Der Regisseur Mario Bava gehört mit Sicherheit zur Sperrspitze des italienischen Genre-Kinos. Kein Wunder, dass Koch Films mit ihrer „Mario Bava-Collection“ dem Filmemacher eine Reminiszenz erweist. Mit „Vampire gegen Herakles“ (1961) hält ein weiteres Frühwerk Bavas Einzug in die wunderschön aufbereitete Reihe. Ob sich das Crossover aus Gruselstreifen und Sandalenfilm mit den Großtaten des Regisseurs messen kann, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Originaltitel: Ercole al centro della terra/Hercules in the Haunted World
Drehbuch: Mario Bava, Sandro Continenza
Regie: Mario Bava
Darsteller: Reg Park, Christopher Lee, Giorgio Ardisson, Leonora Ruffo, Ida Galli…
Artikel von Christopher Feldmann
Ich bin ein großer Anhänger des italienischen Kinos der 60er und 70er Jahre, und dadurch natürlich auch ein Bewunderer der Arbeiten Mario Bavas. Mit „Blutige Seide“ (1964), „Gefahr: Diabolik“ (1967) oder „Im Blutrausch des Satans“ (1971) hat der, in Sanremo geborene, Filmschaffende mein Herz erobert. Mit Ausnahme des erwähnten „Blutige Seide“ waren mir die Filme, die in den frühen 60er Jahren entstanden sind, bisher recht unbekannt. KOCH FILMS hat mit ihrer Collection Abhilfe geschaffen und würdigt somit diverse Titel, die es für viele Italo-Fans noch zu entdecken gibt. Einer dieser Titel ist sicher „Vampire gegen Herakles“ (1961), in dem sich Bava dem klassischen Sandalenfilm annahm und ihn mit seinen eigenen Stilmitteln des Horrorfilms würzte. Herausgekommen ist ein, in vielen Belangen, smarter, manchmal auch trashiger, Genre-Film, der zwischen optischem Augenschmaus und diversen Plattitüden richtig Spaß macht.
Handlung:
Nach diversen Abenteuern kehren die beiden Freunde Herkules (Reg Park), seines Zeichens Halbgott, und Theseus (Giorgio Adrisson) zurück in das Königreich Icalia. Nun will sich der strake Herkules verloben, und zwar mit seiner großen Liebe Deianira (Leonora Ruffo). Diese wurde aber mit einen mächtigen Zauber belegt, der nur mit einem seltenen Stein besiegt werden kann, der in der Unterwelt versteckt liegt. Die beiden Freunde machen sich auf, in das Reich der Toten, um besagten Stein zu finden. Nicht ahnend, dass Deianiras Onkel Lykus (Christopher Lee) hinter Allem steckt, welcher nicht nur ein Geheimnis birgt, sondern auch schon einige Hindernisse für die Beiden kampferprobten Helden vorbereitet hat.
Wer bei einem Titel wie „Vampire gegen Herakles“ feinsten Italo-Trash der 60er Jahre erwartet, wird nur bedingt belohnt. Obwohl Bavas Sandalengrusel viele freiwillig, wie auch unfreiwillig, komische Szenen beinhaltet, bietet der Film weit mehr, als man es bei dem schwungvollen deutschen Titel erwarten würde. Natürlich strotzt das Drehbuch, an dem Bava selbst beteiligt war, vor markigen Sprüchen und platten Gags, die aber wesentlich zur geschmeidigen Lockerheit des Streifens beitragen. Man darf diesen Film natürlich nicht ernst nehmen, was von den Machern aber sicher auch irgendwie so gewollt war. Besonders der erste Kampf, den Herkules und Theseus im Film bestreiten, besitzt schon eine gewisse Komik und erinnert in seiner Lockerheit fast schon an die guten alten Spencer/Hill-Zeiten. Das Drehbuch an sich, ist recht einfach gestrickt und bietet quasi eine Abfolge von Herausforderungen, welche die beiden Helden meistern müssen, um an den heiligen Stein zu kommen, es besitzt fast schon einen episodischen Charakter. Mehr ist es nicht aber mehr muss es auch nicht sein. Währenddessen verbreitet der Streifen mit seinen Sprüchen und Buddy-Scharmützeln einfach gute Laune und verzaubert den Zuschauer mit B-Film Affinität durch seine kindlich naive Erzählstruktur. Reg Park und Giorgio Andrisson sind bei Weitem nicht die besten Schauspieler, man merkt aber, trotz fehlendem Ausdruck und Charisma, die Spielfreude der beiden Akteure. Auch die restliche Besetzung macht, in den Parametern des Genres, einen ordentlichen Job, auch wenn Franco Giacobini, dessen Figur als Comic-Relief angelegt ist, mit der Zeit etwas nervig wird. Der größte Name des Films, ist sicherlich Christopher Lee, der hier den Schurken mimen darf. Allerdings hat der „Dracula“-Star zu wenig Screentime zur Verfügung, um sein sinisteres Charisma voll auszuspielen, dennoch freut man sich, wenn er auftauchen darf.
Das größte Plus an „Vampire gegen Herakles“, ist die virtuose Inszenierung Mario Bavas. Bava war schon immer ein Künstler, was Kamera, Beleuchtung und atmosphärische Bildkomposition angeht und genau diese Elemente sind auch in diesem Film zu finden. Allein schon die Eröffnungsszene, in der Christopher Lee die Toten herauf beschwört, ist optisch ein Fest für Gourmets. Clevere Kameraeinstellungen und eine kräftige, fast schon psychedelische, Farbgebung machen den Prolog zu einem Fest für Beleuchtungsfetischisten. Diese Kniffe verwendet Bava auch im Rest des Films und gestaltet die Unterwelt, in der Herkules und Theseus diverse Aufgaben bewältigen müssen, als von Primärfarben durchflutete Traumwelt, die so manche kreative Entdeckung birgt. Da fallen auch die spartanischen Spezial-Effekte nicht weiter ins Gewicht und bekommen durch diese stilisierte Inszenierung ein ganz anderes Antlitz, ohne dass man gleich in schallendem Gelächter ausbricht. Hier bekommen Bava-Fans all Das geboten, was die Werke des Regisseurs ausmacht, verpackt in einem unterhaltsamen Abenteuer.
Koch Films hat hier mal wieder ganze Arbeit geleistet und bietet „Vampire gegen Herakles“ in feinstem HD auf Blu-Ray an. Das Bild ist scharf und wunderbar reich an Details, ohne zu glattgebügelt zu wirken. Die Farben sind wunderbar kräftig und sorgen für ein sehr schönes Sehvergnügen. Neben der DVD-Version, hat das Label wieder schönes Bonusmaterial zusammengekratzt. Neben Trailern und verschiedenen Vorspann-Versionen, bekommen Fans noch einen informativen Audiokommentar vom Filmhistoriker Tim Lucas, sowie ein Interview mit Giorgio Adrisson dazu. Als Kirsche auf dem Eisbecher, gibt es auch noch den Bonusfilm „Quel bandito sono io“ (1950) obendrauf, eine britsch/italienische Krimikomödie, mit Jean Kent und Margaret Rutherford in den Hauptrollen. Ein, in allen Belangen, wunderschön gestaltetes Digi-Pack, welches wir Fans nur ans Herz legen können.
Fazit:
Mario Bavas „Vampire gegen Herkales“ (1961) ist kindlich, naives aber auch irgendwie bezauberndes Abenteuerkino, gewürzt mit Gruselelementen und einer Prise Humor, virtuos in Szene gesetzt von Altmeister Mario Bava. Zwar muss man einige Plattitüden und doofe Dialoge in Kauf nehmen, jedoch erfüllt der Film seinen Zweck und liefert nostalgischen Sandalenfilm-Spaß, den man unbeschwert genießen kann.