Harmloser Philosophie-Professor oder doch ein Mörder? Dieser Frage geht Ex-Bond Pierce Brosnan in SPINNING MAN – IM DUNKEL DEINER SEELE (2018) auf den Grund. NEW KSM serviert uns die Romanverfilmung als Direct-to-DVD Premiere, und wir haben den kühlen Thriller auf Herz und Nieren geprüft. Ob das vermeintliche Katz- und Mausspiel für soliden Nervenkitzel sorgt, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Originaltitel: Spinning Man
Drehbuch: Matthew Aldrich; nach dem gleichnamigen Roman von George Harrar
Regie: Simon Kaijser
Darsteller: Guy Pearce, Pierce Brosnan, Minnie Driver, Alexandra Shipp, Clark Gregg, Odeya Rush…
Artikel von Christopher Feldmann
Die Reflexion um Lüge und Wahrheit in den eigenen Erinnerungen war wahrscheinlich die hervorstechenste Eigenschaft des Romans von George Harras. Eigentlich ein interessantes Thema, aus dem sich ein ordentlicher Kinofilm stricken lässt. Man denke nur an den Mindfuck in MEMENTO (2000), der den Zuschauer geschickt an der Nase herum führte. Ein ähnliches Ziel verfolgen auch die Macher hinter SPINNING MAN (2018), was aber nicht die einzige Gemeinsamkeit mit dem Kultfilm von Christopher Nolan darstellt. Immerhin darf Guy Pearce auch hier in der Hauptrolle agieren. Dabei versucht sich der Thriller von Simon Kaijser an deutlich komplexeren Denkansätzen, denn es wird doch recht philosophisch. Das Ganze, verpackt in eine Krimi-Handlung, mag Interesse wecken, entpuppt sich aber schnell als recht dröges Vergnügen, welches bei Weitem nicht so intelligent ist, wie es gerne sein würde.
Handlung:
Der Philosophie-Professor Evan Birch (Guy Pearce) lebt ein beschauliches Leben, welches lediglich von den unterschwelligen Problemen mit seiner Frau Ellen (Minnie Driver) überschattet ist. Eines Tages verschwindet die Studentin Joyce (Odeya Rush) spurlos an einem nahe gelegenen See und ehe sich Evan versieht, steht auch schon Detective Robert Malloy (Pierce Brosnan) vor der Tür, denn Evans Wagen wurde am Ort des Verschwindens gesehen. Obwohl er beteuert nie dort gewesen zu sein und bei bestem Willen jede Beziehung zu dem Opfer leugnet, wird der unscheinbare Professor bald zum Hauptverdächtigen.
Was als interessanter Thriller beginnt, entpuppt sich schnell als herbe Enttäuschung. Die Kritik fällt derweil sehr gespalten aus. Während renommierte Rezensenten ebenfalls recht unzufrieden mit der Roman-Adaption sind, haben die Konsumenten durchaus lobende Worte für SPINNING MAN übrig. Ich muss mich persönlich leider dem ersten Lager anschließen und gehe dabei noch einen Schritt weiter, denn in meinen Augen ist der Film pure Zeitverschwendung, da er mich von Vorne bis Hinten einfach unendlich gelangweilt hat. Auch ich war durchaus positiv gestimmt, habe ich doch ein, nicht zu leugnendes, Faible für klassische Thriller mit Whodunit-Anstrich. Das Problem im Falle von SPINNING MAN ist allerdings die Tatsache, dass einfach NICHTS passiert. Wenn man sich die Chose mal genauer ansieht, erkennt man recht schnell, dass hier inhaltliche Leere den Ton angibt. Der Zuschauer bekommt lediglich grobe Eckdaten präsentiert. 1. Studentin verschwindet und es ist nicht mal erwiesen, dass es sich um ein Verbrechen handelt. 2. Über Evan Birch erfahren wir lediglich, dass er ein ganz netter Daddy ist, mal, zum Leidwesen seiner Frau, eine Studentin gevögelt hat und gelegentliche Probleme mit seinem Gedächtnis hat. Mehr Exposition bietet der Film nicht, erklären tut er noch weniger. Ja, nicht mal eine richtige Auflösung bekommt der Zuschauer präsentiert. Okay, einige werden jetzt meckern, weil sie sich an den philosophischen Untertönen aufgeilen aber ganz ehrlich, wenn ich diese Art von „tiefschürfender“ Philosophie genießen möchte, setze ich mich in eine Vorlesung, lese Glückskekse oder kesse Sprüche aus dem regionalen Apothekenkalender.
Auch wenn durchaus interessante Fragen auf und man versucht die philosophischen Ansätze aus der Vorlage in den Film zu integrieren, was aber zu arg bedeutungsschwangeren Dialogen führt. Das steht auch arg im Kontrast mit dem Handlungsverlauf und dem Erinnerungsvermögen der Hauptfigur. Wenn Evan Birch Mäusefallen aufstellt, welche aber letztendlich bei ihm selbst zuschnappen, dann wird schnell die plumpe Art des Katz- und Mausspiels deutlich. Auch wenn man versucht Spannung aufzubauen, in dem man die Schlinge um Evan Birch immer weiter zusieht, schaffen es das Drehbuch und die Inszenierung kaum irgendwelche Emotionen hervorzurufen. Das liegt vor Allem an der unterkühlten Regie von Simon Kaijser, der mit seinen blassen Bildern mit Grünstich sehr deutlich versucht Christopher Nolan zu imitieren aber in keinster Weise erkannt hat, dass man für einen guten Thriller, der zum Mitdenken anregen soll, mehr braucht als eine kalte Optik und pseudo akademische Dialoge. Der unlogische Twist gen Ende setzt dem Ganzen noch die unbefriedigende Krone auf. Wir fragen uns: War er es oder war er es nicht? Da uns der Film keine Konsequenz liefert und auch keine wirkliche Erklärung, war mir das auch leider ziemlich egal.
Selbst die Darsteller retten nicht viel. Zugegeben, Guy Pearce spielt recht engagiert, bietet aber bei Weitem nicht den Impact, den er noch in MEMENTO transportieren konnte. Pierce Brosnan gibt derweil eine recht wenig aufregende Performance als Ermittler, während Minnie Driver als verunsicherte Ehefrau maßlos unterfordert bleibt.
Ebenso unbeeindruckend wie der Film selbst, ist die Veröffentlichung aus dem Hause NEW KSM. Die Bild- und Tonqualität ist, dem heutigen Standard entsprechend gut, im Bonusmaterial ist aber, außer Trailer und Bildergalerie, Nichts zu holen.
Fazit:
Vielleicht bin ich zu dumm, um die wahre Essenz von SPINNING MAN – IM DUNKEL DEINER SEELE (2018) zu begreifen und ich hatte vielleicht doch ein kleines Meisterwerk vor mir, aber ich gebe dennoch meinen eigenen Impulsen nach. Der Thriller ist ein stinklangweiliger Krimi, der sehr gerne ein Nolan-Film wäre, es aber nicht ist. Spannungsfrei und ohne nennenswerte Höhepunkte, versucht Simon Kaijser die Romanvorlage in das Medium Film zu transportieren. Vielleicht sollte man manche Romane einfach Romane sein lassen!
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