Freunde gepflegter 80er Unterhaltung werden nun die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ein Remake des Komödien-Hit „Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser“? Ja, das gibt es. Und vorab kann ich Entwarnung geben, so furchtbar ist es nun auch wieder nicht. Wer sich selbst überzeugen möchte, der kann die Scheibe aus dem Hause EuroVideo im gut sortierten Handel finden.
Originaltitel: Overboard
Regie: Rob Greenberg
Darsteller: Eugenio Derbez, Anna Faris, Eva Langoria, Swoosie Kurtz
Artikel von Victor Grytzka
Einen Stoff mit einem gewissen Kultfaktor für ein neues Publikum zu adaptieren ist keine leichte Sache. Schließlich sollte man genügend Tribut an die Vorlage zollen, ohne dabei eine dreiste 1:1 Kopie zu erstellen. Natürlich werden Anhänger des Originals kein gutes Haar an der Neuinterpretation lassen, deshalb habe ich mir „Overboard“ ganz ohne Hintergedanken und ohne Nostalgie-Brille angeschaut. Und war durchaus positiv überrascht.
Der großkotzige und protzige Milliardärs-Sohn Leonardo (Eugenio Derbez) soll das Firmenimperium seines Vaters übernehmen. Das passt seiner Schwester gar nicht, denn die hält nichts von dem lockeren Lebensstil ihres Bruders. Unterdessen kämpft die alleinerziehende Mutter Kate (Anna Faris) mit allen Mitteln gegen die Zwangsräumung ihres Hauses. Bei einem ihrer Jobs soll sie die Luxusyacht von Leonardo reinigen. Dieser will sich an sie ranmachen, sie blockt jedoch ab. Die beiden geraten in Streit, Leonardo weigert sich Kate zu bezahlen und wirft sie über Bord. Am selben Abend fällt Leonardo betrunken ins Meer und wird ohne Gedächtnis an den Strand gespült. Seine hinterhältige Schwester nutzt die Chance um Leonardo für tot erklären zu lassen, und so die Firma übernehmen zu können. Auch Kate wittert ihre Chance. Als sie von dem Unfall erfährt taucht sie im Krankenhaus auf und spielt allen vor, dass sie die Frau von Leonardo ist. Er steigt voll drauf ein und aus dem anfänglichen Spiel wird Mehr als ursprünglich gedacht…
Ihr werdet mich hassen, aber dennoch bin ich brutal ehrlich. Ich hatte das Schlimmste befürchtet, und habe im Gegenzug einer sehr charmante Neuauflage bekommen, die genug eigene Ideen bietet und den Film würdevoll wieder auferstehen lässt. Zu allererst fällt natürlich der Wechsel der Rollen auf. Hier ist dieses mal ein Mann der arrogante Schnösel, und die Frau die Mami mit dem ausgebufften Plan. So gibt es nun auch eine Rahmenhandlung mit der fiesen Schwester (im Original ein untreuer Ehemann), die die Gesamtsituation schamlos ausnutzt, und dies sogar bis hin zu einer herzzerreißend inszenierten Trauerfeier auf die Spitze treibt.
Der Humor sortiert sich im Bereich „amüsant“ ein, und verzichtet dabei auf platte Gags und Humor unter der Gürtellinie. Es sind familienfreundliche Pointen die zum Schmunzeln animieren und dem ganzen Film diesen tollen und warmherzigen Charme verleihen. Leonardos Versuche den Haushalt zu schmeißen und dabei einen harten Job – zum ersten mal in seinem Leben – zu bewältigen, sorgen für herrlich skurrile Momente. Dabei muss man ganz deutlich die beiden Hauptdarsteller loben. Anna Faris, dieses niedliche Wesen, spielt hier ihre Begabung im Komödienfach hervorragend aus, und zeigt in gewissen Momenten eine Ernsthaftigkeit, die man ihr so vielleicht nicht zugetraut hätte. Ganz große Klasse ist Eugenio Derbez als Milliardär ohne Gedächtnis. Er legt ein großes Maß an Authentizität in seine Rolle, und spielt dabei die Transformation vom Ekel zum liebevollen Familienvater sehr bewegend. Auch er hat ein unglaublich gutes Gespür für Komik.
Im Allgemeinen kann man dem Film zugute halten, dass er bemüht ist die Protagonisten nicht zu überdreht und absolut menschlich darzustellen. Vorwerfen kann man dem Werk vielleicht ein leichtes Abdriften in Genre-Konventionen, aber eine Romantic-Comedy bleibt eben eine Romantic-Comedy. Das Schema ist dabei natürlich klar. Nach einem holperigen Start schließen alle den Vater wider Willen in ihr Herz, und auch er (im Glauben dass er bei seiner Familie ist) entwickelt eine starke emotionale Bindung, und zeigt dass er im Grunde ein herzensguter Kerl ist. Und es kommt dann auch wie es kommen muss, der Schwindel fliegt auf. Aber, hey! Wen überrascht das denn? Dafür kann ich keine Minuspunkte geben! Das Finale wird dann sehr emotional, ohne jedoch dabei über die Stränge zu schlagen. Und nach knapp 107 Minuten habe ich dann sogar vergessen, dass ich hier ein Remake geschaut habe.
„Neu ist besser“ passt selten auf Remakes. Und auch hier trifft es nicht zu. Aber in diesem Fall ist Neu auch nicht schlechter. Ich würde die neue „Overboard“ Variante fast auf dieselbe Stufe wie den Film von 1987 stellen, wobei beide Versionen sich grundsätzlich „anders“ anfühlen. Am Ende bleibt ein toller Film für die ganze Familie. Einfach mal die Nostalgie-Brille absetzen und sich darauf einlassen. Dann wird das schon.
Bild- und Tonqualität überzeugen, Bonus-Ausstattung gibt es keine. Aber dennoch – der Film ist seinen Preis wert! Wieder einmal eine gelungene Veröffentlichung in der Vita des EuroVideo Vertriebs.
Trailer: