Anolis macht mir im Vorfeld bereits ein kleines Weihnachtsgeschenk, denn mit der Veröffentlichung von Godzillas bereits zwölftem Leinwandauftritt in HD auf blauer Scheibe, werden Kindheitserinnerungen wach. Für mich war dies, im zarten Alter von sieben Jahren, meine erste Begegnung mit der Knuddelechse. Ring frei also für Godzilla, der gegen „Frankensteins Höllenbrut“ antritt. Möge die Gummimonsterkeile beginnen…
Originaltitel: Chikyû kogeki meirei: Gojira tai Gaigan
Regie: Jun Fukuda
Darsteller: Hiroshi Ishikawa, Yuriko Hishimi, Toshiaki Nishizawa, Haruo Nakajima
Artikel von Christian Jürs
Der Comiczeichner Gengo Kotaka (Hiroshi Ishikawa) hat enorme Probleme seine kinderfreundlichen Geschichten von Schukra, dem Monster der Hausaufgaben und Mamagon, einem weiblichen Gruselwesen, welches frappierend an seine Freundin Tomoko (Yuriko Hishimi) erinnert, an den Mann zu bringen.
Doch, Glück im Unglück, nachdem diverse Comicverlage ihn nur belächeln ob seiner kindgerechten Geschichten, bekommt er eine Festanstellung im Weltkinderland. Hier bauen eine Gruppe merkwürdiger, orangegekleideter Typen, die wirken, als wären sie von den Körperfressern heimgesucht worden, ein Kinderspielparadies. Zusätzlich wollen sie auch noch die Monsterinsel platt machen, damit der „perfekte Frieden“ auf Erden herrscht. Schon krass, was sich Geschäftsleute, die nicht einmal einen Anzug tragen, so herausnehmen.
Natürlich findet Gengo das unterkühlte Verhalten seiner Bosse höchst merkwürdig und beginnt, zusammen mit dem eigenartigen Pärchen Machiko (Tomoko Umeda) und Shosaku (Minoru Takashimi) Ermittlungen gegen die orangen Weltfriedler anzustellen, denn Machikos Bruder, der Techniker Takashi Shima (Kunio Murai), wird im Kopf des Godzilla Turms gegen seinen WIllen gefangen gehalten…
„Wir hoffen, dass Sie sich gut unterhalten haben…„
Dies waren die Worte, die am Ende der alten VPS Verleihcassette auf dem Bildschirm prangten, kurz nachdem Godzilla (letztmalig: Haruo Nakajima) mit seinem Sparringpartner Angilas nach erledigter Arbeit (Monsterkloppe Deluxe) den Heimweg antraten, während die menschlichen Protagonisten winkend am Ufer standen und „Auf Wiedersehen, Godzilla!“ riefen. Ob sich das Straßenbauamt auch so freut, wenn die Trampelechse zurückkehrt, wage ich zu bezweifeln. Egal, die Geschichte der (Vorsicht, offensichtlicher Spoiler) oragefarbenen Aliens, die Mithilfe zweier böser Monster die Weltherrschaft übernehmen wollen, ist eigentlich sowieso völlig wurscht. Man bekommt halt sympathische Helden, allen voran Gengo mit der Stimme von Thomas Danneberg, die verzweifelt versuchen, den guten Monstern im Kampf gegen die Bösewichte beizustehen. Die Kreaturen, gegen die das Tag-Team Godzi/Angilas antreten muss, sind dabei besonders harte Brocken: King Ghidora, der dreiköpfige Golddrache und erstmals Gigan, der Stahlvogel mit Kreissäge statt Sixpack, da gibt’s Ruckzuck die Fresse dick. Wer sich nun fragt, wie Ghidora nach seinem Ableben in FRANKENSTEIN UND DIE MONSTER AUS DEM ALL aus dem Jahre 1968 wieder auferstehen konnte, dem sei gesagt, dass dieser Film 1972 spielt, die Allmonster jedoch im damals noch so fernen 1999.
Ich war damals jedenfalls schätzungsweise sieben Jahre alt, vielleicht auch schon halb Acht, so genau weiß ich das nicht mehr. Was ich jedoch noch sehr genau erinnere ist die Tatsache, dass ich seitdem Fan der Atomstahlechse bin. Dies ist vor allem Regisseur Jun Fukuda zu verdanken, der für die, in meinen Augen, spaßigsten Vertreter der sogenannten „Showa“-Reihe verantwortlich war. Diese bestand aus 15 Filmen, die in den Jahren 1954 bis 1975 entstanden sind. Nachdem Ur-Regisseur Ishirō Honda, der den Großteil der ersten Filme inszenierte, seinen Godzilla als bedrohliches Monster darstellte, wurde mit der Übernahme Jun Fukudas aus der Echse immer mehr ein freundliches Monster, welches den Menschen im Kampf gegen andere Ungetüme beistand. Sogar eine Mutterrolle wurde Gojira zugedacht, was natürlich nicht jedem der Zuschauer schmeckte.
Mir als Kind gefiel dies allerdings sehr gut und auch hier darf man, Stock-Footage sei dank, einen kurzen Blick auf die kleine Echse namens Minya werfen. Auch andere Monster werden anfangs mit Hilfe von Recyclingmaterial präsentiert, danach wechselt der Plot erstmal, wie üblich, für lange Zeit zur Menschenhandlung. Diese ist auf der vorliegenden Blu-ray übrigens gut 10 Minuten länger als zur damaligen VHS-Zeit. Die deutsche Fassung ließ nämlich einen kompletten Handlungsblock mit Gengo und seinen Freunden vermissen, in denen die Hintergründe der Invasoren beleuchtet werden. Ebenfalls weggelassen wurde eine Szene, in der sich Godzilla und Angilas unterhalten, zum besseren Verständnis übrigens mit japanischen Comicsprechblasen (!!!) übersetzt (und bei uns zusätzlich mit deutschen Untertiteln versehen). Eine höchst bizarre Szene. Diese Form der Straffung war damals eine nicht unübliche Praxis, um Filme auf das Wesentliche zu beschränken. Die fehlenden Minuten liegen daher im japanischen Original mit deutschen Untertiteln vor. Von der deutschen Kinofassung, die noch auf der DVD-Veröffentlichung enthalten war, fehlt leider jede Spur. Generell ist im Bonusbereich, abgesehen vom Trailer, nichts zu finden.
Dafür bekommen wir FRANKENSTEINS HÖLLENBRUT so scharf und farbenfroh wie nie zuvor zu Gesicht. Wem also der Film in seiner ungeschnittenen Form ausreicht, der ist mit dieser Auflage bestens bedient, zumal die Scheibe für den schmalen Geldbeutel erschwinglich ist.
Ich bin immer noch hellauf begeistert von Jun Fukudas Monsterkloppe, der um einiges unterhaltsamer daher kommt als sein Vorgänger FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELSMONSTER, welcher viele Zuschauer eher ratlos zurückließ. Hier wird nach Herzenslust durch Legoland getrampelt und Matchboxautos durch die Gegend gepfeffert, dass es eine wahre Freude ist. Der Finalkampf ist zudem ausufernd lang und unsere Helden dürfen sogar ordentlich bluten. Ein echtes Must-See.
Amazon-Partner-Links: