Clive Barker sollte jedem Horrorfan ein Begriff sein, zählt er doch neben Poe, Lovecraft und King zu den bekanntesten Gruselautoren aller Zeiten. Das Jahr ist 1995, und nach den Erfolgen mit „Hellraiser“ und „Nightbreed“ sollte nun mit „Lord of Illusions“ der nächste Kassenschlager folgen. Scott Bakula begibt sich auf Dämonenhatz – ein Klassiker des Genre, oder doch eher eine Illusion, die den Zuschauer auf eine falsche Fährte führt? Capelight liefert die Antwort in einem schicken Mediabook…
Regie: Clive Barker
Drehbuch: Clive Barker
Darsteller: Scott Bakula, Kevin J. O’Connor, Famke Janssen, Daniel von Bargen
Artikel von Victor Grytzka
1998 war es, als ich mir „Lord of Illusions“ aus der Videothek besorgen ließ. Denn ich war 14 Jahre alt, und der Film (damals noch mit roter TÜV-Plakette) für mich somit „unerreichbar“. „Hellraiser“ und „Nightbreed“ kannte ich schon, und so war ich natürlich auf dieses Barker’sche Machwerk gespannt. Passend zum Titel scheinen meine guten Erinnerungen an den Film doch eher eine Illusion zu sein, womit sie wenigstens zum Titel passen. Warum? Das erkläre ich euch gerne.
Der Illusionist Nix (Daniel von Bargen) ist Führer einer okkulten Sekte, die ihr Unwesen in der Wüste treiben. Sekten-Aussteiger Philip Swann (Kevin J. O‘ Connor) will dem dämonischen Treiben ein Ende setzen, und sogleich die schöne Dorothea (Famke Janssen) aus den Fängen des Kultes befreien. Swann kann Nix zwar bezwingen, jedoch schafft der es vorher noch, in den Geist Swanns einzudringen. 13 Jahre vergehen, und der verlotterte Detective D’Amour (Scott Bakula) wird mit dem Schutz des – nun erfolgreichen – Illusionisten Swann betraut, da die Dienerschaft des Sektenführers wieder da zu sein scheint. Ihr Ziel – die Auferstehung ihres Meisters…
Schon nach den ersten 30 Minuten hatte ich also begriffen, warum mich der Film damals so faszinieren konnte. Es war ein typisches „Barker-Element“. Tolle Effektspielchen, phantastische Masken. Der visuelle Stil des Autors lässt sich hier nicht von der Hand weisen. Auch mit makaberen Einlagen, allesamt in sehr schöner Handarbeit entstanden, geizt der Film absolut nicht. Das ist alles ja immer noch schön und gut, aber der allgemeine Look abseits der Effekte wirkt dann doch etwas altbacken. Das Jahr war 1995 / 1996 als der Film in den Handel kam, dabei wirkt er eher so, als wäre er locker 5 – 10 Jahre früher entstanden. Ich kann es nicht genau bestimmen. Das ist so, als würde man sich die Frisuren der 1980er anschauen. Irgendwie cool, aber gleichzeitig auch wieder so unpassend, dass man froh ist dass es ein Ding der Vergangenheit ist.
Damit kann ich ja noch leben, aber was gar nicht geht, das ist die dünne Story. Oder besser gesagt die Kaschierung der mageren Geschichte. Eigentlich ist der Ablauf der Handlung schnell erzählt. Dämonischer Sektenführer will mittels seines alten Schüler wiederkehren, um so Chaos zu verbreiten. Ende, Aus, Micky Maus. Es könnte so einfach sein. Dennoch hat Barker seine Geschichte dann auf über 2 Stunden aufgeblasen. Dabei bediente er sich Elementen aus Horror, Action, Okkultismus, Krimi und Film Noir. Das ist wie ein Smoothie aus einer leckeren, und drei ekelhaften Zutaten – schmeckt einfach nicht. Nach einem temporeichen und klasse inszenierten Start, driftet die Geschichte in eine Detektiv-Story ab, in deren Verlauf sich Bakula (ziemlich lustlos) in endlose Recherchen innerhalb der Magier-Szene begibt, dabei ewig lang vor sich hin schwafelt und so langsam der Sekte auf die Schliche kommt. Um die Sache etwas „aufzulockern“ begegnen wir dann den Schergen des Sekten-Gurus, einer schräger wie der andere, und bekommen hier und da ein paar Gewaltspitzen eingestreut.
Der wahre Horror geht dann erst im letzten Drittel los, da hatte ich aber ich schon – aufgrund der zähen Entwicklung der Geschichte – jegliches Interesse verloren. Der Film möchte einfach gerne so viel sein, hat dabei aber einfach viel zu wenig „unter der Haube“, um etwas zu sein. Wenn sie mir da folgen können. Zu behaupten, „Lord of Illusions“ wäre ein schlechter Film ginge zwar zu weit, aber eine Sache ist er gewiss: Über weite Strecken einfach strunz langweilig. Eyecandy reicht einfach nicht. Das konnte mein 14-jähriges „Ich“ zwar noch in Begeisterung versetzen, aber nun bin ich 34 und das holt mich nun wirklich nicht mehr ab.
Aber, hey – dafür kann Capelight nichts, denn das ist halt mein persönlicher Eindruck des Films. Wofür Capelight etwas kann, ist allerdings das Mediabook. Und das ist durchaus gelungen. Schön und hochwertig im Design, versehen mit einem dicken Booklet mit Hintergrundinformationen im Innenteil, und gespickt mit einigen Extras. Man bekommt einen Audiokommentar mit Clive Barker, den Score des Films, Deleted Scenes, ein Making-Of, diverse Featurettes und Trailer. Im Mediabook liegt der Film natürlich auch auf DVD bei.
Das Bild wirkt insgesamt sehr gut. Es besticht durch eine etwas kräftigere Farbgebung, die dem Stil des Filmes schmeichelt und bietet eine gelungene Detailschärfe. Für meinen Geschmack wirkt das Filmkorn an manchen Stellen, insbesondere bei Außenaufnahmen, etwas zu heftig. Aber dies ist auch wieder mein subjektiver Eindruck. Manche werden es mögen. Der Ton liegt in DTS-HD 5.1 vor, und das in deutscher und englischer Sprache. Die Abmischung ist klar differenziert und sauber, so dass er hier keinen Grund zur Beanstandung gibt.
Ein schönes Mediabook, der Film ist ordentlich restauriert – da kann man wahrlich nicht meckern. Allerdings war mir der „Lord of Illusions“ einfach zu langatmig und ich wünschte, er wäre mir dann doch eine gute Erinnerung geblieben. Illusion leider zerstört!