„Hommage an Hans Christian Andersens KLEINE MEERJUNGFRAU“ prangt es auf dem Backcover des neuen Titels aus dem Hause LIGHTHOUSE. In Verbindung mit dem fiesen Gruselcover könnte es hier allerdings zu schlaflosen Nächten in den heimischen Kinderzimmern kommen. Gelungener Fantasygrusel oder Weichspülkost Marke Ariel(le)? Wir haben uns den Film angeschaut und verraten es im Artikel.

Originaltitel: Charlotte´s Song

Regie: Nicholas Humphries

Darsteller: Iwan Rheon, Katelyn Mager, Brendan Taylor, Jessie Fraser

Artikel von Christian Jürs

Die Märchen von Hans Christian Andersen waren, im Gegensatz zu den Werken der Gebrüder Grimm, ziemlich düstere Geschichten, die meist ein schlimmes Ende nahmen. Seine KLEINE MEERJUNGRAU opferte sich zum Beispiel und verwandelte sich in Meeresschaum. Von einem Happy End wie in Disneys ARIELLE keine Spur.

Wie bei dem dänischen Schriftsteller, so hat sich auch hier eine Meerjungfrau dazu entschieden, ein Leben als Mensch auf dem Festland zu führen. Sie heißt passenderweise Serena (Natasha Quirke) und arbeitet als Tänzerin im kleinen Theater ihres Mannes George (Brendan Taylor). Ein ganz und gar nicht sorgenfreies Leben, denn wir befinden uns in der 1930ern und die Wirtschaft ist ziemlich im Eimer. Zudem genügt es den unzufriedenen Männern aus der Arbeiterklasse nicht mehr, Frauen bei harmlosen Tanzchoreographien zu beobachten. Das Geld in der Theaterkasse bleibt aus. Deswegen wagen Serena und ihre Mädchen den Schritt zur Stripperin. Eigentlich schon Grund zur Sorge genug, doch George und Serena haben auch noch eine Tochter namens Charlotte (Sarah Boey). Eigentlich etwas sehr schönes, wenn nicht ständig die gruselige, alte Gertrude (Barbara Wallace) im Theater herumschleichen würde und Serena mit der Tatsache konfrontieren würde, dass für jedes Leben, dass aus dem Meer an Land tritt, ein Ausgleich geschaffen werden müsse – sprich, Charlotte hat gefälligst ins Meer zu gehen. In ihrer Verzweiflung sucht Serena den Ausweg im Selbstmord, was sowohl die familiäre-, als auch die finanzielle Situation, nicht verbessert.

Ein paar Jahre später steht Charlotte (jetzt Katelyn Mager) an der Schwelle zum Erwachsendasein und sie muss sich die Frage stellen, ob sie ein Leben an Land oder zu Wasser verbringen möchte. Denn wie ihre Mutter, so hat auch Charlotte die Kräfte einer Meerjungfrau, wodurch sie mit ihrer Stimme den Willen der Männer kontrollieren kann. Dies ruft auch den Gangsterboss Randall (Iwan Rheon) auf den Plan, der sich diese Macht gerne aneignen würde. Doch damit ist er nicht allein…

Wer sich den Film aufgrund des fiesen Monstercovers zulegt, wird herbe enttäuscht werden. Denn hier haben wir eher ein Coming-of-Age Drama, als einen Horrorstreifen. Die Meerjungfrau, die auch nicht so böse ist wie auf dem Cover, besitzt nur wenig Screentime und wurde auch von keinem oscarverdächtigen Maskenbildner entworfen. Im Gegenteil: Selbst die wenigen Effekte, die MERMAID´S SONG zu bieten hat, sind enttäuschend.

Wer jedoch gerne ruhig erzählten Fantasydramen beiwohnt und über mäßige Effekte hinwegsehen kann, bekommt einen interessanten, kleinen Film geboten, der zudem gut gespielt ist.

Bild und Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1) der mir vorliegenden DVD-Variante sind durchaus gut. Auch die Synchronisation weiß zu gefallen. An Bonusmaterial gibt es allerdings lediglich ein paar Werbetrailer.

Wenn an einem verregneten Sonntag Nachmittag mal nicht X-FACTOR wiederholt wird, ist MERMAID´S SONG eine brauchbare Alternative in Länger. Nicht mehr, aber auch nicht weniger (mal abgesehen davon, dass Jonathan Frakes fehlt).

Trailer:

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