Hey, das war doch der Streifen mit einer der Paraderollen für Jeff Goldblum. Übermüdet und stets etwas neben der Spur gerät Jeff in eine wilde Nacht mit Michelle Pfeiffer, die von schießwütigen Iraner verfolgt wird und ihn in ein aberwitziges Juwelenraub-Abenteuer stürzt, das nur von John Landis inszeniert werden konnte. Den Film fand ich in den 80ern recht durchwachsen, mal sehen, wie er sich heute schlägt…

Originaltitel: Into The Night

Regie: John Landis

Darsteller: Jeff Goldblum, Michelle Pfeiffer, Dan Aykroyd, David Bowie, David Cronenberg

Artikel von Kai Kinnert

Die Augen von Ed Okin (Jeff Goldblum) sind stets leicht gerötet. Er macht kein Auge mehr zu. Sein Job ist öde und seine Ehefrau untreu. Die Folge sind schlaflose Nächte, im Bett oder vor dem Fernseher, und eine gewisse geistige Abwesenheit. Ed kann einfach nicht mehr pennen und beginnt lieber durch die Nacht zu fahren, als zuhause bei seiner Frau zu sein. So landet er in einem Parkhaus und plötzlich kracht ihm Diana (Michelle Pfeiffer) auf die Motorhaube. Sie fleht um Hilfe und so läßt Ed sie in sein Auto und kann gerade rechtzeitig vor vier Iranern mit Knarren in der Hand entkommen.Das ist der Startschuss für eine wilde Highspeed-Hatz, in der nicht nur iranische Geheimdienstler mitmischen, sondern auch Cops und ein undurchsichtiger Dandy (David Bowie).

John Landis lässt seinen Film kompakt und sicher starten. Jeff Goldblum ist mit seiner etwas verschleppten, müden Art zu spielen genau der richtige Hauptdarsteller für KOPFÜBER IN DIE NACHT. Stoisch gerät der irgendwie stets höfliche Ed in eine wilde Story um Juwelen und Geheimdienste, in die eine junge Michelle Pfeiffer verwickelt ist. Die Action der Story beginnt punktgenau mit den vier Geheimdienst-Iranern, die als Running Gag immer immer wieder für turbulente Momente sorgen werden. Die Jungs sind nämlich ständig am Streiten und knallen alles ab, was ihnen vor die Knarre kommt. Michelle Pfeiffer entkommt im Parkhaus mit geraubten Juwelen dem blutigen Zugriff durch die Iraner und springt Jeff Goldblum auf die Motorhaube. Natürlich wird Ed sie fortan nicht mehr los, aber da er eh nichts vorhat, hilft er Diana. Dabei gerät er in eine wilde, nicht ganz klar rekonstruierbare Geschichte, die mit Gangstern, Juwelen und Geheimdiensten zu tun hat.

Die Action ist im guten, alten Stil der 80er und souverän gemacht. Landis lässt es dann auch mal knackiger werden und hat mit den groben Iranern das richtige Element zur Hand, um Komik und Ernsthaftigkeit in der Action zu verbinden. Da spritzt dann auch schon mal das Blut. Zum Schenkelklopfen witzig ist der Streifen allerdings auch heute nicht. Trotz aller versammelter Fachkompetenz besitzt der Streifen allenfalls ein paar Schmunzler und ein charmantes Hauptdarstellerduo, das sich durch die unbeständige Handlung ohne Mittelpunkt treiben lässt und immer wieder auf die Iraner trifft, was der eigentliche Höhepunkt des Films ist. Das Ganze gestaltet sich schrill und mit absurdem Humor, der einfach nicht immer funktionieren mag. Jeff Goldblum macht seine Sache gut, wobei er eigentlich nur das macht, was er immer macht: Stets etwas entrückt spielen.

John Landis wollte bestes Entertainment liefern und zerfranst sich dabei leider in seiner Story und unnötigen und auch unwitzigen Comedy-Zuspitzungen, die dem Film merkwürdige Momente verpassen, die damals schon nicht funktionierten und auch heute noch deplatziert wirken. Kollege Martin Scorsese brachte im gleichen Jahr DIE ZEIT NACH MITTERNACHT heraus, der auch von dem wilden Abenteuer einer schlaflosen Nacht handelt und im direkten Vergleich stets die bessere Wahl darstellt. Scorseses Karriere war bei der Regie zu dem LowBudget-Streifen schon am Ende, brachte sich aber mit Stil und der besseren Story zurück ins Geschäft.

Bei John Landis bestand diese kreative Not nicht und man merkt ihm dabei eine etwas unübersichtliche Routine in der Inszenierung an. Natürlich gibt es wieder eine Menge an Insider-Anspielungen in der Besetzung, was dem Streifen gleich ein Quäntchen mehr Charme verpasst. Neben Cronenberg und Landis selber, treten in kleinen Rollen auch Kollegen wie Don Siegel, Rick Baker, Paul Mazursky, Jim Henson, Jack Arnold, Lawrence Kasdan, Jonathan Demme, Richard Franklin und Carl Gottlieb auf.

Damals wie heute leidet KOPFÜBER IN DIE NACHT darunter, das zu wenig Witz hängen bleibt. Die schießwütigen Iraner sind gut, Jeff Goldblum auch, aber insgesamt erlahmt sich dieses schrullige 80er Spektakel nach einem gelungenem Auftakt in seiner Unausgeglichenheit und hinterlässt einen etwas ratlos. Schade eigentlich.

Wer Streifen dieser Art sammelt oder ein Fan von Jeff Goldblum ist, findet hier ein passendes Update für die Sammlung. Der Film präsentiert sich in bester Qualität und liefert einige spannende Extras mit. Es gibt eine Doku zur Filmmusik von B.B.King, Interviews mit John Landis und Jeff Goldblum, Trailer und ein 20-seitiges, informatives Booklet.

Trailer:

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