Am 28. Februar bereicherten Koch Films / Explosive Media die Sammler-Regale um diesen Thriller aus dem Jahre 1984, der neben einer hochkarätigen Besetzung und dem schön schmalzigen Titelsong aus der Feder von Phil Collins, auch mit einer tollen Bildqualität glänzen kann. Lohnt sich die neue Abtastung des Films, oder besser gesagt – lohnt der Film überhaupt? Touchdown oder Fehlpass?
Originaltitel: Against All Odds
Regie: Taylor Hackford
Darsteller: Jeff Bridges, Rachel Ward, James Woods, Jane Greer, Alex Karras, Swoosie Kurtz, Richard Widmark, Saul Rubinek
„Against All Odds“ – bei diesem Titel klingelte in meinem Köpfchen etwas.
So take a look at me now, well there’s just an empty space…
Ja, der Phil Collins Song. Und der kam bei einem Film des Thriller-Experten Taylor Hackford zum Einsatz, der hier – relativ früh in seiner Karriere – schon seine persönliche Stilrichtung ganz klar vorgibt. Diesen hatte ich vor laaaaanger Zeit einmal auf VHS gesehen, und konnte mich so natürlich nur noch sehr dunkel an das erinnern, was in den rund 2 Stunden über den Bildschirm flimmern sollte. Ich wusste aber noch, dass ich den Film zumindest als „ganz ordentlich“ in Erinnerung hatte. Vom Video Home System zur BluRay Disc, was für ein Sprung! Bleibt der positive Eindruck auch in Hi-Def und Jahre später bestehen?
Football-Profi Terry Brogan (Jeff Bridges) wird nach einer Schulterverletzung aus seinem Team entlassen. Dies will und kann er nicht akzeptieren. So sucht er den Anwalt Kirsch (Saul Rubinek) auf, der ihm zu Beginn seiner Karriere schon einmal beigestanden hat. Doch er kann ihm nicht helfen, denn er vertritt die Interessen der wohlhabenden Teambesitzerin Grace Wyler (Jane Greer), die zudem ein Bauprojekt plant, das nicht bei allen Beteiligten auf Zuspruch stößt. Als das Geld knapp wird kontaktiert ihn sein „alter Freund“ Jake Wise (James Woods), seines Zeichens Schlitzohr und Buchmacher, der für ihn einen lukrativen Auftrag hat. Brogan soll seine Ex-Freundin Jessie (Rachel Ward) ausfindig machen, die sich irgendwo in Mexico versteckt hält und einen Batzen Bargeld gestohlen haben soll. Der Grund für ihre Flucht? Sie hat das Leben, geprägt von Macht und Korruption, satt. Denn ihre Mutter ist keine geringere als Grace Wyler. Er spürt sie auf und schon bald entflammt die Liebe zwischen den beiden. Dies gefällt ihrem Ex und der Frau Mama natürlich überhaupt nicht. Zu all den Problemen geraten die beiden in einen Sog aus Lug und Betrug, der dunkle Machenschaften ans Tageslicht bringt.
Klarer Punktsieg für Cast und Crew! Das Ensemble trägt mit offensichtlicher Spielfreude durch die rund 120 Minuten, und alleine aus diesem Grund ist „Against All Odds“ schon eine Sichtung wert. Bridges überzeugt als aufmüpfiger und hitzköpfiger Football-Star, der sich von niemandem die Butter vom Brot nehmen lassen will, und auch schon mal zu drastischeren Methoden greift. So ist es einfach herrlich, wenn er dem schmierigen Anwalt Kirsch, nicht minder hervorragend gespielt von Saul Rubinek, auf einer Party (zu der er nicht eingeladen war) eine pfeffert, und ihn so mit Wumms ins nahe stehende Drum-Set befördert. Rachel Ward schafft den Spagat zwischen zuckersüß, verführerisch und taff, sie lässt unseren „Helden“ lange zappeln bevor sie ihm dann doch nachgibt. Jane Greer brilliert als opportunistische Schlange der „oberen Zehntausend“, und auch James Woods liefert als schmieriger Ganove eine mehr als überzeugende Performance. Besondere Erwähnung erfährt hier Swoosie Kurtz als Sekretärin des Anwaltes Kirsch, die nicht nur verliebt ist in Brogan, sondern im Verlaufe der Handlung auch eine sehr bedeutende Rolle spielt. Kurtz dürfte einem jüngeren Publikum als (Serien) Mutter von Melissa McCarthy aus der Serie „Mike & Molly“ bekannt sein.
Stilistisch haben wir es hier insgesamt nicht mit einem „durchgestylten“ Film zu tun, auch wenn es ein paar Ausreißer, wie in etwa ein Straßenrennen zwischen Bridges und Woods gibt. Eher ruhig bewegt sich die Kamera durch die Sets, oft werden Totale und Halbtotale eingesetzt. Dies mag für manche Zuschauer etwas „dröge“ und „statisch“ wirken, passt aber zu dieser Produktion wie der Deckel auf den Topf. Hinzu gesellen sich toll ausgestattete Sets und stimmige Locations.
Der Film beginnt mit einer recht lockeren Atmosphäre, und steigert sich langsam aber sicher zu einem ansprechenden Thriller, der gegen Ende ein Höchstmaß an Spannung und sogar ein wenig Action bietet (bitte keine Rambo’schen Zerstörungsorgien erwarten). Anlasten möchte ich dabei im höchsten Falle, dass einige Sequenzen etwas zu lang geraten sind. So manches mal wirken eine Abschnitte Geschichte etwas zu sehr wie Füllmaterial, oder strecken sich einfach zu sehr. Wirklich negativ fällt dieser Umstand aber auch nicht auf, so dass es dort wohl an der Geduld des Zuschauers liegt ob man sich daran stören mag.
Und es muss natürlich auch ein wenig Kritik an unserer Gesellschaft rein. So schießt man hier gegen den Profisport, die Reichen und Schönen und natürlich gegen die Macht des Geldes. Dies wird allerdings recht oberflächlich angekratzt und verfehlt so ein wenig die gewünschte Wirkung. Bedenkt man aber dass dies den Film noch länger gestaltet hätte, so kann man da mal ein Auge zudrücken. Wirklich störend wirkt sich dieser Faktor insgesamt nicht aus.
Technisch briliert die Scheibe durch ein gestochen scharfes Bild mit leichtem Filmkorn, das einen hohen Detailgrad und eine stabile Farbgebung an den Tag legt. Der Ton (DTS-HD 2.0) ist sehr kräftig und sauber abgemischt. Als Extras bietet die BluRay Audiokommentare mit Cast und Crew, Trailer, ein Musikvideo sowie entfallene Szenen. Ein rundum gelungenes Paket.
Und wie war sie nun, meine Zweitsichtung? Kurz und knapp – GUT! „Against All Odds“ ist ein routiniert inszenierter Thriller mit überzeugend gespielten Charakteren. Allerdings merkt man, dass wir hier einen Film von 1984 „in der Röhre“ haben. Eher ruhig im Grundablauf, sollte man vorher abwägen, ob einem dieser Stil passt, oder ob man doch eher Action geladene Thriller sucht. Für mich kann ich sagen: Toller Film, tolle Scheibe – Passt!
The more you know – „Against All Odds“ basiert auf dem Roman „Goldenes Gift“ von Daniel Mainwaring. Bereits 1947 gab es eine Verfilmung unter dem Titel „Goldenes Gift / Out of the Past“, in der Jane Greer eine Hauptrolle spielt.
Trailer: