Heute geht es in die Winterferien. Nein, nicht für uns. Es ist mehr ein Pärchen-Urlaub. Ich halte ja nicht viel von sowas. Und das hätten unsere Protagonisten auch besser mal beherzigt. So ein Schloss im Winter hat durchaus romantische Anleihen, aber wenn Blut, schreiende Knochenhände, schallende Backpfeifen und sogar der Teufel persönlich dazu kommen, dann hört der Spaß aber auf… Folgt mir zu diesem besonderen Bericht, der euch das Schloss Moosham etwas näher bringen soll.
Cover der 1981er / 1999er Auflage (MC, LP bzw. CD)
Regie: Heikedine Körting
Buch: H.G. Francis
Sprecher: Rüdiger Schulzki, Renate Pichler, Peter Buchholz, Marion Martienzen, Henry Kielmann, Andreas von der Meden, Dr. Andreas Beurmann, Karl-Ulrich Meves, Günther Ungeheuer
Klappentext:
Qualen der Hölle…, der Teufel bietet Toni einen Pakt an: Toni wird zum Schergen des Teufels und geht auf Menschenjagd… Schloß Moosham wird zum Schauplatz eines Kampfes auf Leben und Tod…
Artikel von Victor Grytzka
Mit Folge 11, die die zweite Staffel der Europa-Neon-Grusler einleitet, liegt hier zugleich eine meiner Lieblingsepisoden vor. Wieder einmal gibt es eine klassische Gruselgeschichte, die zudem auch noch auf den Sagen und Legenden um Schloss Moosham in Unternberg (Österreich) eingeht. Hier gibt es keine Vampire, Werwölfe, Mumien oder Zombies. Ein zwielichtiger Herr und der Teufel persönlich reichen aus, um den Hörer ordentlich das Fürchten zu lehren!
Marion Martienzen
Beginnen wir doch einmal mit dem Setting. Ein Reisebus wird eingeschneit, und zwei ungeduldige Ehepaare verschlägt es ins verlassene und malerische Schloss Moosham. Zu verdanken haben sie dies dem „hilfsbereiten“ Toni, der sie mit seinem Schlitten in das alte Gemäuer fährt. Was zunächst nach einer netten Geste aussieht, entwickelt sich schnell zum unglaublichen Horrortrip. Denn Toni ist nicht irgendwer. Es ist der Schergentoni, der einst einen Pakt mit dem Teufel einging und diesem nun drei Seelen bringen muss, damit er aus der Hölle entlassen werden kann. Um seine Gäste in den Wahnsinn zu treiben, bedient er sich dabei allerlei schauriger Tricks. Blutige Fußspuren, merkwürdige Schritte, kämpfende Geister die um die Liebschaft einer Frau buhlen, schreiende Knochen… da kann es einem schon mal Angst und Bange werden. Und diesen Effekt erreicht die Folge bei mir damals wie heute.
Das alte Schloss bietet eben die perfekte Umgebung für eine Geistergeschichte. Knarrende Dielen und der heulende Wind unterstreichen dabei den Aufmarsch der Schauergestalten perfekt. Dieses Gefühl der Isolation, in der sich die Protagonisten befinden, überträgt sich perfekt auf die Vorstellungskraft des Hörers. Auch die relativ kleine Anzahl der handelnden Personen erzeugt eine merkwürdige Verbundenheit, die ich sonst in recht wenigen Hörspielen spüre. Ähnlich ging es mir zuletzt bei Folge 3 („Dracula – König der Vampire“), und dem Ableger „Gräfin Dracula, Tochter des Bösen“ (Folge 8). Da stört der Umstand dass niemand hier sein Leben lassen muss auch nicht weiter, denn die Folge bietet von Anfang bis Ende eine durchgehende Spannungskurve, die mit einem fulminanten Auftritt Luzifers endet.
Henry Kielmann
Man könnte dem Hörspiel negativ anrechnen, dass insbesondere die beiden Damen unserer Schlossbesucher gerne mal zum Overacting neigen, aber dies kommt dabei so charmant-künstlich rüber, dass man letztendlich darüber schmunzeln muss. Daher rührt dann allerdings auch eine unvergessliche Szene, die unter Hörspielern wohl Kultstatus erreicht hat.
„Eine hysterische Frau bringt man nur durch eine Ohrfeige zur Vernunft!“
Und KLATSCH. Alle Fünfe im Gesicht. Das kommt davon wenn man sich nicht beruhigen, sondern schreien möchte.
„AAAAAAAAHHHHHAAAAAAHHHH“ (theatralisch) ).
Da ist man als Zuhörer in diesem Moment schon dankbar, wenn zu einer zünftigen Backpfeife ausgeholt wird. Moralisch verwerflich, aber dennoch unterhaltsam. Dagegen war die Art, in der man z.B. die gesellschaftliche Duldung der Frau im Hörspiel „UX-3“ darstellte noch harmlos dagegen.
Sei es drum, „Der Pakt mit dem Teufel“ ist und bleibt ein klasse inszeniertes Hörspiel aus der Gruselserie, das perfekt die Atmosphäre eines Geisterschlosses einfängt, und dabei ein grandioses Gefühl des eingesperrt seins vermittelt. Die Sprecher tragen zu einer tollen Atmosphäre bei, wobei ich nicht das Ehepaar Wille (Rüdiger Schulzki, Renate Pichler) oder die Krohns (Peter Buchholz, Marion Martienzen – Tochter von Gerd Martienzen) zu meinen Favoriten auserkoren haben, sondern die zwei „Bad Boys“ der Geschichte. Henry Kielmann brilliert als Furcht einflößender Schörgen (Schergen) Toni, und – meiner Meinung nach viel zu wenig gelobt – Karl-Ulrich Meves als Teufel. Er strahlt in seiner leider viel zu kurzen Präsenz eine Bedrohung aus, wie man sie sich vom Höllenfürsten wünscht. Er hat schon fast etwas „Joker-esques“ an sich, wenn er mit quäkender Boshaftigkeit und einer gehörigen Portion Nachdruck in der Stimme den (armen) Toni anschnauzt. Er dürfte vielen auch als die erste Stimme von Grobi aus der Sesamstraße bekannt sein. Ein wahres Highlight der Reihe, wenn nicht sogar der atmosphärische Höhepunkt, wenn es um den Gruselfaktor geht. Hier ist der Horror eher unterschwellig und passiv. Denn die Bedrohung, die vom Toni und vom Teufel ausgehen, sind hier über weite Strecken eher nur erzeugt, als dass sie selbst Hand anlegen. Dies erledigen die Erscheinungen und Vorgänge im Schloss ganz von selbst.
Karl-Ulrich Meves
Wer nun mehr über den Schauplatz, die im Hörspiel vorkommenden Räumlichkeiten, die diversen Legenden und die Umgebung wissen möchte, dem sei die Seite des Schlossmuseum „Moosham“ empfohlen. Im dazugehörigen Gasthof kann man übrigens auch Urlaub machen. Das wäre doch mal ein netter Betriebsausflug für die Medienhuren. 🙂
Internetpräsenz Schloss Moosham / Gasthof „Mayrhof“