„Der Exorzist“ trifft auf „Don’t Breath“. So bewirbt das Label CAPELIGHT PICTURES den neuen mexikanischen Horrorfilm „The Inhabitant“ (2017). Ob der übernatürliche Schocker an die Klassen der beiden genannten Werke heranreicht, oder lediglich Grusel nach Schema F liefert, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: El habitante

Drehbuch & Regie: Guillermo Amoedo

Darsteller: María Evoli, Vanessa Restrepo, Carla Adell…

Artikel von Christopher Feldmann

Horrorfilme haben es schwer damit, originell zu sein. Während diverse Labels den x-ten mittelmäßigen Geisterhorror in die Lichtspielhäuser und auf den Heimkinomarkt schießen, haben es kleine Produktionen immer schwerer, ein größeres Publikum zu finden. Auch „The Inhabitant“ bildet dort auf den ersten Blick keine Ausnahme. Wenn ein Film schon mit der eingangs erwähnten Tagline hausieren geht, gehen beim kunigen Filmfan schnell die Alarmglocken los. Dabei hat der Schocker aus dem Hause Capelight viel schönes zu bieten, versandet aber ziemlich schnell im Mittelmaß.

Handlung:
Die drei Schwestern, Maria (Maria Evoli), Camila (Vanesa Restrepo) und Ana (Carla Adell), unternehmen einen nächtlichen Einbruch in die Villa eines bekannten Senators (Flavio Medina), in der, laut Insiderinformationen, viel Geld zu holen ist. Allerdings entpuppt sich der Coup als Rohrkrepierer, denn der begehrte Tresor ist leer. Allerdings finden die drei Damen im Keller die Tochter des Hauses (Natasha Cubria), gefesselt auf einem Bett. Unter heftigem Protest der Hauseigentümer wollen sie die vermeintlich gequälte Seele befreien, ohne zu ahnen, dass diese von einem Dämon besessen ist, der es nun auf die drei Schwestern abgesehen hat.

„The Inhabitant“ beginnt verheißungsvoll und etabliert erstmal die Protagonistinnen. Drei, von schwerer Kindheit gezeichnete, Frauen, die Geld brauchen und zu Verbrechern werden, alles nur, um ihrem tristen Leben zu entfliehen. Das Drehbuch von Regisseur Guillermo Amoedo geht recht bedacht an die Story und erzeugt auch schon zu Beginn, bei dem man das „Vater Unser“ hört, für reichlich morbide Atmosphäre. Das ist sowieso die Stärke des Films, jedoch gestaltet sich „The Inhabitant“ auf narrativer Ebene als ziemlich mittelprächtig und serviert dem Zuschauer die allseits bekannten Genre-Muster. Dabei wird sich natürlich an „Der Exorzist“ (1973) orientiert, ohne dem Element des Besessenen etwas wirklich Neues hinzuzufügen. Das dämonische Mädchen Tamara, gut gespielt von Natasha Cubria, bietet keine nennenswerten Überraschungen und agiert, wie eben Verwandte des Genres so agieren. Zwar sind auch die Geheimnisse, denen sich Tamara bedient um sie gegeneinander auszuspielen, ein ordentlicher Kniff, nur kommen diese nicht zum Tragen und irgendwann hat man sie auch wieder vergessen. Das ist etwas ärgerlich, da hier viel Potential für ein spannendes Psycho-Duell vorhanden gewesen wäre. Auch die beißende Kritik an der katholischen Kirche ist eine gute Idee und wahrscheinlich auch das am besten funktionierende Element. Schauspielerisch sticht niemand besonders hervor, jedoch gibt es auch keine Ausfälle. Man hat eben aus dem Drehbuch herausgeholt, was eben so ging, denn so ganz rund ist es nämlich nicht. Zu wenig Highlights und ein paar Logiklücken stören das Sehvergnügen, oder warum brechen drei Mädels in eine Villa ein, ohne Masken oder Handschuhe zu verwenden?

Stärker als das Drehbuch, ist die durchaus gelungene Inszenierung. Guillermo Almoedo, der schon für Eli Roth den mittelmäßigen „The Stranger“ (2014) inszenierte, hat einige schöne Einstellungen auf der Pfanne und spielt oft recht gekonnt mit Licht und Schatten. Dabei ist die Villa als Schauplatz gut gewählt und bietet mit ihren verwinkelten Gängen und Zimmern eine interessante Location, in der auch so mancher Jump-Scare gut funktioniert und eine, teils, schön gespenstische Atmosphäre entsteht. Leider liefert Almoedo keine besonders nennenswerten Szenen. Sein Film kocht auf solider Flamme vor sich hin, ohne mal so richtig in Fahrt zu kommen und den Horror spürbar ausbrechen zu lassen. Da kann auch der recht nette minimalistische Score nichts mehr hinzufügen, weswegen „The Inhabitant“ nie über den Status „okay“ hinauskommt.

Capelight veröffentlicht den mexikanischen Horrorstreifen auf Blu-Ray und DVD. Mit Ausnahme des Trailers, bieten die Scheiben jedoch keine nennenswerten Extras.

Fazit:
Guillermo Almoedos „The Inhabitant“ (2017) ist handwerklich gut gefilmtes, stellenweise atmosphärisches Genre-Kino aus Mexiko. Leider wird der Sehgenuss durch ein recht vorhersehbares Drehbuch geschmälert, dass dem Exorzismus-Horror nichts Neues hinzuzufügen hat. Kann man sich anschauen, muss man aber nicht!

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