Lange indiziert, vor einiger Zeit schon wieder rehabilitiert und nun erstmals ungeschnitten im Handel erhältlich! Fängt doch schon mal gut an, zumal die Scheibe dieses Vampir-Trashers auf die neueste Abtastung aus dem Jahre 2017 zurückgreift. Dass das nun trotzdem kein feines Ultra-HD Erlebnis wird, das werdet ihr in den folgenden Zeilen erfahren. Studio Hamburg Enterprises lassen einen fiesen Blutsauger auf das Publikum los!

Originaltitel: Grave of the Vampire

Regie: John Hayes

Darsteller: William Smith, Michael Pataki, Lyn Peters, Diane Holden, Ernesto Marcias, Kitty Vallacher

Artikel von Victor Grytzka

Bei manchen Filmen ist man froh, wenn sie überhaupt mal ein Release sehen. So auch in dem hier vorliegenden Fall. Lange war der kostengünstige Streifen bei uns gar nicht erhältlich, an eine ungeschnittene Fassung war schon gar nicht zu denken. Und ich bin ehrlich – ich kannte dieses B-Movie Werk vorher gar nicht. Also schob ich die Disc in den Player und ließ das auf mich zukommen, was so vollmundig als „neue restaurierte Abtastung“ angepriesen wurde…

Leslie (Kitty Vallacher) und ihr Freund wollen sich nach einer Party eigentlich nur in Ruhe vergnügen. Doch leider haben sie sich den Friedhof ausgesucht, auf dem der Vampir Caleb Croft (Michael Pataki) sein Unwesen treibt. Flugs wird ihr Romeo durch einen Genickbruch zu Fall gebracht, und der lüsternde Blutsauger vergewaltigt das junge Mädchen. Der Ermittler Lt. Panzer (Ernesto Marcias) geht der Sache auf den Grund, und auch er muss schon bald den Löffel abgeben. Währenddessen fristet Leslie ihr Dasein in einer Irrenanstalt. Ihre Freundin Olga  will dies jedoch nicht auf sich sitzen lassen und holt sie nach Hause. Dann der Schock – Leslie ist schwanger! Als ihr Kind auf die Welt kommt wird eine Sache jedoch schnell klar – der Vater muss der Vampir Caleb sein, denn der kleine Bub ernährt sich lediglich von dem Blut seiner Mutter. Als diese eines Tages stirbt, nimmt der nun 30-jährige James (William Smith) die Jagd auf seinen Vater auf. Dieser arbeitet mittlerweile unter dem Namen Lockwood als Professor für Okkultismus. James schreibt sich in den Kurs ein und lernt dort Anita (Diane Holden) und Anne (Lyn Peters) kennen. Schon bald sind sie auch Teil des gefährlichen Spiels, das Lockwood treibt.

„Die Gruft des Grauens“ ist definitiv ein Vertreter jener Filme, die ein „so bad it’s good“ Flair versprühen. Das kleine Budget fällt sofort ins Auge, denn für einen Film von 1972 hat das Werk einen unglaublich antiquierten Look. Es scheint auf den ersten Blick so, als hätte der Film auch 10 Jahre zuvor erschienen sein können, und auch dann wäre er schon hart an der Grenze zum B-Film gewesen. Die Bauten und Sets sind simpel gehalten, das Make-up zweckmäßig, ein halbwegs passender Soundtrack dudelt belanglos vor sich hin. Mit den schauspielerischen Leistungen steht es dabei auch nicht zum Besten.

Hinzu gesellt sich dann auch noch eine Story, bei dem jedem denkenden Menschen die Haare zu Berge stehen. Die Vampirhatz zeigt sich in den ersten 40 Minuten als typischer Horrorfilm der – neben einer ordentlichen Atmosphäre – einige, für die damalige Zeit, nette Morde bietet. So wird einem Kerl das Rückgrat zertrümmert, einer Dame mit einem Hammer das Gesicht eingeschlagen und einem Herren der Kopf in einem Sargdeckel zerquetscht. Dies geschieht (aus heutiger Sicht) zwar relativ unblutig, verfehlt seine drastische Wirkung allerdings nicht. In der nächsten halben Stunde betritt man eher die Pfade einer Liebesgeschichte, in der sich der Vampir Lockwood an eine Schülerin ranmacht und auch sein (getarnter) Sohn eine Beziehung mit einem Mädchen eingeht. Dies mündet in einem Finale, das mit einer seltsamen und thematisch unpassenden Sceance beginnt, sich dann aber in ein Blutbad samt Kampf entwickelt. Und das macht einfach Spaß. So doof und künstlich konstruiert der Film auch wirkt – er hat etwas „schnodderiges“, etwas dreckiges, etwas raues und ungeschliffenes, das einfach eine Freude beim zusehen bereitet. „Die Gruft des Grauens“ ist billiger Trash der übelsten Sorte – und deswegen funktioniert er so gut. Manche Filme entfalten ihr Potenzial, weil man sie einfach nicht zu ernst nehmen kann und möchte. Ein solcher Vertreter ist dieser Streifen.

Ein wenig kann man sich vielleicht nun vorstellen, in welche Kerbe dieses Stück schlägt. Was man sich allerdings nicht vorstellen kann, das ist die „Qualität“ der Restauration. Was auf Standbildern vielleicht noch annehmbar aussieht, verpufft in Bewegung ganz schnell wieder. Das Bild ist fast schon zu scharf, so dass einige Personen und Objekte sehr eindeutige Konturen aufweisen. Zudem ist die Vorlage geplagt von massiven Farbschwankungen, Drop Outs, Staubfäden, Kratzern und einem furchtbaren Kontrastverhältnis. Oft ist das Bild zu dunkel, um dann in der nächsten Sekunde wieder zu hell zu sein, manchmal sogar innerhalb einer einzigen Szene mehrmals. An meinem TV fiel das besonders stark auf, am PC konnte ich (dank diverser Einstellungen im VLC Media Player) ein etwas besseres Ergebnis rausholen. Beim Ton wird es leider auch nicht besser. Es leiert, es brummt, es zischelt, es gibt eine Menge Tonfehler, Tonsprünge und Aussetzer… Verständlich ist das Dingen aber. Immerhin!

Aber – da möchte ich Studio Hamburg keine Lampe bauen, denn die Abtastung ist schließlich auch „nur“ eingekauft, und eine sauberere Fassung gibt es definitiv nicht. Die einzig mir bekannte DVD stammt von Vipco aus England, und die soll (nach meiner Recherche) sehr dunkel, verwaschen und lediglich im Vollbildformat sein. Da haben wir es hier schon sehr gut getroffen, immerhin liegt der Film im Widescreen-Format (Anamorph) vor.

Auf Extras solllte man nicht hoffen, denn die gibt es nicht. Am Ende bleibt ein seltsam faszinierender Film, der seine Qualitäten durch seine Schwächen ausspielt. Ein Fest, sofern man Low-Budget und Trash etwas abgewinnen kann. Seltsam – der Look des Films, wie oben beschrieben, unterstreicht perfekt eine Atmosphäre, wie sie rotzige Grindhouser haben müssen. Mit glasklarem Bild würde dieser Film einfach nur langweilig aussehen, durch die genannten Fehler unterstreicht man ihn, und schmeichelt ihm sogar. Klingt komisch, ist aber so.  Filmfreaks und Sammler stellen sich das Dingen sowieso in Regal. Und bitte, Studio Hamburg. Bringt mehr solcher Obskuritäten!

Trailer:

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