„Im Weltraum hört Dich niemand schreien.“ – Mit diesen Worten warb man einst für Ridley Scotts SciFi-Horror-Klassiker ALIEN, der hier ganz offensichtlich Pate stand. Denn die Geschichte des Forschungsschiffs Drakon, welches auf dem Planeten Paradise ungewollt ein blutrünstiges Monster mit an Bord nimmt, erinnert nicht von ungefähr an die Nostromo und Planet LV-426. Schreie vernimmt man hier zwar hin und wieder, doch werden diese durch die klobigen Schritte des Kampfroboters Sulky übertönt. Ob der sich erfolgreich gegen die Kreatur zur Wehr setzen und so das Blutbad an Bord stoppen kann, lest Ihr im Artikel.

Cover der 1982er / 2000er Auflage (MC bzw. CD)

Cover der 1987er Auflage (Techno-Edition, MC)

Regie: Heikedine Körting

Buch: H.G. Francis

Sprecher: Brigitte Kollecker, Horst Stark, Horst Naumann, Rebecca Völz, Hans Timmermann, Michael Harck, Wolfgang Völz, Judy Winter, Frank Doermer, Günther Ungeheuer

Artikel von Christian Jürs

„Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei.“ -Stephan Remmler

Jawoll mein Schatz, mit Folge 18 ist die Neon Gruselserie leider, leider, vorbei. Doch Ihr müsst nicht traurig sein, denn EUROPA hat sich nach nur 37 Jahren ein Herz gefasst und bringt endlich eine neue Gruselreihe, die in der Tradition der Klassiker steht. Doch bevor wir uns damit befassen, begeben wir uns an Bord des Forschungsraumschiffs Drakon, welches sich, 120 Lichtjahre von der Erde entfernt, auf dem Heimflug vom Planeten Paradise befindet. Dieser soll, laut Aussage der gesamten Crew, ein Paradies sein (da war man dann sehr kreativ bei der Namensfindung des neu entdeckten Planeten).

Horst Naumann

Der Rückflug, der mehr als ein Jahr andauern soll, wird für die Crew eine  arbeitsreiche Zeit, in der Gesteins- und Pflanzenproben, die die Laderäume der Drakon bis in den letzten Winkel füllen, ausgewertet werden müssen. Die Euphorie ist groß, womöglich ähnlich wie anno 1492, als Columbus Amerika entdeckte. Doch während deren Ureinwohner unter der Eroberung der Entdecker leiden mussten, dreht ein bislang unentdeckter Paradisianer den Spieß um. „Grow“, also „Wachsen“, wie sich laut Erzähler Günther Ungeheur das Monstrum selbst nennt, obwohl es außer Grunzlaute nichts von sich geben kann, hat sich vor dem Start in den langen Korridoren verschanzt. „Kosmobiologin“ Helen Traker (Rebecca Völz) entdeckt das kleine Wesen als Erste, was sie mit dem Leben bezahlt. Die Geräuschkulisse, die uns Frank Doermer, der dem Monster sein Organ lieh, hier bietet, erinnert ein wenig an Henry Ashton, der sich im Keller festgebunden seinen Werwolffantasien hin gibt. Tatsächlich dachte ich viele Jahre, dass Wolfgang Draeger hier am Mikro einen Anfall gehabt haben muss. Es war aber Doermer. Schande über „Grow“, denn nach dem UNGEHEUER AUS DER TIEFE erntete Rebecca Völz erneut wieder nur einen kleinen Part. Schade um die schöne Stimme. Ihr Papa Wolfgang, sowie der damals noch junge Michael Harck, dessen Stimme unglaublich sympathisch klingt, kehren ebenfalls nach der Nummer 16 zurück, bzw. sind gleich im Studio geblieben.

Michael Harck

Danach erwischt es dann die nächste Doppelbuchung der letzten Gruselstaffel. Judy Winter, die ja schon auf der INSEL DER ZOMBIES weilte, gibt nur wenige Minuten später in der Rolle der Eleonore Maine den Löffel ab. Der „Kosmo-Psychologe“ (geile Jobbezeichnungen haben die da) Pablo Duval (Horst Naumann), der eben noch in ihrer Nähe war, kann nur noch Blut und einen Armreif finden. Ob das kleine Monster, welches natürlich, ganz Xenomorph-like, stetig wächst, seine Opfer samt Kleidung verspeist, erfahren wir nicht. Schnell wird der gesamten Crew klar, dass Paradise doch kein Selbiges ist. Sie begeben sich auf die Jagd nach dem Monster. Sollte diese erfolglos sein, plant Commander Hamilton (Hans Timmermann), dass Schiff zu sprengen, damit Grow auf keinen Fall die Erde erreicht…

ALIEN, so wie Hans Gerhard Franciskowsky ihn sah, bekommen wir in dieser finalen Episode der Kultreihe um die Ohren. Herausgekommen ist eine Mischung aus Ridley Scotts Klassiker im Gewand einer RAUMSCHIFF ORION Episode. So sprechen unsere Helden von Dingen wie „Positronischen Gehirnen“ und die Soundeffekte, wie zum Beispiel die Gegensprechanlagen, die bei jeder Nutzung mit einem „Bidibidibi“ starten, wirken herrlich antiquiert. Alles Dinge, die man auch in der COMMANDER PERKINS Reihe, die ebenfalls von Francis geschrieben wurde, wiederfindet. Dieser wurde damals von Horst Stark eingesprochen, der auch hier dabei ist und den wohlklingenden Namen Bobby Fitzgerald trägt.

Günther Ungeheuer

Die Sprecher sind sowieso durchweg eine Bank. Stark, Ungeheuer, Naumann, die Völzes, Harck, Timmermann, Winter – sie alle sind über jeden Zweifel erhaben. Vor allem aber ist es einmal mehr eine Freude, Brigitte Kollecker, die sich als Eireen Fox / Fawley an der Seite ihres Mannes Horst Frank, in die Herzen der Neon-Gruselfans gesprochen hat, hier nochmals in einer tragenden Rolle hören zu dürfen. Zudem hat sie als Jeanne Gironde den mit Abstand geilsten Rollennamen.

Der eigentliche Star dieser Folge wird allerdings von Horst Naumann gesprochen. Nein, nicht der anfangs erwähnte Pablo Duval ist gemeint, sondern seine zweite Rolle, der unbesiegbare Kampfroboter Sulky, an dessen Sieg vor allem Karl Maisinger, aka. Michael Harck, nicht eine Sekunde zweifelt. Sulky jedenfalls klingt wie Professor Simon, das fliegende Gehirn aus CAPTAIN FUTURE, wenn er spricht. Beim Laufen hingegen erwachen Erinnerungen an die Spielzeugroboter der Achtziger Jahre. Sein Kampf gegen Grow dauert dann auch geschlagene zwei Sekunden. Danach fällt Sulky unter lautem Scheppern, dass wie der Einsturz einer Kochtopfpyramide klingt, in sich zusammen.

R.i.p., Sulky. *Schnief*

Sulky???

Auch wenn ich mich hier ein wenig lustig mache, so gelingt es den Machern Franciskowsky und Körting jedoch auch, viele unglaublich spannenden Momente zu erzeugen. Wenn Pablo beispielsweise die Gegensprechanlagen auf den Korridoren abhört, um das Monster zu finden, bekommen wir eine spannende und atmosphärische Szene geboten. Warum man dort allerdings nur Gegensprechanlagen (Bidibidibidibidi) und keine Kameras installiert hat, könnte man sich natürlich fragen. Aber wer sowas macht, wird generell keine Freude an der tollen NEON GRUSELREIHE haben.

Für mich bildet Folge 18 einen gelungenen Abschluss der Reihe mit ungewohntem Setting, einer tollen Atmosphäre, ebensolchen Sprechern und der gewohnten Portion Trash, die das Hörspiel näher an Bavas PLANET DER VAMPIRE denn an Scotts ALIEN katapultiert. Aber genau so soll es auch sein.

Seltsam? Aber so steht es geschrieben…

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