In schöner Regelmäßigkeit versorgt uns Anolis Entertainment mit liebevollen Veröffentlichungen von Klassikern des Phantastischen Films. Besonders die Werke der britischen Hammer Studios haben es ihnen angetan, sodass wir mittlerweile bei Nummer 25 angelangt sind. Diesmal trifft es ein eher unbekanntes Werk mit einem sehr berühmten Monster…der Mumie. Ob es sich hierbei um einen echten Gruselklassiker oder Verschwendung von Mullbinden handelt, klären wir im Artikel.
Originaltitel: The Curse of the Mummy´s Tomb
Regie: Michael Carreras
Darsteller: Terence Morgan, Ronald Howard, Fred Clark, Jeanne Roland
Artikel von Christian Jürs
Mumienhorror begleitet mich seit meiner Grundschulzeit. Angefangen hat alles mit meiner Einschulungstüte, in der sich, allen Ernstes (#truestory), ein Exemplar von EUROPA´s neongrünem H.G. Francis Gruselhörspiel DIE BEGEGNUNG MIT DER MÖRDER-MUMIE befand. Neben den Stammmonstern Dracula und dem Werwolf war ich dank der stapfenden Gruselmumie Merikara schnell im zarten Alter von sechs / sieben Jahren bereits angefixt vom Klopapiermonster (lediglich Frankenstein konnte ich nie so richtig etwas abgewinnen).
Doch während in meiner Kindheit (die Achtziger) in der Reihe MUMIEN, MONSTREN, MUTATIONEN regelmäßig Tierhorror wie TARANTULA, Werwölfe (DER FLUCH VON SIENIESTRO) oder eben die blutdurstigen Transsilvanier ihr Unwesen trieben, blieben Mumien eher außen vor. Lediglich DAS ERWACHEN DER SPHINX, welches trotz Charlton Heston ein relativer Gurkenfilm war, konnte ich in späterer Kindheit irgendwo im Nachtprogramm aufspüren und mit meinem VIDEO 2000 Gerät aufzeichnen. Irgendwann in meiner Jugend sah ich dann DIE MUMIE DES PHARAO, ein ziemlich unterhaltsamer Zombieschocker, bei dem die Mumie allerdings etwas in den Hintergrund rücken musste. Danach kam lange nix, bis im Sommer ´99 der große Blockbuster DIE MUMIE anlief. Doch die bemüht witzige Brendan Fraser macht einen auf „Indiana Jones für Arme“ Kopie wusste ebenso wenig überzeugen wie Tom Cruise´s Ausrutscher von vor zwei Jahren (der war sogar noch schlimmer). Mittlerweile kenne ich selbstverständlich Boris Karloffs THE MUMMY, der aber logischerweise ein wenig sehr altbacken wirkt. DIE RACHE DER PHARAONEN, den ich vor wenigen Jahren erstmals sehen konnte, hatte dann genau die Gruselstimmung, die ich mir nach meiner ersten Hörspielerfahrung erhoffte. Der mit Christopher Lee als Bandagenmonster und Peter Cushing mal wieder als perfekte Ergänzung besetzte Film aus den HAMMER STUDIOS, wusste mich vollends zu überzeugen und so freute ich mich sehr, als ANOLIS einen weiteren Mumienhorrorfilm der Briten ankündigten, den ich noch gar nicht kannte.
Wie man dem Text wohl schon anmerkt, drücke ich mich ein wenig vor der Kritik zum vorliegenden Film. Warum? Nun, die Veröffentlichung von ANOLIS ist, wie üblich, über jeden Zweifel erhaben. Bild (2,35:1) und Ton (2.0 Mono) sind hervorragend. Auch beim Bonusmaterial wird geklotzt und nicht gekleckert.
Folgendes gibt es zu entdecken:
Hammers Frauen: Jeanne Roland / Interview mit Michael McStay / Interview mit Carlo Martelli / Britischer Kinotrailer / Deutscher Kinotrailer / US Double Feature Trailer / Französische Titelsequenz / Super-8-Fassung / Werberatschlag / Filmprogramm / Bildergalerie / Deutscher Kinotrailer „Der Fluch der Mumie“ Inkl. 32-seitigem Booklet geschrieben von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad (exklusiv nur im Mediabook enthalten)
Vor allem aber ist es erneut der Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad, der alleine schon den Kauf rechtfertigt, denn dieser ist wie üblich voller Fachwissen und doch auch Kurzweil. In dieser Form werde ich den Schinken sicher öfters anschauen, als im Urzustand ohne die Talkrunde.
Denn der von Dauerproduzent (und nur Gelegenheitsregisseur) Michael Carreras relativ unbeholfen heruntergekurbelte Film spult die altbekannte Geschichte von den Archäologen, die die Ruhe einer Gruselmumie stören und dies zum Großteil mit dem Leben bezahlen müssen, recht uninspiriert herunter. Ägypten selbst gibt es hierbei nur als seltenes Stock-Footage von Reitern in der Wüste zu bestaunen. Diese sehen wir gleich im Vorspann, ehe das Szenenbild zu einer Kulisse wechselt, die ausschaut wie einst bei RAUMSCHIFF ENTERPRISE im Ferienprogramm. Dort wird einem alten Mann flugs die Plastikhand abgetrennt, was nur bedingt vom Szenenbild ablenkt. Aua.
Kurz darauf lernen wir unsere Hauptcharaktere kennen. Da haben wir den Helden der Geschichte namens John Bray (Ronald Howard), der bereits ein wenig in die Jahre gekommen ist und mit einem Knautschgesicht punkten kann. Seine Flamme hört auf den bezaubernen Namen Annette Dubois (Jeanne Roland), die knapp zwainzig Jahre jünger ausschaut als Knautschi (wohl auch, weil dies der Realität entspricht). Immerhin durfte die Dame in MAN LEBT NUR ZWEIMAL den Doppelnull Agenten massieren. Steile Karriere. Hier darf sie, mon dieu, mit einem französischen Akzent das Dummchen geben, welches ratzfatz in den Armen eines anderen landet. Diese Tatsache macht Madame gleich zwei Noten unsympathischer. Eben jener Nebenbuhler sieht nicht nur schleimig aus, Adam Beauchamp (Terence Morgan) ist auch ein echter Kotzbrocken, der böses im Schilde führt. Das wittert auch der unerfahrene Filmkonsument drei Meilen gegen den Wind. Doch vergessen wir nicht den zwar erstaunlich sympathischen, jedoch mit seiner Aussage, die Mumie gegen Bares ausstellen zu wollen, schnell alle Chancen auf ein Happy End seinerseits verspielenden Geldgeber Alexander King (Fred Clark), dem einzigen Charakter, dem der Zuschauer eine Träne nachweint, obwohl er ein geldgieriger, alter Sack ist.
Den Vogel schiesst aber der Mullbindenmann (Dickie Owen) ab, der ungefähr sich nicht halb so schnell fortbewegt wie meine Omma mit ihrem Rollator. Es kommt aber auch niemals jemand auf die Idee, das Monster stoppen zu wollen (möglicherweise ist niemand schnell genug). In einer Szene befinden sich gar mehrere Polizisten im Raum, die auch nicht eingreifen, als einem Mann der Kopf (offscreen) mit dem Mumienfuß zerquetscht wird. Stattdessen bewahren alle Ruhe und lassen das Monster von dannen ziehen. „Nehmt die Verfolgung auf!“ – Profis halt.
Wer also einen spannenden Gruselschocker sucht, darf gern weiterstöbern. Fans der alten HAMMER Filme greifen sowieso zu und auch Filmhistorisch Interessierte dürfen zugreifen, da der Audiokommentar alleine, wie bereits erwähnt, sein Geld wert ist.
Bei der Softboxvariante wurde auf dem Backcover übrigens ein falsches Bildformat (1,79:1) angegeben. Der Film ist aber selbstverständlich auch dort im Originalformat 2,35:1 aufgespielt worden.
Trailer: