Es gibt wieder Hoffnung am Horizont der verfilmten Teeniedramen. Keine schmierigen Glitzervampire, keine Schilderung der Zeit „nach der Leidenschaft“, sondern ein ernstzunehmendes Drama aus dem Hause UNIVERSAL PICTURES um zwei Jugendliche, die sich ineinander verlieben, obwohl sie an Mukoviszidose erkrankt sind und sich, der eigenen Sicherheit wegen, nur auf vier Schritte einander nähern dürfen. Warum sich der Kauf einer Kinokarte lohnt, erfahrt Ihr im Artikel.
Originaltitel: Five Feet Apart
Regie: Justin Baldoni
Darsteller: Haley Lu Richardson, Cole Sprouse, Moises Arias, Kimberly Hebert Gregory, Claire Forlani
Artikel von Christian Jürs
Stella (Haley Lu Richardson) ist eine fast normale Teenagerin. Nun gut, sie leidet an einem Kontrollzwang, doch das ist noch ihr geringstes Problem. Denn Stella ist an Mukoviszidose erkrankt. Das ist eine Stoffwechselerkrankung, durch die ihre Lunge Unmengen an Schleim produziert. Eine Krankheit, die zwar selten auftritt, leider aber auch nicht heilbar ist. Lediglich eine Spenderlunge könnte Stella helfen, doch auch deren Haltbarkeit ist begrenzt.
Da ihre Medikation neu eingestellt werden muss, verbringt das siebzehnjährige Mädchen mal wieder einige nicht enden wollenden Wochen im Krankenhaus. Von dort aus teilt sie sich der Welt über ihren YouTube-Kanal mit, um die vielen verpassten Tage und Wochen, die sie sonst mit ihren Freundinnen verbringen würde, zu kompensieren. Doch ganz so grau wie es scheint ist der Krankenhausalltag nicht. Dafür sorgen die freundliche Krankenschwester Barb (Kimberly Hebert Gregory) und Mitpatient Poe (Moises Arias), mit dem Stella schon seit langer Zeit befreundet ist. Dass zwischen den beiden nichts läuft liegt zum Einen daran, dass sich die Erkrankten nur bis auf vier Schritte einander nähern dürfen, da die unterschiedlichen Bakterien, die sich bei den Patienten übertragen würden, tödliche Folgen haben könnten. Zum Anderen liegt es aber auch ganz einfach daran, dass Poe homosexuell veranlagt ist.
Doch eines Tages steht der Routinealltag von Stella kopf, als mit Will (Cole Sprouse) ein rebellischer Neuzugang auf die Station kommt. Der Junge aus gutem Hause pfeift auf Vorschriften und balanciert auch gerne mal auf dem Dach herum, da sein Leben nach eigenem Empfinden eh jeden Moment vorbei sein könnte. Auf die angebotene Therapie, die eventuell lebensverlängernde Erfolge erzielen kann, scheißt er gewissermaßen.
Für einen Kontrollfreak wie Stella ein absolutes No-go. Sie versucht, den Rebell zur Vernunft zu bringen, auch für ihre eigene, innere Ruhe. Doch der stellt eine Forderung: Sollte er sich auf alle Therapieformen einlassen, möchte er Stella malen dürfen. Widerwillig schließen die beiden einen Pakt und es kommt, was kommen muss: Die Liebe kommt ihnen dazwischen. Wenn nur nicht diese verdammten vier Schritte Abstand wären…
Manchmal wird der Mut eines Filmstudios belohnt. Die gerade einmal 7 Mio. Dollar Budget des Kinoregiedebuts von Schauspieler Justin Baldoni spielte der Film bereits am Startwochende fast doppelt wieder ein. Etwas, dass sich die meisten der aktuellen Sommerblockbuster auch wünschen würden. Doch DREI SCHRITTE ZU DIR hat diese Aufmerksamkeit auch redlich verdient. Kein Kitsch Marke AFTER PASSION, sondern eine zu Herzen gehende Geschichte unheilbar kranker Jugendlicher, die dem Tod ins Auge sehen und trotzdem nicht dem Mut verlieren. Zwar spielt der Streifen nicht in einer Liga mit DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER, doch der hat bereits fünf Jahre auf dem Buckel und die Alternativen mit Titeln wie AFTER PASSION oder (noch schlimmer) aus den hiesigen Gefilden wie ABIKALYPSE, die bei ihrer Erwähnung bereits Brechreiz erzeugen, kann dieses liebevolle, kleine Werk locker in die Tasche stecken.
Dies ist vor allem der Verdienst der beiden Hauptdarsteller. Cole Sprouse dürfte vor allem der weiblichen Fraktion dank seiner Rolle des Jughead Jones in RIVERDALE ein Begriff sein und mehr als nur feuchte Hände bereiten. Haley Lu Richardson war bislang eher in kleineren Produktionen zu Hause, darf ihren nächsten Film aber an der Seite von Colin Farrell bestreiten (AFTER YANG). Auch die Nebenrollen sind prima besetzt, wobei natürlich insbesondere Moises Arias und Kimberly Hebert Gregory positiv auffallen. Es gibt aber auch ein Wiedersehen mit Claire Forlani in der Rolle von Wills Mutter. Vor zwanzig Jahren wäre sie vielleicht die Stella gewesen.
Regisseur Justin Baldoni macht einen prima Job, weiss genau, wie er Emotionen aufbaut und findet viele stimmungsvolle Bilder. Von dem Mann werden wir noch mehr hören. Und das Drehbuch? Nun, dass umschifft sorgsam jedes Klischee, zumindest bis dreißig Minuten vor Schluß. Denn auf der Zielgeraden fällt den Machern dann doch wieder ein, dass es sich hier um einen Hollywoodstreifen handelt und gesteht dies mit dem ein- oder anderen bekannten Drehbuchkniff ein, welche ich hier allerdings nicht spoilern werde. Trotzdem, auch wenn gegen Ende etwas dicker aufgetragen wird, bleibt der Film an sich stimmig und vermeidet ein sülzig-klebriges Happy End.
Ich kann den Kinobesuch jedenfalls absolut empfehlen, auch wenn ich mit Mitte vierzig „knapp“ an der Zielgruppe vorbeigeschrammt bin. Egal, ich bin ja kein Eisblock.
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