Zwei junge Highschool-Absolventinnen begeben sich erstmals alleine auf Urlaubsreise in Thailand. Wer jetzt an feuchtfröhliches Zoten-Kino denkt, irrt sich gewaltig, denn BROKEDOWN PALACE (1999) ist mitnichten ein Film der guten Laune. Wir haben uns die neuste Veröffentlichung aus dem Hause KOCH FILMS angesehen, und verraten euch, ob sich die Anschaffung lohnt.

Originaltitel: Brokedown Palace

Drehbuch: David Arta, Adam Fields
Regie: Jonathan Kaplan

Darsteller: Claire Danes, Kate Beckinsale, Bill Pullman, Jacqueline Kim, Lou Diamond Phillips…

Artikel von Christopher Feldmann

Die Tätigkeit bei den lieben Kollegen Christian, Victor und Kai bringt so manche schöne Nebeneffekte mit sich, denn man kommt in den Genuss von Filmen, die man bisher nie auf der Rechnung hatte. BROKEDOWN PALACE (1999) ist so ein Film, von dessen Existenz ich nicht mal wusste. Ein Frevel, ist doch die hinreisende Claire Danes in der Hauptrolle zu sehen, in die ich immer ein bisschen heimlich verliebt war, seit ich sie das erste Mal in Baz Luhrmanns ROMEO + JULIET (1996) gesehen habe. Und wenn dann noch UNDERWORLD-Amazone Kate Beckinsale an ihrer Seite agiert, kann man sich auf charmante Frauenpower gefasst machen. Zu Regisseur Jonathan Kaplan hatte ich bisher keine Bindung, außer dass er 1974 den ziemlich coolen Blaxploitation-Kracher CHICAGO POKER mit Isaac Hayes inszeniert hat. Ein kurzer Blick auf das Backcover vermittelte mir den Eindruck, ich hätte es mit einem, hoffentlich, rauen Frauenknast-Thriller der späten 90er zu tun. Aber schon nach den ersten fünfzehn Minuten verflog diese stille Hoffnung, denn BROKEDOWN PALACE ist ein reines Drama aber nicht unbedingt ein sonderlich gutes. Aber immerhin trösteten mich die Darsteller durch dieses doch recht dröge Vergnügen.

Handlung:
Alice (Claire Danes) und Darlene (Kate Beckinsale) sind seit Kindheitstagen die besten Freundinnen und planen nach dem Highschool-Abschluss eine gemeinsame Reise, bevor beide getrennte Wege gehen. Obwohl ihre Eltern dagegen sind, verschlägt es die Beiden nach Bangkok und als sie den vermeintlichen Software-Spezialisten Nick (Daniel Lapaine) kennen lernen, scheint das Urlaubs-Glück perfekt. Doch als sie einer Einladung von Nick nach Hongkong folgen, werden die lebenslustigen Damen am Flughafen von der Polizei festgenommen, die im Reisegepäck Heroin finden. Obwohl beide ihre Unschuld beteuern, werden sie in einem Schauprozess zu 33 Jahren Gefängnis im gnadenlosen Brokedown Palace verurteilt. Einzig der Anwalt „Yankee“ Hank Greene (Bill Pullman) steht ihnen zur Seit, der sich für die Freilassung der Mädchen einsetzt und den Fall neu aufrollt.

Ernsthaft, ich habe noch nie von diesem Film gehört und nach der Sichtung wurde mir auch bewusst warum. BROKEDOWN PALACE ist ein durch die Bank eher schwaches Vergnügen, welches weniger an mangelnder Qualität leidet, sondern viel mehr an der Tatsache, dass das Drehbuch wenig Fleisch für einen guten Film beinhaltet. Nach einem recht kurzen Einstieg und der Vorstellung unserer Hauptfiguren, verfrachtet der Film den Zuschauer auch schon in das exotische Thailand und wir wohnen Danes und Beckinsale beim Flanieren durch die Metropole Bangkok bei. Dann lernen sie den charmanten Nick kennen, es wird geflirtet und es entsteht ein bisschen Eifersuchtsdrama zwischen den Freundinnen. Das trägt zur Charakterisierung allerdings recht wenig bei und hat mehr den Vibe einer Jubiläumsfolge von GZSZ. Dann geht alles ganz schnell und die Beiden sitzen im thailändischen Knast. Anhand des Aufbaus merkt man schon, dass das Drehbuch extrem holprig ist und weder die Charaktere, noch die Story voranbringt. Ein wirklicher Spannungsbogen ist kaum vorhanden, weswegen der Film mich auch zum Großteil ziemlich kalt gelassen hat. Natürlich tragen die Figuren ein schweres Schicksal und man will gewiss nicht mit ihnen tauschen, trotzdem scheint auch der berüchtigte Knast recht aufpoliert worden zu sein. Denn wirklich schrecklich wird es nie und der eigentliche Plot um die wahren Hintergründe des Drogenschmuggels werden im Vorbeigehen abgehandelt. Dazu kommen noch ziemlich viele Klischee-Dialoge, die das Ganze nicht unbedingt besser machen.

Allerdings schaffen es die Schauspieler, das maue Geschehen in BROKEDOWN PALACE etwas aufzupolieren. Claire Danes und Kate Beckinsale sind engagiert bei der Sache und machen das Beste aus dem vorhandenen Material. Es ist allein ihr Verdienst, dass dem Zuschauer das Schicksal von Darlene und Alice nicht völlig egal ist. Auch Bill Pullman tut dem Film sichtlich gut, da seine Figur die moralische Konstante in einem, scheinbar korrupten Land ist. Man kann sagen was man will, Pullman ist eigentlich immer likeable und seine Person strahlt einfach diese emotionale Wärme und Gutmütigkeit aus. Die restlichen Nebendarsteller, wie zum Beispiel Lou Diamond Phillips, haben indes eher wenig zu tun und setzten kaum Akzente. Gute Arbeit leistet hingegen Regisseur Jonathan Kaplan, der ein paar wirklich stimmungsvolle Bilder einfängt und dem Film eine optische Hochwertigkeit verleiht, die durch die Originalschauplätze noch verstärkt wird. Ganz grauenhaft gestaltet sich hingegen der Score von Komponist David Newman, der sich nach pseudocoolem 90er-Gejaule anhört, dass damals vermutlich in irgendwelchen Hipster-Schuppen lief.

So wirkt BROKEDOWN PALACE, trotz seiner mit 100 Minuten doch recht angenehmen Laufzeit, ausgesprochen zäh und kann den Zuschauer kaum mitreißen. Das sahen die Kinozuschauer damals anscheinend genauso, denn der Film konnte nicht mal die Hälfte seiner Produktionskosten von 25 Millionen US-Dollar wieder einspielen. Trotzdem hat KOCH FILMS hier wieder eine gute Blu-Ray vorgelegt, die mit einem detailreichen Bild und sauberem Ton punkten kann. Das Bonusmaterial hingegen wartet aber lediglich mit einer Bildergalerie und dem Trailer auf.

Fazit:
BROKEDOWN PALACE (1999) ist ein eher vergessenswertes Drama, welches den Zuschauer eher kalt lässt, da sowohl die Klischees, als auch der fehlende Spannungsbogen kaum Empathie hervorrufen. Auch wenn die Bilder schön und die Darsteller gut aufgelegt sind, bleibt letztendlich ein maximal mittelprächtiger Eindruck übrig, der dafür sorgt, dass ich den BROKEDOWN PALACE wahrscheinlich nicht mehr besuche.

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