Die höllische Vereinigung, bestehend aus Adam Sandler und der Streaming-Plattform NETFLIX, hat einen neuen Film auf die Menschheit losgelassen. Mit prominenter Unterstützung, in Gestalt von Jennifer Aniston, wandelt der umstrittene Mime auf den Spuren Agatha Christies, und stolpert direkt in einen heiklen Mordfall, den es zu lösen gilt. Ob die Krimikomödie zum launigen Rätselraten einlädt oder doch in die Sandler-typische Klamauk-Kloake abdriftet, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Murder Mystery

Drehbuch: James Vanderbilt
Regie: Kyle Newacheck

Darsteller: Adam Sandler, Jennifer Aniston, Luke Evans, Gemma Arterton, Dany Boon, Terence Stamp…

Artikel von Christopher Feldmann

An Adam Sandler scheiden sich die Geister. Die Einen mögen seine flachen Komödien, die Anderen haben nichts weiter als Verachtung für den US-Komiker übrig. Das tut dem Erfolg des Schauspielers keinen Abbruch, liefert Sandler doch 1990er Jahren regelmäßig Hits ab, auch wenn die Kritiken in den meisten Fällen wenig schmeichelhaft sind. Mein Verhältnis zum Sandman ist eher zwiespältiger Natur, denn obwohl ich Komödien wie JACK & JILL (2011), KLICK (2006), LEG DICH NICHT MIT ZOHAN AN (2008) oder KINDSKÖPFE (2010) absolut scheiße bis unerträglich finde, haben mir andere Werke wie 50 ERSTE DATES (2004) oder DIE WUTPROBE (2003) schon so manchen verregneten Sonntag versüßt. Große Kinomomente hat Mr. Sandler aber nicht abgeliefert, da dürfte sich wohl jeder einig sein. Seit vier Jahren steht das „Multitalent“ auch im Dienste von NETFLIX und dreht für den Streaming-Magnaten einen Scheißfilm nach dem anderen. Nun wurde das neueste Projekt der fruchtbaren Zusammenarbeit veröffentlicht, dem ich als Krimi-Fan letztendlich doch meine Aufmerksamkeit schenkte. In MURDER MYSTERY (2019) mutiert Sandler nämlich zum Amateur-Poirot und löst gemeinsam mit Leinwand-Gattin Jennifer Aniston einen kniffligen Mordfall vor der Kulisse Monte Carlos. Kling beknackt, ist es letztendlich auch, auch wenn der Film dabei deutlich weniger ärgerlich ist, als vergangene Verbrechen an der Menschlichkeit.

Handlung:
Der Polizist Nick Spitz (Adam Sandler) verwöhnt seine Gattin Audrey (Jennifer Aniston) endlich mit der lang ersehnten Europa-Reise, von der Mrs. Spitz seit ihrer Hochzeit träumt. Im Flugzeug begegnet das Paar dem schwer reichen Charles Cavendish (Luke Evans), der die Beiden prompt auf eine Luxus-Yacht einlädt, auf der sein Onkel (Terence Stamp) Cavendishs Ex-Verlobte ehelichen möchte. Als während eines Streitgesprächs das Licht ausgeht und der Familienpatriarch im Beisein der Gäste heimtückisch ermordet wird, geraten Audrey und Nick in das Fadenkreuz der Polizei. Um ihre Unschuld zu beweisen, müssen sie den wahren Mörder ermitteln, und das kann jeder der anwesenden Gäste sein.

Adam Sandler hat sich an einer Krimikomödie versucht. Das man hier natürlich keinen Meilenstein erwarten kann, dürfte jedem klar sein. Das Drehbuch bedient sich ganz ungeniert bei berühmten Motiven der Kriminalliteratur und zitiert mit Vorliebe Agatha Christie-Werke wie TOD AUF DEM NIL. MURDER MYSTERY versteht sich augenscheinlich als Hommage an klassische „Wer ist der Mörder?“-Reißer, hat aber mit Ausnahme von der Aneinanderreihung von Klischees und aufgesetzten Sprüchen wie „Es ist doch immer der, den man am wenigsten vermutet“ oder „Das ist ja wie in den Romanen“, nicht viel zu bieten. Das liegt vor allem daran, dass sich der Film nicht entscheiden kann, was er sein will. Auf der einen Seite gehen erstere Szenen komplett den Bach runter, da Mr. Sandler jede Situation mit wahrlich nicht lustigen Witzen zu Nichte macht. Aber auch als Parodie versagt der Film, da er einfach nicht lustig ist und den bewährten Tropen des Krimi-Genres keinen zusätzlichen Dreh oder eine gewisse Meta-Ebene hinzuzufügen hat.

MURDER MYSTERY bleibt flach, vorhersehbar, unlogisch und im höchstem Maße unoriginell zusammengekleistert. Allein schon die viel zu lange Einführung der Charaktere nimmt dem Film jegliches Tempo, da sie überhaupt nicht wichtig für die Handlung ist, sondern nur dazu dient, dass Nick Spitz am Ende doch ein guter Polizist ist und Audrey ihre Kenntnisse aus den Büchern anwenden kann. Und das kommt von einem Drehbuchautor, James Vanderbilt, der immerhin David Finchers Meisterwerk ZODIAC (2007) geschrieben hat. Welch ein Absturz.

Nicht wirklich hilfreich ist es übrigens auch, wenn man sich bemüht, eine illustre Schar an Verdächtigen zu etablieren, die aber so dermaßen als Karikaturen angelegt sind, dass man sie zu keiner Sekunde ernst nehmen kann. Zudem sind sie noch nicht mal witzig. Luke Evans ist verschenkt als windiger Klischee-Lord, Gemma Arterton gibt die oberflächliche Schauspielerin, während ein Terence Stamp in einem undankbaren Gastauftritt kaum wider zuerkennen ist. Jennifer Aniston spielt die nervige Ehefrau, während Adam Sandler wiedereinmal sich selbst spielt. Immerhin lässt er die peinlichen Zoten links liegen, ersetzt aber durch NICHTS. Der Sandman ist so unlustig wie eh und je.

Auch die Inszenierung von Kyle Newacheck, der bereits letztes Jahr für NETFLIX den Film GAME OVER, MAN (2018) gedreht hat, ist erwartungsgemäß belanglos. MURDER MYSTERY sieht eben wie ein typischer Film des Streaming-Giganten aus.

Fazit:
Das neue Adam Sandler/NETFLIX-Feature MURDER MYSTERY (2019) ist eine weitere unterdurchschnittliche Komödie, mit der die Macher sogar die von mir heiß geliebten WhoDunIt-Krimis beleidigen. Ein lieblos hingewichster, konstruierter Plot, dämliche Figuren und unlustige Gags lassen den Film zur nächsten vergessenswerten Gemeinschaftsproduktion werden. Immerhin verkneift sich der Film den platten Sandler-Humor, was zumindest ein kleiner Trost ist.

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