zwei Making Of´s, Interviews, etc. Mehr geht einfach nicht.
Zu guter Letzt noch eine Anmerkung: Der Cryptkeeper kündigt gegen Ende den nächsten Kinofilm an. Dieser sollte „Dead Easy“ heissen. Doch daraus wurde bekanntlich nix, denn RITTER DER DÄMONEN war nicht so erfolgreich wie erhofft. Trotzdem sollte mit BORDELLO OF BLOOD ein etwas kleineres, dafür aber recht saftiges Sequel folgen. Doch dieser Film ist der Gelungenere. Ein wirklich tolles Kino-Spin-Off einer bekannten Horror-TV-Serie.
Trailer: