Ich habe mich ja erst kürzlich mit dem neuesten, schmerzlich schlechten Travolta-Vehikel auseinandergesetzt. Und wer A sagt, muss bekanntlich auch B sagen, wie eben BACKTRACE (2018), ein neuer Heuler, der kürzlich bei CONSTANTIN FILM erschienen ist, und in den sich, aus nicht näher definierten Gründen, Sylvester Stallone verirrt hat. Und weil wir Medienhuren keine Scheu kennen, habe ich mich durch diese 90 unterwältigenden Minuten gequält, um euch ein paar Gründe darzulegen, warum ihr diesen Film weiträumig umfahren solltet!

Originaltitel: Backtrace

Drehbuch: Mike Maples
Regie: Brian A. Miller

Darsteller: Ryan Guzman, Matthew Modine, Meadow Williams, Sylvester Stallone, Christopher McDonald…

Artikel von Christopher Feldmann

Es ist schon gewissermaßen ein Trauerspiel, dass sich ehemalige Stars und Kindheitshelden in billigen C-Produktionen herumtreiben müssen, um noch etwas Kohle zu kassieren. Erst kürzlich schlug mir John Travoltas neuester Streich SPEED KILLS (2018) auf den Magen, der den ehemaligen Hollywood-Star endgültig in die Sphären eines Nicolas Cage hievt, traurig aber leider auch wahr. Action-Legende Sylvester Stallone ist wohl der Nächste, um den wir uns große Sorgen machen sollten, denn obwohl er mit Filmen wie CREED II (2018) und dem kommenden, fünften Teil der RAMBO-Reihe noch recht prominent auf der großen Leinwand vertreten ist, verschlägt es den guten Sly doch mittlerweile ab und zu in das Heimkino-Fach. Zuletzt schockierte uns der Altstar mit seinen lustlosen 10 Minuten Screen-Time in der schäbigen DTV-Fortsetzung ESCAPE PLAN 2: HADES (2018), dessen Sequel übrigens schon abgedreht ist. Wer dachte, tiefer kann man qualitativ nicht sinken, hat die Rechnung ohne BACKTRACE (2018) gemacht, einem Cop-Thriller, der so mieser Schwachsinn ist, dass selbst Stallone wie ein surrealer Fremdkörper wirkt.

Handlung:
Der langjährige Bankräuber MacDonald (Matthew Modine) zieht gemeinsam mit seinen Komplizen den Coup seines Lebens durch, indem er 20 Millionen US-Dollar bei einem Banküberfall erbeutet. Bei der Übergabe eines Teils des Geldes, wird das Trio von dem unbekannten Komplizen in einen Hinterhalt gelockt, den nur MacDonald schwer verletzt überlebt. Sieben Jahre später leidet Mac immer noch unter Amnesie und kann sich nicht an seine kriminelle Vergangenheit erinnern. Als er jedoch von einem jungen Mann namens Lucas (Ryan Guzman) aus dem Gefängnis befreit wird, ändern sich die Dinge. Er und seine Komplizen injizieren dem ehemaligen Bankräuber eine neuartige Droge, um seine Erinnerungen aufzufrischen, denn die verbliebenen 15 Millionen sind noch irgendwo versteckt und nur Mac weiß wo das Versteck ist. Sie müssen sich beeilen, denn sowohl FBI-Agent Franks (Christopher McDonald), als auch der lokale Cop Sykes (Sylvester Stallone) sind der Truppe auf den Fersen.

Was uns hier an Story präsentiert wird, ist, gelinde gesagt, eine wahre Frechheit. Nicht weil die Prämisse um einen, von Amnesie geplagten, Bankräuber keinen Spielfilm rechtfertigen würde, denn man könnte daraus durchaus etwas machen, sondern weil das Drehbuch unsagbar schlecht ist. Mike Maples, seines Zeichens Drehbuchautor, hat zuvor erst einen Credit für einen TV-Film zu verzeichnen. Wenn man sich BACKTRACE ansieht, weiß man auch sofort, warum der Mann wenig beschäftigt ist. Das Skript bettet die Prämisse ein löchriges, hanebüchenes Konstrukt, dass es schon fast weh tut. Das beginnt schon bei der lachhaften Befreiungsaktion, die wir am Anfang zu sehen bekommen. Also, wenn es so spielerisch einfach ist, aus einem gesicherten Krankenhaustrakt zu entkommen, dann würde ich das Konzept „Gefängnis“ nochmal gründlich überdenken. Das ist aber nicht der einzige bescheuerte Plot-Point, den uns dieser amateurhafte Cop-Thriller präsentiert. Es folgen nicht nur ein hanebüchener Umgang mit Amnesie (was soll das für eine Droge sein), sondern auch zwei „Twists“, von denen man Einen meilenweit kommen sieht. Der Andere ist derweil wirklich überraschend, aber auch nur, weil es völlig an den Haaren herbeigezogen ist, dass man nur in lautes Gelächter ausbrechen kann.

Die Figuren sind darüber hinaus klischeebeladene Abziehbilder. Wir hätten den ehemaligen Bankräuber, die neuen Gangster, den undurchsichtigen FBI-Agenten, sowie den gestandenen Cop im Angebot, von dem man eigentlich nicht weiß, was seine Aufgabe ist.

Man kann ja wirklich viel Dünnschiss aufs Papier bringen, letztendlich muss der Regisseur etwas daraus machen. Im Idealfall schafft es jemand, über die grobe Lücken hinweg zu inszenieren. Brian A. Miller, Regisseur dieser Heimkino-Katastrophe, ist allerdings ein wahrer Stümper vor dem Herren, das hat er uns schon mit Gurken wie VICE (2015), mit Bruce Willis, bewiesen. In BACKTRACE setzt er sein nicht vorhandenes Talent in Gänze ein, um den wohl langweiligsten Film der Geschichte abzuliefern. Die zwei Actionszenen, die es in dem Streifen zu sehen gibt, sind nicht nur stinklangweilig, sondern auch noch schlecht geschnitten. Miller fehlt jegliches Gespür für Tempo, weshalb die 90 Minuten deutlich länger wirken; ich habe wirklich mehrfach auf die Uhr geschaut und gehofft, dass dieser bekackte Film endlich vorbei ist. Auch der Look von BACKTRACE ist unterirdisch, denn offensichtlich, hat man den Film fast gänzlich ohne Budget gedreht. Die meiste Zeit befinden wir uns auf irgendwelchen Parkplätzen oder Grundstücken im Nirgendwo, sowie in einer leeren Lagerhalle. Man sollte vielleicht mal die Drehgenehmigungen überprüfen!

Das die Macher keine Kohle hatten, liegt wohl daran, dass die Darsteller 90% des Budgets kassiert haben. Matthew Modine, der gerade in der ersten Staffel von STRANGER THINGS gezeigt hat, dass er immer noch etwas auf dem Kasten hat, wird komplett verheizt. Seine „Darbietung“ besteht vor Allem daraus, sich die ganze Zeit den Kopf zu halten und rum zu winseln. Der Rest der Besetzungsriege besteht aus untalentierten Darstellern, die über die Qualitätsstufe von BACKTRACE noch nie hinaus gekommen sind, und es vermutlich auch nie werden.

Oh stimmt, ich habe ja noch jemanden vergessen, wahrscheinlich den Grund, weshalb man sich BACKTRACE überhaupt ansieht, nämlich Sylvester Stallone. Die Action-Legende, der Haudrauf-Titan, Mr. Rocky Balboa himself, warum machst du so etwas. Ich kann mir Slys Beteiligung wirklich nicht erklären, wirkt er doch wie ein surrealer Fremdkörper in diesem Film, der schon zu scheiße fürs Fernsehen ist. Jedesmal, wenn er durch das Bild läuft, hat man einfach das Gefühl, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, was ihn dazu gebracht hat, bei diesem Streifen mitzumachen. Er muss irgendjemandem einen Gefallen geschuldet haben oder so ähnlich. Zumindest war es nicht viel Arbeit, denn offensichtlich hatte Sly nur maximal zwei Drehtage, denn eigentlich steht er nur im Büro rum und starrt auf eine Pinnwand, und darf gelangweilt doofe Dialoge aufsagen. Immerhin ballert er zum Schluss noch ein bisschen herum, was er aber mit sichtlich wenig Begeisterung macht, dass es kaum erwähnenswert ist. Ganz ehrlich: ESCAPE PLAN 2 (2018) war besser, als dieser Schrott!

Fazit:
Brian A. Millers BACKTRACE (2018) ist ganz großer Kack. Ein miserabel inszenierter Film, dem nicht nur das Budget, sondern auch ein ansatzweise talentierter Drehbuchautor gefehlt hat. Dazu gesellt sich ein müder Cast, in dem nicht mal Sylvester Stallone etwas reißen kann. Der wirkt, als wüsste er selbst, dass der Film unter seiner Würde ist!

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