Supermodel Elle MacPherson nackt! Habe ich Eure Aufmerksamkeit? Gut, denn diese im Jahr 1930 angesiedelte Komödie um Erotik und das strenge Sittenbild der Kirche hat weit mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihr einst im Kino zuteil wurde. Der verschmitzt auf dem Frontcover grinsende Hugh Grant könnte zudem falsche Erwartungen beim Publikum wecken. Wir schildern Euch, warum der Film um Sam Neill als Maler umtrittener Künste durchaus sehenswert ist, zumal Studio Hamburg den Silber- oder Blauling, zu einem durchaus moderaten Preis anbietet.

Originaltitel: Sirens

Deutscher Kino- und Videotitel: Verführung der Sirenen

Regie: John Duigan

Darsteller: Hugh Grant, Tara Fitzgerald, Elle MacPherson, Portia De Rossi, Sam Neill

Artikel von Christian Jürs

Die Kirche ist entsetzt und sieht das Ende der Moral auf sich zukommen, als auf einer englischen Kunstausstellung eine Bildersammlung des umstrittenen Künstlers Norman Lindsay (Sam Neill) präsentiert werden soll. Insbesondere das blasphemische Bild einer nackten, gekreuzigten Venus bereitet den Kirchenherren Kopfzerbrechen. Daher senden sie den jungen Priester Anthony Campion (Hugh Grant), zusammen mit seiner jungen, äußerst prüden Frau Estella (Tara Fitzgerald) in die Abgeschiedenheit Australiens, wo er auf den Maler einreden soll, das Bild wieder zurück zu ziehen.

Bereits im schwarzweiß gehaltenen Vorspann, in dem Estella sich an Bord des Schiffes nach Australien verschämt von fremden Männern beobachtet fühlt, wird klar, dass diese Reise um Anstand und Moral zu einer Zerreissprobe für das junge Glück werden wird. Doch dafür hat der junge Priester keinen Blick. Umso größer ist der Schock für ihn, als er auf dem Anwesen des sympathischen Künstlers, der glücklich mit der für ihn posierenden Rose (Pamela Rabe) liiert ist und zwei entzückende Mädchen groß zieht, auf die drei Musen des Malers trifft. Pru (Kate Fischer), Sheela (Elle MacPherson) und Giddy (Portia De Rossi) machen keinen Hehl aus ihren lüsternen Avancen, denen Estella mehr und mehr verfällt, während Anthony glücklos versucht, den Maler in seiner Kunst umzustimmen…

Hugh Grant feierte gerade seinen Durchbruch mit VIER HOCHZEITEN UND EIN TODESFALL und Sam Neill hatte den Blockbuster JURASSIC PARK im Kasten, als es den beiden wohl nach etwas anspruchsvollerer Kost dürstete. Kein Sorge, wir haben hier mitnichten ein sprödes Drama um Anstand und Moral, sodern eine sommerliche Erotikkomodie, die lose mit dem real existierenden Künstler Norman Lindsay (1879-1969) spielt. Inmitten der paradiesischen Natur Australiens schaffte es Regisseur John Duigan, auch dank seiner talentierten Darsteller, eine ungewöhnlich freizügige Sommerkomödie um Lust und Liebe zu filmen, die zu keiner Sekunde langweilig wird. Hugh Grant spielt dabei ähnlich seiner aristokratischen Figur aus DER ENGLÄNDER DER AUF AUF EINEN HÜGEL STIEG UND VON EINEM BERG HERUNTER KAM (uff), der nur ein Jahr später entstehen sollte. Also noch weit entfernt von dem sympathischen Arschloch, dass er seit ABOUT A BOY immer wieder gerne verkörperte. Neill spielt ebenfalls gewohnt souverän, doch die größte Aufmerksamkeit verdient Tara Fitzgerald, deren Wandlung von der grauen Maus zur sexuellen Befreiung äußerst gefühlvoll und nachvollziehbar vonstatten geht.

Doch auch Elle MacPherson, die als Model damals groß Karriere machte und in diversen Filmen der 90er auftrat (AUF MESSERS SCHNEIDE), verdient Lob, da ihre sexuell aufdringliche Sheela den wohl wichtigsten Part der Sirenen einnimmt. Sie nahm extra für die Rolle 30 Pfund zu, um den Aktmodellen der damaligen Zeit mehr zu entsprechen und auch schauspielerisch steht sie ihren Kollegen und Kolleginnen in nichts nach. Portia De Rossi als Giddy glänzt ebenfalls und erinnert stark an die junge Amanda Seyfried.

Die Synchronisation ist gelungen. Grant hatte damals schon seine Standardstimme Patrick Winczewski, die ihn bis heute beinahe durchgehend begleitet. Auch Sam Neill wird wie gewohnt von Wolfgang Condrus vertont. Bild und Ton (DD 2.0) lassen keinen Anlass zum Meckern. Mir lag die DVD zur Rezension vor, die Blu-ray dürfte noch besser wirken. Nur im Bonusbereich herrscht leider Ebbe.

Wer also lust auf eine launige, ziemlich erotische Sommerkomödie aus den guten, alten 90ern hat, der darf hier beherzt zugreifen und sich von den Sirenen verführen lassen.

Trailer:

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