Sylvester Stallone wills noch einmal wissen und belebt seine Lieblingscharaktere Rocky und Rambo nochmal wieder. Auch Ray Breslin, den er Seite an Seite mit Kumpel Arnold Schwarzenegger im Knastausbruchsthriller ESCAPE PLAN verkörperte, kehrt nun, zumindest ins Heimkino von NEW KSM, zurück. Diesmal allerdings ohne Arnie, dafür mit Dave Bautista. Ob schwedische Gardinen die beiden Haudegen aufhalten können? Wir werden sehen.

Regie: Steven C. Miller

Darsteller: Sylvester Stallone, Dave Bautista, Xiaoming Huang, Jesse Metcalfe, 50 Cent

Artikel von Christian Jürs

Ach ja, das war damals eine Aufregung, als ESCAPE PLAN in die deutschen Lichtspielhäuser einzog. Entgegen dem Trailer, in welchem Thomas Danneberg, wie auch aus den EXPENDABLES Filmen gewohnt, sowohl Sylvester Stallone als auch Arnold Schwarzenegger sprach, bekam man im Falle des Österreichers plötzlich die Stimme Ralf Schichas um die Ohren, der nur sehr wenig Synchronerfahrung hatte und so gar nicht cool auf Schwarzenegger wirkte. Dieses Problem hat die Fortsetzung freilich nicht, denn Arnold glänzt hier durch Abwesenheit. Stattdessen stieß Dave Bautista zum Cast, den man vor allem aus den GUARDIANS OF THE GALAXY Streifen kennen dürfte.

Die Geschäfte von Ausbruchexperte Ray Breslin (Sylvester Stallone) laufen nicht schlecht. Sein Team wurde nach den Ereignissen des ersten Teils deutlich aufgestockt und befasst sich neuerdings auch mit der Befreiung von Geiseln rund um den Globus. Doch ein solcher Einsatz geht gleich zu Filmbeginn schief und eine Mitarbeiterin stirbt im Kugelhagel. Shit happens.

Ray ist davon natürlich wenig begeistert und feuert den Verantwortlichen Mitarbeiter Jaspar Kimbral (Wes Chatham) kurzerhand. Doch auch Shu Ren (Xiaoming Huang), der mit Breslin gerne entspannende Brettspiele ausübt, nimmt sich eine Auszeit nach der Aktion. Er fährt zunächst nach Hongkong und anschließend nach Thailand, da er dort a) seinen Verwandten Ma Yusheng (Tang Chen) aufsucht, der natürlich in Schwierigkeiten steckt und b) der Film mit chinesischen Geldern finanziert wurde, also deren Darsteller und Locations entsprechend in den Vordergrund rücken müssen.

Natürlich ist die Kacke bei Shu Rens Verwandtem ordentlich am Dampfen und flugs, nach einer wackeligen Kampfsequenz wird Shu überwältigt und in das Hochsicherheitsgefängnis „Hades“ gesteckt, wo die Gefangenen zur Bespaßung BLOODSPORT nachspielen dürfen bzw. müssen. Natürlich plant Shu nach kurzem Aufenthalt die Flucht und auch Ray versucht seinen Mann aus den Fängen des bööösen Gefängnisdirektors Gregor Faust (Titus Welliver) und seinen Mannen zu befreien. Hierzu holt er sich Hilfe des verschlagenen Trent Derosa (Dave Bautista). Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Das klingt ja auf dem Papier erst einmal recht spannend. Doch leider beauftragte man mit Regisseur Steven C. Miller einen unterdurchschnittlich talentierten Regisseur, der die letzten Direct-to-Video Gurken von Bruce Willis und John Cusack, deren Titel, wie zum Beispiel FIRST KILL, längst wieder aus unser aller Gedächtnis verschwunden sind. Zum Glück.

Es ist schon erstaunlich, aber Miller schafft es, die 45 Millionen Dollar Budget deutlich geringer wirken zu lassen, was auch eine Form von Leistung ist. So werden wir gleich zu Beginn mit einer Explosion empfangen, die aus einer ASYLUM-Produktion hätte stammen können. Doch das ist nicht das Schlimmste. Seine Idee, das Gefängnis ausschließlich mit blauen-, grünen und gelben Neonröhren auszuleuchten, was laut Regisseur an BLADE RUNNER erinnern soll, wirkt unglaublich künstlich und billig. Hinzu kommt eine Inszenierung, die trotz aller Action unfassbar lethargisch daherkommt. Dafür bekommt der Kameramann in allen Actionszenen einen epileptischen Anfall und beginnt zu wackeln. Im Falle der Actionszenen Xiaoming Huang, der eigentlich kämpfen kann und hier die Hauptrolle bekleidet, ist das extreme Gewackel der Tod der Choreographie. Was bei einem dicken Seagal Sinn ergibt, ist hier einfach ein Ärgernis.

Wer jetzt aufmerksam gelesen hat, dem fiel auf, dass nicht Stallone, sondern Xiaoming Huang, dessen Name es aufgrund akuter Unaussprechbarkeit und außerdem kompletter Unbekanntheit, es nicht einmal auf das Frontcover geschafft hat. Stallones Laufzeit hingegen beträgt wenig, während Bautista noch weniger zu sehen ist. Immerhin darf Stallone am Ende tatsächlich in der besten Actionszene des ganzen Filmes diesen an sich reißen. Ein Moment, der sehnsüchtig ein ordentliches Sequel herbeisehnt und tatsächlich kurzzeitig Spaß bereitet. Doch vielleicht kommt dieses gelungene Sequel ja noch, denn, wie das Ende des Films erahnen lässt, ging die Produktion nahtlos mit ESCAPE PLAN 3 weiter, den immerhin John Herzfeld inszenieren durfte, dessen 15 MINUTEN RUHM mir sehr viel Freude bereitet hat. Hier wie dort darf auch 50 Cent seine Rolle aus dem Vorgänger wiederholen, während für beide Teile Amy Ryan durch Jaime King ersetzt wurde, was aber zu verkraften ist. Vielleicht bekommen wir dann ja auch noch einen vernünftigen Bösewicht, denn die Bad Guys hier, soviel muss ich noch final meckern, waren allesamt unglaublich blass.

NEW KSM hingegen kann ich keine Vorwürfe machen. Bild und Ton sind erstklassig. Auch im Bonusbereich gibt es mit einem Making Of, dem Trailer, einer Bildergalerie und zwei weiteren Featurettes nichts zu meckern. Auch war ich erfreut, nach wie vor Thomas Danneberg auf Stallone zu hören, denn der Mann ist ja auch immerhin schon 76 Jahre alt. Ich hoffe, ihn auch in CREED 2, RAMBO 5 und ja, auch in ESCAPE PLAN 3 wieder auf Sly hören zu dürfen.

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